PDC World Championship Darts Pro Tour im Test

Xbox 360Xbox
Irgendwann zu Beginn des 19. Jahrhunderts begannen die Engländer auf einmal Korkscheiben mit kleinen Pfeilen zu bewerfen. Wer jetzt denkt, dass die Insulaner plötzlich starke Ressentiments gegen unschuldiges Holz entwickelt hatten, irrt sich aber gewaltig. Die Herren hatten stattdessen einfach nur wieder ein äußerst spaßiges und kneipentaugliches Spiel erfunden, dass heute unter dem Namen „Darts“ allgemein bekannt ist. Ob das Spielprinzip allerdings auch auf der Konsole funktioniert ist eine ganz andere Frage...
Besagtes Experiment kann nun jeder interessierte Kneipensportler seit Neustem selber in Angriff nehmen, denn PDC World Championship Darts Pro Tour steht für die aktuellen Konsolen in den Startlöchern... Schauen wir doch mal, ob das Spiel genauso gut ist, wie sein Namen lang.

Nachdem ich den Silberling in meine Xbox gestopft habe, lande ich direkt im Hauptmenü des Spieles. Zur Auswahl stehen eine Karriere, selbst definierte Spiele, ein Übungsmodus und ein Partymodus. Weil die Karriere meistens den Hauptbestandteil eines Spieles ausmacht, entscheide ich mich natürlich für die erste Möglichkeit und peile schon einmal lässig die Weltherrschaft an. Also schnell aus einem sehr limitierten Baukasten einen Spieler zusammen gebaut und auf ins Gefecht (Spielbar sind übrigens auch 10 bekannte Top-Dartspieler wie z.B Phil Taylor oder Raymond Van Barneveld). In einem schnöden Textmenü werde ich nun vor die Wahl gestellt, welches Turnier ich zu spielen gedenke und schon lande ich mitten in der Aktion, respektive an der Zielscheibe.

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Ein erster Rundumblick widerlegt gleich einige meiner schlimmsten Befürchtungen. Das Spiel sieht wirklich nicht schlecht aus. Zwar herrscht keine Hochglanzgrafik vor, aber abstoßend hässlich ist eben auch anders. Besonders positiv sind übrigens die animierten Zuschauer, die herumklatschen und toben und schon fast eine Art Rockband-Publikum Atmosphäre verströmen. Hier hat jemand wirklich etwas Herzblut hineingeträufelt. Daumen Hoch dafür.
Ähnlich gut wurde erfreulicherweise auch der Blick auf die Scheibe umgesetzt. So stehen gleich mehrere Kameraperspektiven zur Verfügung, die alle identisch gut brauchbar sind. Hier dürfte also auch für jeden Geschmack etwas dabei sein.
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Anders sieht es leider an der Steuerungs-Front aus. Genau hier taucht nämlich die Frage auf, die ich mir selbst vor dem ersten Anspielen gestellt habe: Wie zum Teufel soll man ein auf Wurf-Geschicklichkeit basierendes Spiel auf ein Gamepad übertragen. Die Lösung der Designer sieht folgendermaßen aus... Mittels eines Analogsticks kann ein Zielmarker über die Zielscheibe bewegt werden. Sobald sich der Punkt über unserem Ziel befindet, gilt es, mit nun gedrücktem Bumper, einen Analogstick in der Imitation einer Wurfbewegung zurück und vor zu bewegen. Am Endpunkt der Bewegung noch schnell den Bumper loslassen und schon surrt der Wurfpfeil davon.
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Weil diese Mechanik immer zu 100% Treffern führen würde, haben unsere lieben Spielemacher aber natürlich noch zwei weitere Komponenten eingebaut. Erstens existiert immer eine zufällige Streuung, die die menschliche Unzulänglichkeit in das Spielgeschehen integriert und zweitens müssen die Pfeile mit der richtigen Kraft-Dosierung geworfen werden. Und genau an dieser Stelle haben die Designer leider auf ganzer Linie versagt.

Zwar wird uns sogar angezeigt, mit wie viel Kraft wir den Pfeil werfen müssen, eine Umsetzung mittels der Analaog-Sticks ist aber trotzdem praktisch unmöglich. Dummerweise reagiert nämlich die Anzeige, die unseren Krafteinsatz am Pad misst, dermaßen überempfindlich, dass praktisch jeder Wurf mit voller Kraft ausgeführt wird.

Eigentlich wäre das Spiel jetzt so gut wie unspielbar. Glücklicherweise habe ich aber einen Trick entdeckt, der mich (dann wieder blöderweise) praktisch unbesiegbar macht. Wenn ich nämlich nicht den Zielmarker zum Zielen benutze, sondern die Scheibe mit dem oberen Rand das Streuungskreises anvisiere(die Weite der Streuung wird komfortablerweise angezeigt), ist jeder Wurf, der mit maximaler Energie ausgeführt wird ein Volltreffer. Keine Ahnung, wie die Macher diesen Glitch übersehen konnten, aber er ruiniert das Spielerlebnis leider genauso, wie die unbrauchbare Kraftsteuerung.
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Diesen folgenschweren Fehler kann dann auch kein Spielmodus der Welt wieder gut machen. Zwar können in der Karriere neue Turniere ect freigespielt werden. Wirkliche Motivation sieht aber anders aus. Und was den Multiplayer angeht, kann sich wohl auch jeder denken, dass ein echtes Dartspiel 100 mal mehr Spaß macht. Zur Ehrenrettung sollte aber noch gesagt werden, dass das Spiel wohl jede Dart-Variation anbietet, die halbwegs bekannt ist. Hier hat man sich also nicht lumpen lassen.
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Wie oben bereits angedeutet, weis auch die Technik des Spieles zu überzeugen. Die Grafik ist zwar nicht wirklich überwältigend, guten Durchschnitt bekommen wir hier aber alle mal serviert. Besonders gut sind dabei die digitalen Versionen der Top-Spieler gelungen. Der Sound ist sogar noch eine ganze Ecke besser geraten und baut durch den Elan der guten, englischen Sprecher eine richtige Atmosphäre auf. (Und das bei einem Dartsspiel... Das alleine ist schon eine irre Leistung!). Richtig gut hat mir außerdem die Physik-Engine gefallen. Jeder Pfeil fliegt, gerade auch in den Zeitlupenwiederholungen nach dem Wurf, absolut korrekt und federt sogar nach dem Einschlag nach. Hier ist wirklich mit großer Sorgfalt zu Werke gegangen worden.

Andreas meint:

Andreas

Tja, was soll ich dazu sagen... PDC World Championship Darts Pro Tour ist leider ein Spiel, dass in seinem wichtigsten Element - der Steuerung, zumindest auf der Xbox ziemlich versagt. Gerade in diesem Fall ist das jedoch besonders schade, merkt man doch, dass man es eigentlich nicht mit einem hingeschluderten Titel zu tun hat, sondern dass sich die Designer in vielen Punkten richtig Mühe gegeben haben. Wirklich traurig, aber ohne funktionierende(und glitchfreie) Steuerung ist das Spiel leider nicht empfehlenswert.

Dieses Review bezieht sich übrigens ausschließlich auf die Xbox360 Variante. Die PS3 Version wurde mit einer Move-Unterstützung ausgestattet, deren Funktionstüchtigkeit ich hier nicht beurteilen kann. Das selbe gilt natürlich auch für die Wii-Variante.

Positiv

  • Sehr guter Sound
  • Ordentliche Präsentation
  • Großer Umfang an Spiel-Varianten

Negativ

  • Kraftsteuerung reagiert viel zu überempfindlich
  • Steuerungs-Glitch der fast unbesiegbar macht.
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PDC World Championship Darts Pro Tour Daten
Genre Sport
Spieleranzahl 1-8
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 2010
Vermarkter -
Wertung 4.8
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