Bewaffnet mit Zauberhut, passendem Outfit und Papies Wunderstab geht es los um die Welt zu retten und das bleibt Shoot’n Jump-Spielen wie Mega Man oder Contra/Probotector extrem treu. Also von links nach rechts laufen, Widerlingen Paroli bieten und Münzen einsammeln, die euch am Levelende zu Extraleben verhelfen. Sowohl in schwindelerregenden Höhen wie auch auf solidem Untergrund spielt sich die kleine Zauberin unkompliziert und einfach. Sollten gerade Genreneulinge ihren Einstand mit Incantation feiern, können sie zu keinem besseren Produkt greifen, weil der Schwierigkeitsgrad zu keiner Zeit eine Herausforderung ist. Um den Obermotz am Levelende gegenüberzustehen, braucht ihr jeweils immer drei magische Federn, die in der Levelarchitektur verstreut sind. Um euch lange Sprungpassagen und die daraus resultierenden Laufwege zu ersparen, haben die Entwickler von Titus ein Teleportersystem eingebaut, das durch Öffnen von Kristallkugeln aktiviert wird.
Dann wandert der magische Staub in der Kugel über euren knuffigen Helden und schon seid ihr entweder eine Etage höher oder in einem versteckten Bonusabschnitt, um dort die wichtigen Münzen einzusacken. Damit ihr bei Feindkontakt nicht sofort den kürzeren zieht, fliegen einige Zaubersprüche in der Gegend herum, um eurem Zauberstab die gehörige Firepower zu verschaffen. Hier treffen dann standardmäßig Feuerbälle auf zielsuchende Eisprojektile und sogar Bomben sind mit von der Partie. Die sind ganz besonders wichtig, um in Level 3 den Endgegner sehen zu wollen. Denn hier scrollt das Bild nicht von links nach rechts, sondern von oben nach unten und ihr müsst an vorgegebenen Stellen euren Bombenzauber nutzen, um ein Stockwerk tiefer zu kommen. Wechseln könnt ihr wie z.B. bei Super Probotector eure Magieeffekte nicht. Auch vom Buttonlayout ist das Spiel sehr genügsam. Ein Knopf zum springen, einen zum hüpfen und das wars schon. Nett ist die Möglichkeit, dass ihr bei gedrückter R-Taste den Blickwinkel verschieben könnt, um mögliche Abgründe besser zu erkennen.
Leider haben die Monster in der Umgebung die schlechte Angewohnheit, dass sie nach dem Ableben wieder erscheinen, sobald ihr euren Pfad der Gerechtigkeit weiter verfolgt. Hier haben sich die Entwickler wohl von Capcom ’’inspirieren’’ lassen. Recht unfair ist der Fakt, dass z.B. Fledermäuse durch Wände fliegen können, während eure Zaubersprüche an jeder Wand abprallen. Und weil euch alle Monster magnetartig wie gehirnhungrige Zombies kopflos durch die Levelarchitektur begleiten, kann es oft zu ungewolltem Körperkontakt kommen. Solltet ihr frühzeitig ableben, transportiert euch kein Checkpoint zur Levelmitte, sondern an den Anfang und somit dürft ihr dieselbe Tortur nochmals erleben. Als äußerst Uninspirierte könnt ihr die Monster sehen, die getrost in die Schublade ’’08/15’’ gehören. Die allgemeine grafische Qualität geht in Ordnung, sprich euch wird solide Bitmapgrafik präsentiert ohne wirkliche Highlights. Eine wirkliche Katastrophe ist der Soundtrack, der noch unter dem Niveau einer Fahrstuhlmusik kommt.
Braucht das Spiel eine Daseinsberechtigung? Bestimmt hat es Anno 1996 sicher ein paar Käufer gefunden, aber selbst Retrosammler, die schon viele Jump’n Shoot-Perlen in ihrer Sammlung besitzen, brauchen Incantation nicht wirklich. Seht ihr das Game gut erhalten für ein paar Euros auf dem Flohmarkt, kauft es und wenn es euch doch nicht gefällt, verhökert es bei Ebay unter der Rubrik ’’Seltenes Sammlerstück’’ für 200 Flocken! Sollte sich dann ein Käufer finden, hätte das Spiel seine Daseinsberechtigung! ^_^