Power Mathe im Test

Um mir ein besseres Urteil zu bilden, habe ich mir wieder kindliche Unterstützung innerhalb der Familie besorgt. Zusammen mit meinem neunjährigen Neffen Fabian haben wir uns beide den Aufgabe gestellt, die laut Verpackung schon eine Million Kinder vor uns gemacht haben. Zunächst fällt auf, dass Tivola die Kids schon beim Start von Power Mathe mit einem minutenlangen Intro abschrecken will.

Hier erklärt das Mathe-Masskotchen Vampir Freddy auf erwachsene Art, wie wichtig und toll doch Power Mathe ist und wie es den normalen Schulalltag ergänzen könnte. Langweilig! Nach dem Anlegen des Avatars landet man auch gleich im Hauptmenü mit seinen neun Rechengames. Diese wurden in Aktivitäten eingebunden, wie Kanu fahren oder Boxen. Das wird gleich noch intensiver erklärt. Alle vier Grundrechenarten, wie Addition, Subtraktion, Multiplikation oder Division sind mit im Boot, doch muss der ’’Spieler’’ von Power Mathe erst einen 3-Phasen-Parkour bezwingen. In der ersten Phase der Aufgaben lassen Mentale Aktivierungsübungen, wie ’’Bilder-Memory’’, das Gehirn warm laufen. Dann folgt nach langweiligen fünf Minuten rumgeklicke die eigentliche Rechenphase.

Hier kommt jetzt die Bewegungssteuerung auch wirklich ins Spiel. Oben am Bildschirmrand stehen die Rechenaufgaben und die Lösungen müsst ihr in der Schießbude mittels Luftgewehr treffen oder beim Kanu fahren durchschwimmen. Die Idee hinter diesem Konzept ist bis dahin noch gut. Nicht wirklich gut ist die lange ’’Spielzeit’’ von bis zu 15 Minuten und die sich oft wiederholenden Rechenaufgaben. Ein Lob für eure Mühe zwischendurch bekommt ihr nicht. Ein rotes Kreuz gibt euch immer die Info an, wenn ihr die falsche Antwort gewählt habt, während ein grüner Pfeil die richtige Lösung signalisiert. Dieses Feedback ist für Grundschüler unzureichend und demotiviert schon nach kurzer Spielzeit. Würde man einen Erstklässler vor die Glotze setzen und Power Mathe spielen lassen, würde dieser wohl recht schnell die Lust am Kopfrechnen verlieren. Wieso, fragt ihr? Die Bewegungssteuerung ist ein Wechselbad der Gefühle. Ein kleines Kind vertraut darauf, dass diese tadellos funktioniert, um seine Rechenaufgaben zu meistern.

Doch was passiert, wenn dies nicht der Fall ist? Dann kommt Frust und die Lernmethode versagt auf ganzer Linie. Und frustrierend ist es auch, wenn man die richtige Antwort weiß und mittels Kanu die linke Flagge ansteuern möchte, um dies dem Spiel mitzuteilen, aber die vermurkste Bewegungsabfrage euch nach rechts dirigiert. Das Game erkennt es als Fehler eurer Seite an und vermerkt das im Fortschritt des Profils.

Ob ihr jetzt Dosen werft, Luftballons abschießt oder einfach mit Magneten Enten aus einem Teich angelt, die Fehlerquote bei der Bewegungserkennung ist zu hoch. Bei dieser Art von Lernsoftware darf so was nicht passieren! Sollte es mal ein begabtes Kind durch den 3-Phasen-Test schaffen, wird es mit einem lieblosen Kommentar von Freddy und ein paar Sternen belohnt. Also wenn das nicht noch mehr demotiviert, weiß ich es auch nicht.

Die in der Pressemitteilung erwähnten ’’liebevoll gestalteten Spiele’’ fallen in grafischer Sicht unter das Niveau einer Flashanimation. Sporadische Hintergründe, wenig Liebe zum Detail, schlampige Animationen und eine nichtvorhandene Soundkulisse lassen nicht vermuten, dass wir hier von einem 40 Euro teuren Produkt reden. Gibt es wenigstens einen Multiplayermodus mit bis zu vier Spielern um den Kauf zu rechtfertigen? Ein großes NEIN!!!