Big Beach Sports im Test

Nintendo Wii
Man nehme eine Handvoll Sportarten, koche das Regelwerk auf das Nötigste herunter und füge unter ständigem Rühren eine möglichst simple Wiimote-Steuerung hinzu. So oder ähnlich dürfte das Rezept lauten, nach dem sich immer mehr Third-Party-Entwickler richten, wenn es darum geht, ein neues Wii-Game zu basteln. Nachdem es weder Konami mit Sports Island noch EA mit EA Playground gelungen ist, einen inoffiziellen Wii Sports Nachfolger zu kreieren, versucht sich nun THQ gemeinsam mit den HB Studios an dieser anspruchsvollen Aufgabe. Big Beach Sports bietet auf den ersten Blick alles was benötigt wird, um eine Horde bewegungswütiger Wii-Zocker zu bespaßen. Ob das Spiel hält was es verspricht, erfahrt ihr in unserem Bericht.

Trotz einfachem Editor sind einige erstaunlich bekloppte Charakter-Kreationen möglich.


Dass auf eine Story großzügig verzichtet wird, ist bei einem Game dieses Genres eigentlich klar. Schnell fällt auf, dass sich die Macher sehr stark an dem großen Vorbild Wii Sports orientiert haben, denn wie bereits in Nintendos Gratisspiel steht auch in Big Beach Sports das Erschaffen eines Charakters auf dem Programm, bevor man sich der Körperertüchtigung widmen kann. Was die Optionsvielfalt angeht, hält sich die kleine Sportspielesammlung vornehm zurück. Dennoch ist es, ähnlich wie im konsoleneigenen Mii-Kanal, möglich, Repräsentanten zu erstellen, die ihren realen Vorbildern recht ähnlich sehen. Als kleines aber nettes Feature entpuppt sich die Möglichkeit, Daten mit einem DS-System auszutauschen. So lassen sich die eigenen Figuren mit Hilfe des Touchscreens verschönern und anschließend wieder hoch laden.

Wie der Name schon vermuten lässt, finden die sportlichen Wettkämpfe ausschließlich am Strand statt. In den Disziplinen Volleyball, Disc-Golf, Cricket, Boccia, Fußball und Football darf man gegen computergesteuerte Gegner antreten oder sich mit bis zu drei Freunden Duelle liefern. Ob eine kurze Runde gestartet werden soll oder ein längeres Turnier auf dem Tagesplan steht, bleibt den Wiimote-Haltern überlassen. Für die nötige Langzeitmotivation sollen neben Trophäen auch individuelle Punkte sorgen, die je nach Leistung in jeder der Disziplinen vergeben werden und nach einer Weile Auskunft über die Fähigkeiten des jeweiligen Zockers geben.


Sieht lustiger aus als es ist. In vielen der kleinen Spielchen sind die Möglichkeiten, aktiv ins Geschehen einzugreifen nicht umfangreich genug.


Die Freude über den günstigen Preis des Games weicht schnell der Ernüchterung sobald man die ersten Duelle bestritten hat. Die vier enthaltenden Mannschaftssportarten sind echte Spaßbremsen, wofür besonders die Steuerung verantwortlich ist. Big Beach Sports wird ausschließlich mit der Wiimote gespielt, was zwar nicht grundsätzlich negativ sein muss, aber in diesem Fall eindeutig die falsche Wahl war. Fussballer, Volleyballer und Footballer bewegen sich selbstständig über die Spielfelder, so dass der Zocker lediglich Schüsse, Pässe, Schmetterbälle und ähnliche Aufgaben mit Hilfe einer schnellen Bewegung der Fernbedienung übernimmt. Während Tennis im großen Vorbild Wii Sports (man kann das Game gar nicht oft genug erwähnen) eine lustige und schweißtreibende Angelegenheit ist, kann man bei Big Beach Sports sehr lässig auf dem Sofa sitzen bleiben, da weder großer Körpereinsatz noch wirkliche Reaktionsschnelligkeit gefordert werden. Hätten die Entwickler wenigstens den Nunchuk-Controller integriert, wäre vielleicht ein wenig mehr Stimmung aufgekommen, aber leider geht den genannten Spielchen nach spätestens einer halben Stunde die Luft aus, da sie zu simpel sind. Etwas merkwürdig ist, dass es bei einer Partie Fußball tatsächlich möglich ist, die Laufrichtung zu beeinflussen, allerdings nur mit dem Steuerkreuz, was ebenso ungenau wie sinnlos wirkt, wenn man die Möglichkeiten eines Analogsticks bedenkt.

Wie so häufig bei Party-Spielen macht auch Big Beach Sports am meisten Spaß, wenn sich mehrere Menschen vor der Konsole tummeln. Dummerweise qualifizieren sich nur zwei der Sportarten als kleine Stimmungsmacher, ohne dabei die Qualität einer beliebigen Wii Sports Partie zu erreichen. In Disc Golf ist der Name Programm. Wer hier den Wind im Blick hat, über einen ordentlichen Schwung verfügt und die Höhe der Würfe gut einstellen kann, wird mit wenigen Versuchen eine Frisbeescheibe in einen Korb am Strand befördern können. Auch bei der zweiten spielenswerten Disziplin handelt es sich eher um einen ruhigen Wettstreit. Boccia entpuppt sich als ein naher Verwandter von Wii Sports Bowling und das ist immer eine gute Sache.


Die Mischung aus Frisbee und Golf ist eindeutig das spielerische Highlight von Big Beach Sports.


Manchmal schafft es ein Game durch optische Brillanz über andere Mängel hinweg zu täuschen. Dieses kleine Wunder gelingt Big Beach Sports leider nicht. Der Zocker fühlt sich locker um zwei Konsolengenerationen zurück versetzt, wenn sein entsetztes Auge das Geschehen auf dem Bildschirm zur Kenntnis nimmt. Sterile Hintergründe, simple Figuren und holprige Animationen lassen den Strandausflug zu einer sehr tristen Veranstaltung werden.

Die Melodien wiederholen sich zu oft, aber dennoch ist die Musik der grafischen Darbietung überlegen. Neben einem ruhigen und jazzlastigen Stück gibt es noch einen Song der dank Synthesizer-Steel-Drums und einem guten Beat zumindest das Mindestmaß an Karibik-Feeling erzeugt. Auch die Soundeffekte, die teilweise aus dem Mini-Lautsprecher der Fernbedienung ertönen erzeugen mit wenig Aufwand eine passende Atmosphäre.

Tim meint:

Tim

 Nach seiner Meinung über Oasis gefragt, sagte Sir Paul McCartney mal, dass er wahrscheinlich größere Chancen hat einen echten McCartney-Song zu schreiben als die Britpopper mit ihren diversen Beatles-Kopien. Ähnlich harte Sprüche dürfte sich auch Nintendo inzwischen erlauben, wenn man die vielen gescheiterten Versuche namhafter Spieleschmieden betrachtet, einen guten Wii Sports Klon zu erschaffen. Um wirklich zu verstehen, was für eine Perle die Mario-Firma jeder ihrer Wii-Konsolen beilegt, muss man einfach gesehen haben, wie traurig die Ergebnisse anderer Softwaremacher sind, die sich mit der gleichen Thematik befassen. Big Beach Sports ist ein Schnellschuss, den man sich trotz des günstigen Preises nicht zulegen sollte, wenn man nicht gerade versucht eine komplette Sammlung aufzubauen. Gerade mal ein Drittel der enthaltenen Mini-Games verdient das Prädikat “ganz okay“, während die restlichen sportlichen Aktivitäten absolut grausam sind und jegliches Aufkommen von Spaß im Keim ersticken. Die Disziplinen Disc Golf und Boccia retten THQs Insel-Abenteuer vor einer extrem miesen Wertung, für eine Kaufempfehlung reicht das aber keinesfalls aus.

Positiv

  • zwei bruachbare Disziplinen
  • Schnäppchenpreis
  • man darf einen DS verbinden und ein wenig malen

Negativ

  • viel zu simple Steuerung
  • triste Optik
  • keine Nunchuk-Unterstützung
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Big Beach Sports Daten
Genre Sport
Spieleranzahl 1 - 4
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 27. Juni 2008
Vermarkter THQ
Wertung 3.7
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neXGam YouTube Channel
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