
Satte 194 Mannschaften bietet das 128 Mbit umfassende Modul aus dem Hause THQ auf, wobei sich darunter neben Nationalmannschaften auch reguläre Vereine befinden. Ein Wermutstropfen für Fußballfans ist dennoch die abstinente Lizenz, wodurch N64-Besitzer auf Originaltrikots oder Namen ihrer Spieleridole verzichten müssen. Auch sonst übt man sich auf dem 64-Bitter eher in Verzicht: Zwar ist man mit einem Ligamodus oder der Pokalrunde bei den Modi noch konkurrenzfähig aufgestellt, doch schon in den ersten Momenten auf dem Platz ändert sich diese Tatsache. Nachdem beide Mannschaften im Schneckentempo aufs Spielfeld marschiert sind, geht es schließlich an den Anstoss.

Bereits kurze Zeit nach der Ausführung überkommt alte ISS-Veteranen das gruseln, denn die Spieler steuern sich nur äußerst ungenau über das Feld. Dazu kommt die Tatsache, dass alle CPU Kameraden offenbar über einen festen Wegpunkt verfügen, zu dem sie sich stets begeben - ungeachtet der Tatsache, dass dort direkt neben ihnen ein gegnerischer Kicker steht. Im Resultat steht ihr also oft verloren auf dem grün, da alle Spieler an ihren Wegpunkten gedeckt stehen und niemand auch nur die Bemühung zeigt, sich vom Gegenspieler zu lösen und freizulaufen.

Ohnehin scheint man die Sache mit den Pässen und Spielzügen etwas vernachlässigt zu haben. Die Kontrolle über Spieler zu behalten erscheint ja manchmal schon verdammt schwer. Schöne Spielzüge sind hingegen praktisch unmöglich, da Flanken in Kombination mit schönen Aktionen äußerst selten gelingen. Erfolg ist zumeist nur bei Aktionen aus Standardsituationen wie z. B. einer Ecke zu erwarten, welche dann aber auch überproportional häufig zu Torerfolg führen.

Eine Begründung dafür liefert auch das Verhalten der Torhüter - die stehen nämlich oft viel zu lange angewurzelt auf der Torlinie, statt herauszulaufen und den Winkel zu verkürzen bzw. einen erreichbaren Ball aufzunehmen. Dies wiederrum führt dazu, dass der Spielablauf oft eher einer Kickerei auf dem Dorfplatz als unter internationalen Profimannschaften gleicht, indem der Ball immer munter nach vorne gekickt. Erreicht dann der Gegner vor euch den Ball, wird einfach zur Grätsche gegriffen um die Kugel zurückzugewinnen - der fast blinde Schiedsrichter pfeift derartige Vergehen ohnehin nur in seltenen Fällen. Kurzum, bei der Spielbarkeit wurde ordentlich gemurkst.

Besser macht sich da schon die Optik von RTL World League Soccer 2000, auch wenn sie im Vergleich zu z. B. International Superstar Soccer '98 eher undetailliert und eine ganze Ecke schlechter aussieht. Auch ruckelt (!) es schon mal bei schnellen Spielsituationen oder dem Abschlag vom Tor. Dennoch ist die Optik zweifelsfrei der beste Teil dieser Soccer-Gurke, die übrigens auf Wunsch auch zu viert im Multiplayer bewundert werden darf. Noch wesentlich nerviger erweist sich nämlich der Kommentator des Spiels, dem man nach dem zehnten "Kompetent gehalten!" Spruch am liebsten eigenhändig den Hals umdrehen möchte.
Spiele die die Welt nicht braucht - heute: RTL World League Soccer 2000! Mal im Ernst, wer bei THQ ernsthaft dachte damit gegen den Pro Evolution Vater z. B. International Superstar Soccer '98 anstinken zu können, muss die vielzitierten Tomaten auf den Augen gehabt haben. Ausnahmsweise mal eine Spieleserie, über deren Tod man keine Krokodilstränen vergießen muss...