Willkommen in Whoopie Land, dem intergalaktischen Vergnügungspark. Star des Parks ist Namensgeber Walross Whoopie, der ein schniekes Dasein fristet. Anders siehts bei Jojo aus. Der Waschbär hat es satt, im - zugegeben - mehr als breiten Schatten des Walroßes zu stehen und schmiedet da seine eigenen Pläne. Schon im Intro sieht man Sucker Punchs Handschrift, denn Jojo sieht Sly Cooper mehr als ähnlich. ;-)
Als Dritten im Boot haben wir Rocket, einen kleinen Roboter, der zugleich die rechte Hand des Parkbesitzers ist. Und das, obwohl Rocket ganz ohne Hände und Füße auskommen muss. Der kleine Roboter bewegt sich auf einem Einrad durch die Welt und wenn etwas zu heben oder zu stemmen ist, nutzt er seinen im Helm verbauten Traktorstrahl. Eines Tages, kurz vor der Eröffnung von Whoopie Land, geht der Besitzer auf eine Party und überlässt Rocket die Aufsicht. Hier sieht Waschbär Jojo die perfekte Gelegenheit, seinen teuflischen Plan in die Tat umzusetzen. Kurzerhand bricht er aus, entführt Walross Whoopie und klaut zudem alle Tickets und Münzen des Parks. Rocket kann das nicht auf sich sitzen lassen und rast dem durchgeknallten Waschbär hinterher. Das Abenteuer beginnt!
Fortan müsst ihr in der Rolle von Rocket sieben große Welten meistern, die erst nach und nach freigeschaltet werden. Nötig dafür sind die Münzen und Tickets, die sich Jojo gekrallt und in jeder Welt verteilt hat. Nur, wenn ihr genug von ihnen gesammelt habt, bekommt ihr Zutritt zu weiteren Welten. Die Münzen haben aber auch einen anderen Zweck, denn Rocket ist kein starker Superheld, Klempner oder Bär mit Möwe im Rucksack. Glücklicherweise gibt es den Mechaniker Tinker, der Rocket gegen angemessene Bezahlung mit allerlei Moves und Spezialfähigkeiten ausstattet. So könnt ihr ab einem gewissen Zeitpunkt in der ersten Welt Gegner mit eurem Traktorstrahl auffangen und gegen die Erde donnern, sollten sie euch blöd kommen. Aber auch Plattformen und allerhand andere Gegenstände können so hin und her geschoben werden. Und diese Fähigkeit ist auch bitter nötig, wenn ihr alle Tickets finden wollt.
Wie in einem Banjo-Kazooie oder Mario 64 müsst ihr verschiedene Aufgaben erledigen, um an die begehrten Tickets zu kommen. Dabei fallen die Aufgaben abwechslungsreich aus und sind eine der vielen Stärken des Spiels. Mal müsst ihr das klassische XXO Spiel, auch Tic Tac Toe genannt, gegen ein Huhn spielen. Ja, ein Huhn!! Was gar nicht mal so einfach ist. Habt ihr schon mal beim XXO spielen gegen ein Huhn verloren? Nein, dann spielt Rocket - Robot on Wheels!! Oder aber ihr müsst in einem Bugie sitzend gegen ein Auto ein Rennen gewinnen oder eine Achterbahn bauen, um anschließend auf ihr zu fahren, oder, oder, oder. Wenn ich alle witzigen Aufgaben aufzählen würde, wäre der Test mehrere Seiten lang. Ihr seht aber schon: Abwechslung wird groß geschrieben. Ebenso der schräge Humor, der hier nicht zu kurz kommt und für Lacher sorgt.
Bleiben wir bei den Stärken des Spiels: Da wären zum einen die Abwechslung und zum anderen der Humor, aber es geht noch weiter. So ist Rocket - Robot on Wheels kein leichtes Videospiel. Der Schwierigkeitsgrad ist schön knackig, aber niemals unfair. 3D Jump and Run Veteranen kommen definitiv auf ihre Kosten. Sehr cool ist auch, dass euch in jeder Welt ein anderes Gefährt zur Verfügung steht. So könnt ihr in der ersten Welt in einem Buggy über den Strand düsen, während ihr euch in einer anderen Welt in einem Panzer fortbewegt, der Farbe schießt, mit der ihr eure Feinde und sogar die komplette Umgebung anmalen könnt. Sehr cool gemacht!
Das, was Rocket aber anno 1999 so hervorhob, ist die - für damalige Verhältnisse - phänomenale Physik Engine. Jede Plattform, jeder Gegenstand und jedes noch so unscheinbare Item verhält sich korrekt, was einiges abverlangt, wenn es um die Rätsel und das Lösen von Aufgaben geht. Schwankende, schaukelnde, rutschende Objekte müssen überwunden oder durch den Traktorstrahl des Roboters balanciert und bewegt werden. Apropos Aufgaben: neben Münzen und Tickets müsst ihr auch sieben Teile einer Maschine finden, die pro Welt verstreut sind. Was passiert, wenn ihr alle sieben gefunden habt? Spielt Rocket - Robot on Wheels und findet es heraus. ;-)
Natürlich ist nicht alles Gold, was glänzt und so ist es auch bei Rocket der Fall. So viele Stärken der 3D Plattformer auch besitzt, so einige (wenige) Schwächen hat er auch. Fangen wir mit einer Kinderkrankheit an, mit der jedes, na ja, fast jedes N64 Jump and Run zu kämpfen hat: die Kamera. Diese ist auch bei dem Abenteuer des kleinen Roboters nicht perfekt und bockt öfters mal. Nachjustieren geht, nervt aber vor allem bei Sprungpassagen, so dass der eine oder andere Sprung ins Jenseits führt. Ein anderes Manko ist die Steuerung des Buggys. Diese ist etwas ungenau ausgefallen und so wird das Rennen gegen den Rennwagen in der ersten Welt zur Zerreißprobe. Ansonsten war‘s das auch schon mit den Kritikpunkten. Kaum zu glauben, aber wahr.
Obwohl Sucker Punch Rocket - Robot on Wheels schon 1999 veröffentlichten, versäumten sie es, dem Plattformer eine Expansion Pack Unterstützung zu spendieren. Nicht falsch verstehen! Rocket sieht wirklich gut aus - aber kaum vorzustellen, wie es mit der Erweiterung ausgesehen hätte!! Aber auch ohne präsentiert sich das Spiel schön bunt und kommt mit einer scharfen Darstellung daher. Auch die sieben Welten sind grandios designt und erhielten ihr eigenes Setting. So tobt ihr euch in der ersten Welt in einem Vergnügungspark aus (Whoopie World, wir erinnern uns), die zweite Welt hat dann aber schon die Antike als Thema. Mit allem, was dazugehört. Wirklich gut, was Sucker Punch aus dem N64 herausgeholte. Was den Sound angeht ... Die Melodien versprühen einen gewissen Charme und passen zum Genre, aber sie können auf lange Sicht auch nerven. Natürlich ist es Geschmackssache, aber der ein oder andere nervende Track ist auch dabei. Was die Soundeffekte angeht, so glänzt das Spiel aber wieder. Sprachausgabe gibt es keine.
Wenn man Rocket - Robots on Wheels spielt, versteht man, wieso Sony den damals unbekannten Entwickler Sucker Punch abwarb. Das Jump & Run punktet mit grandioses Gameplay, einer genialen Physik Engine und einer schönen Präsentation. Ich habe das Spiel seinerzeit verpasst und es beim Test das erste Mal gespielt. Auch jetzt im Zeitalter der HD-Konsolen macht das Abenteuer mit dem kleinen Robot wahnsinnig Spaß. Und vor allem wirft es die Frage auf, wo denn solche Plattform-Perlen heute sind? Bleibt nur noch eines zu sagen: Wer das Spiel verpasste und ein N64 sein Eigen nennt, der begibt sich auf die Suche nach diesem Geheimtipp! Schon allein deswegen, weil man es mittlerweile günstig kaufen kann. Also los: Kaufen, spielen, Spaß haben!