Zu den oft verkannten Vorzügen des N-Gage gehört der vertikale Bildschirm, der das Spiele-Handy zu einem perfekten Schauplatz für eine Flipper-Simulation macht. Mile High Pinball wirkt von der ersten Sekunde an authentisch, obwohl es weit mehr Abwechslung bietet, als es das elektromechanische Vorbild jemals könnte. Statt eines starren Spielfeldes bietet das Game einen riesigen Turm, der sich über mehr als 80 einzelne Tische erstreckt. In regelmäßigen Abständen erblickt man Flipperfinger innerhalb des mächtigen Gebäudes, mit deren Hilfe der Ball in immer höhere Gefilde befördert werden kann.
Die Programmierer haben sich eine Menge einfallen lassen, um aus Mile High Pinball mehr als eine weitere Umsetzung einer uralten Idee zu machen. Immer wieder werden Aufgaben eingeblendet, die es zu erfüllen gilt, bevor sich die Barriere zum nächsten Abschnitt öffnet. Vom Erreichen einer bestimmten Punktzahl bis hin zum Ausschalten verschiedenster Gegner. Spätestens wenn man in einem Pathway to Glory Bonus-Level landet, in dem die Kugel von zwei Panzern unter Beschuss genommen wird, dürfte jedem klar werden, dass dieses Game nicht mit originellen Einfällen geizt.
Die Möglichkeiten, auf einem realen Flippertisch Extras einzusetzen, sind begrenzt. Umso schöner, dass Mile High Pinball sich dieser Tatsache bewusst ist und den Zocker mit einer großen Auswahl an nützlichen Bonus-Gegenständen versorgt. 35 unterschiedliche Hilfsmittel können zum Einsatz kommen. Per Knopfdruck lässt sich das eigentliche Spiel jederzeit unterbrechen und man darf in Ruhe überlegen, welches Extra man aus der Tasche zaubert. Neben Punkte-Multiplikatoren, Schadensverstärkern, mehr Bällen auf dem Bildschirm und weiteren schönen Dingen gibt es auch äußerst nutzlosen Kram. Umso schöner, dass man von Zeit zu Zeit die Möglichkeit hat, den Krempel in einem Laden zu verkaufen und den Gewinn in Sachen zu investieren, die wirklich Spaß bringen.
Die Freunde der realen Flipper-Tische werden mir zwar Inkompetenz vorwerfen, aber auf mich wirkt die Ballphysik in Mile High Pinball sehr realistisch. Die Kugel scheint ein gewisses Gewicht zu haben und wird im richtigen Moment träge oder schnell. Man ertappt sich anfangs dabei, den Nokia-Handheld zu schütteln, um dem virtuellen Metallball einen Schubs in die passende Richtung zu geben. Leider ist das Gerät nicht mit Bewegungssensoren ausgestattet und es wurde auch keine Taste mit einem solchen Manöver belegt. In dieser Hinsicht ist ein klobiger Flipper-Tisch der Hosentaschen-Variante tatsächlich überlegen, denn der gekonnte Hüftschwung gegen das Gerät ist in der Realität ein wichtiger Special-Move.
Wer ein unstillbares Flipper-Verlangen verspürt, muss nicht verzweifeln. Auch wenn das Game beendet wurde, warten noch weitere Herausforderungen. Neben freispielbaren Überraschungen, die hier nicht verraten werden sollen, gibt es noch einen Editor, der das Erstellen eigener Tische erlaubt. Die Bluetooth-Duelle gegen einen befreundeten Zocker sind spielerisch keine Offenbarung. Aber der kurzweilige Wettstreit um Höhe und Punkte eignet sich, um ein paar Minuten tot zu schlagen. Während andere Konsolenhersteller gerne Features einsparen, sobald sich eine Hardware dem Lebensabend nähert, spendiert Nokia den Games der letzten Welle noch eine Reihe interessanter Funktionen. In der N-Gage-Arena dürfen nicht nur Highscores verglichen werden. Das Tauschen von Kugeln, Power-Ups und selbst gebastelten Herausforderungen ist ebenfalls möglich. Sogar Team-Bälle können eingerichtet werden, um gemeinsam mit anderen eine ultimative Punktzahl aufzustellen.
Wenn nach ein paar Levels eine neue Zeit anbricht, ändert sich auch die Musik. Von sphärischen Klängen über dramatische Stücke bis hin zu hektischen Techno-Beats wird viel Abwechslung für die Ohren geboten. Die netten Melodien tönen zwar blechern aus dem Lautsprecher, aber damit hat man sich als N-Gage Besitzer angefreundet. Die unoriginellen und viel zu häufig wiederholten Soundeffekte lassen sich nicht so leicht auf die Hardware schieben. Eine Handvoll Geräusche mehr hätten hier nicht geschadet und auch ein paar Voice-Samples wären sicherlich nicht verkehrt gewesen.
Ein weiteres richtig gutes N-Gage-Game, das den Freunden des Handhelds das bevorstehende Ende des Software Supports versüßt. Viel mehr als hier geboten wird, kann man von einer Flipper-Simulation nicht erwarten. Das Grundprinzip ist sehr simpel, Glück ein nicht zu unterschätzender Faktor und eigentlich gibt es außer dem Betätigen der Hebel nicht viel zu tun. Die Extras, die Stapelung der Tische zu einem gigantischen Turm und die vielen kleinen Missionen machen Mile High Pinball aber dennoch zu einem spaßigen Zeitvertreib. Wer Flipper mag, wird auch dieses Spiel mögen.