
Wenn in den 90er Jahren auf eine Konstante verlass war, dann die Tatsache, dass es jeden Monat mindestens ein halbes Dutzend neue 2D Jump'n Runs auf den Markt schwemmte, die sich - mit Ausnahme der meist knuddeligen Helden - spielerisch herzlich wenig voneinander unterschieden. Vorliegendes Ottifants darf getrost zu diesen höchst durchschnittlichen Erscheinungen gezählt werden, bietet es Mega Drive Besitzern doch im Grunde absolut nichts Neues.
Die Geschichte ist dabei schnell erzählt: Vater Bommel wurde von Außerirdischen entführt und Junior Bruno soll nun die Rettung übernehmen. Dazu hüpft er sich durch kunterbunte Level á 3 Stages (+ Endgegner am Ende) und folgt unauffällig der Spur aus Gummibären, die im gesamten Areal verstreut sind. Eine Prozentanzeige gibt dabei Aufschluss über die gesammelte Menge, außerdem warten noch Restart-Points (in Form von Schachtelteufeln) und kleinere Schalterrätsel auf euch. Mittels B-Button kann Bruno nämlich mit dem Rüssel Dinge ansaugen und diese dann an der passenden Stelle zum Einsatz bringen.

Leider leiden die Ottifanten an zwei bösen Schnitzern. Erstens: Das Leveldesign ist so wirr wie eine Bedienungsanleitung 'Made in Taiwan'. Zweitens: Das Gameplay krankt an fehlenden Höhepunkten. Hier ein paar Sprünge, da ein paar Gummibärchen einsacken und schnell noch ein paar Gegner mit einigen gespuckten Bonbons aus der Rüsselkanone ausschalten. Das war´s. Einige rar gesäte Bonus-Stages, in denen ihr zusätzliche Bärli aufsammeln dürft, sind da eine willkommene Abwechslung - lassen die Zeit vor dem Mega Drive aber auch kaum vergnüglicher werden.
Ein weiteres Ärgernis stellt Brunos Ausdauer dar: Die rennende Windel nippelt trotz der kindlich bunten Ausrichtung des Titels praktisch bei der ersten Berührung mit Feinden oder Zacken ab. Da letztere gern auch mal unvermittelt aus dem Boden auftauchen, ist für spontane "Freudenschreie" gesorgt. Dazu merkt dieser Autor an, dass ihr leider in vielen Levels gezwungen seid, mal eben 2-3 Bildschirme in die Tiefe zu springen, ohne aber nach oben/unten sehen zu können. Jeder Sprung ein Sprung ins Blaue - da kommt Freude auf!

Auch technisch verpasst man bei diesem Modul wirklich nichts - die erwähnt bunten Stages bewegen sich zwischen "dürftig" und "nett", gleiches gilt auch für die Soundkulisse - irgendwie erweckt halt doch alles den Eindruck einer Low-Budget Lizenzproduktion. Da verwundert es fast sogar, dass die Programmierer soweit mitdachten, dem Modul sogar ein Passwortsystem zu spendieren, so dass besonders hartnäckige Mega-Drive Fans auch nach einer Spielpause wieder einsteigen können.
Selbst in der damaligen Fachpresse (z. B. Gamers, Video Games) waren die Reaktionen auf Ottifants eher verhalten. Dass Otto Waalkes hier angeblich selbst bei der Entwicklung mitgewirkt haben soll, lässt entweder auf schlichtes Marketing-Geblubber oder einen schlechten Spielgeschmack des Ostfriesen schließen. Angesichts der riesigen Auswahl an 2D Jumpern auf dem SEGA 16-Bitter könnt ihr um dieses Game jedenfalls getrost einen Bogen machen.