
Die deutsche Spieleschmiede Blue Byte, bekannt eher für Strategiespiele wie „Die Siedler“ oder „Battle Isle“ bringt 1990 „Jimmy Connors Tennis Pro Tennis Tour“ für den PC auf den Markt. 1993 gab es dann die Umsetzungen für das NES und SNES. Dieser Titel wurde in Europa auch unter dem Namen „Jimmy Connors Great Courts“ veröffentlicht. „Great Courts“ bezeichnet die Tennis-Simulationsserie von Blue Byte, nämlich: Jimmy Connors Pro T.T., Great Courts 2 und das 1998 erschienene „Game, Net & Match!“

Das Hauptmenü des Spiels ist wie erwartet übersichtlich. Man kann zwischen Schaukampf (1-2 Spieler), Tour und Training wählen. Während man im Schaukampf-Modus 16 nicht lizensierte Charaktere mit unterschiedlichsten Spielstilen zur Verfügung hat, kann man im Tourmodus lediglich mit Jimmy Connors die Spitze der Weltrangliste erklimmen. Verschiedene Tennisplätze wie Rasen, Sand, Hartplatz, Halle oder gar Wüste und Antarktis! sind anwählbar. Drei Schwierigkeitsgrade sowie zwei Steuerungsarten (normal und einfach) bieten auch Anfängern einen guten Einstieg. Bei der einfachen Steuerung übernimmt die CPU die komplette Bewegung des Charakters, damit sich der Spieler an die Schlagsteuerung des Spiels gewöhnen kann. Man sollte aber schnell mit der normalen Steuerung spielen, da die CPU den Charakter sonst nicht immer optimal bewegt. Die Steuerung des Spiels ist wirklich einzigartig! Das komplette Gamepad wird beansprucht. Drückt man A, spielt man einen harten Topspin. B ist der sichere Schlag, mit Y spielt man Slice und mit X den Lob.
Mit L und R sind riskante Schläge mit Seitschnitt möglich, die jedoch schnell ins Aus oder ins Netz fliegen. Hat man sich zum Ball bewegt, hält man einen beliebigen Schlagbutton (bestimmt die Schlaghärte) sowie die gewünschte Richtung (bestimmt Flugrichtung und Winkel) auf dem Steuerkreuz gedrückt. Hierbei hat man in Ballwechseln tatsächlich oft die Möglichkeit, den Ball millimetergenau auf die Linien zu dreschen. Er kann aber auch leicht ins Netz, oder 8 Meter ins Aus fliegen, wenn man das Steuerkreuz zu lange in die jeweilige Richtung gedrückt hält. Diese Bandbreite an möglichen Schlägen ist in aktuellen Tennisspielen wie Virtua Tennis oder Top Spin nicht mehr gegeben, bzw. nur noch umständlich und vereinzelt eingebaut. Die Grafik des Spiels ist im Hinblick auf das Erscheinungsjahr für damalige Verhältnisse durchaus als überdurchschnittlich zu bezeichnen. Der Soundtrack ist mehr oder weniger typisches Sportspielgedudel, nervt aber nicht. Während eines Matches gibt es Sprachausgabe für die üblichen Schiedsrichterausrufe. Ein wild gestikulierender, fluchender Jimmy Connors jedoch bleibt aus.
Blue Byte sollte ein neues Tennisspiel rausbringen! Jimmy Connors fürs SNES überzeugt durch eine absolut motivierende und breit angelegte Steuerung, die eine Ballkontrolle ermöglicht, welche ihresgleichen sucht. Und wir reden hier von einem Spiel, das 20 Jahre auf dem Buckel hat! Wer also noch ein SNES sein Eigen nennt und Tennissimulationen mag, der sollte sich die Anschaffung des Moduls durchaus überlegen. Meiner Meinung nach ist „Jimmy Connors Pro Tennis Tour“ noch vor „Final Match Tennis“ (PC-Engine) das beste 2D-Tennisspiel. Ich hoffe auf eine Neuauflage in zeitgemäßem Gewand!