Ein wichtiger Begleiter eurer Reise ist der Farbeimer Farbian, der euch auf der einen Seite immer wieder zur Seite steht, um neue Funktionen aufzuzeigen, oder euch storytechnisch in die richtigen Bahnen lenkt. Dieser ist leider auch eine kleine Nervensäge, weil er euch immer wieder unaufgefordert mit irgendwelchen Texten zumüllt, obwohl euch eine vorher beschriebene Funktionsweise von ihm schon mehrmals erklärt wurde, er aber glaubt, dass ihr aus Dumshausen kommt und ihr eine Vierfacherklärung benötigt. Immer wieder stößt er euch die Info an den Kopf, dass, wenn ihr mal nicht weiter wisst, ihr ihn doch um Rat fragen könnt. Tut ihr das dann mal, sind seine Anregungen meist so oberflächlich, das diese euch in sehr vielen Momenten der Geschichte einfach nicht weiter helfen.
Paper Mario: Color Splash besitzt wie ein typisches Super Mario-Spiel eine Weltkarte, wo ihr vorher bereiste Gebiete wieder besuchen könnt. Das müsst ihr oft auch, weil euch an bestimmten Punkten entweder ein wichtiges Item fehlt oder ihr noch eine Funktion nicht gelernt habt, um die Geschichte weiter voranzutreiben. Doch oft werdet ihr Momente haben, wo ihr nicht weiter wisst. Diese Sackgassenmomente lassen sich immer wieder bei eurem Abenteuer finden und euer Begleiter Farbian ist dabei nicht immer eine Hilfe, diese zu lösen. Bedauerlicherweise hat Intelligent Systems die eigentliche gute RPG-Mechanik der Vorgänger weiter nach unten geschraubt und sie mit einem unkomfortablen Kampfsystem ausgerüstet. Levelaufstiege wie in klassischen RPGs sind hier sowieso kein Thema. Das einzige, was ihr ausbauen könnt, ist euer Farbvorrat. Dieser lässt sich erhöhen, indem ihr Hammersymbole einsackt. Gekämpft wird wieder rundenbasiert und mit einem Kartensystem, welches jeweils eine Aktion ausführt. Um an diese Karten zu kommen, solltet ihr immer wieder in Shops, um dort eure Goldmünzen gegen Karten einzutauschen. Kommt es zum Showdown wird ausgiebig der Tabletcontroller bedient und das leider in einer Art und Weise, die das Spielgeschehen arg verlangsamt.
Um erst mal eine Aktion auszuführen, müsst ihr auf dem Touchscreen eine Aktionskarte auswählen. Dazu blättert ihr mittels Finger oder Stift durch den Kartenstapel und wählt etwas aus. Ist eine Karte gezogen, könnt ihr sie verstärken, indem ihr sie einfärbt. Nach mehrmaligen Bestätigen, ob ihr auch wirklich sicher seid, das alles nach eurem Wunsch ist, müsst ihr die Aktionskarte in Richtung des Fernsehers schnippen, damit Mario auch die gewünschte Handlung vollführt. So verkommen Standardkämpfe die unter normalen Umständen nur wenige Sekunden dauern würden, zu minutenlangen rumgefummel auf dem Tablet-Controller. Da wünscht man sich als erfahrerner Rollenspieler eine vereinfachte Steuerung ohne Touchscreeneingabe. Leider sind die Scharmützel alles andere als Anspruchsvoll. Alle Attacken lassen sich Blocken bzw. man kann Ausweichen, wenn ihr das Timing der Feinde inne habt. Und selbst wenn die Gegner in der Überzahl sind, können sie nicht gerade mit Stärke überzeugen.
Abgesehen von der sehr farbenfrohen und für Wii U-Verhältnisse gestochen scharfen Papiergrafik sind die Konversationen, die ihr sowohl mit Freund und Feind führt, auf einem sehr putzigen und oft augenzwinkernden Niveau. Und was den Soundtrack angeht, habe ich seit langem keine so ausgezeichneten Ohrwürmer in einem Videospiel gehört.
Paper Mario: Color Splash ist ein wilder Mix aus Frust und Spaß. Auf der einen Seite steht die zauberhafte Präsentation, der grandiose Soundtrack und die lustigen Konversationen. Dem Gegenüber ist das unkomfortable Kampfsystem, das nebenbei erwähnt, einen zu niedrigen Schwierigkeitsgrad besitzt. Und die sehr frustigen Momente, wo ihr einfach storytechnisch nicht mehr weiter kommt und euer Begleiter Farbian nicht kooperativ zu sein scheint. Unterm Strich ist Paper Mario: Color Splash der schwächste Vertreter einer guten RPG-Serie.