
Eventuell kehrt einer unserer Leser ja gerade von einer mehrjährigen Reise aus dem Weltall zurück und hat tatsächlich keine Ahnung, wie ein Mario Party Game eigentlich funktioniert. Diesem Unwissenden erkläre ich das Grundprinzip natürlich gern noch einmal. Alle anderen dürfen die nächsten beiden Absätze aber gern überspringen, da sie dort nichts Neues erfahren werden.

Bei Mario Party 7 handelt es sich um eine Brettspielsimulation mit vielen Actioneinlagen. Die Zocker würfeln, bewegen ihre Spielfiguren über die Felder und versuchen, Sterne für virtuelles Geld zu kaufen. Wer am Ende die meisten dieser Symbole sein Eigen nennt, ist der Gewinner. Sobald alle Teilnehmer die Züge einer Runde beendet haben, kommt es zu einem Mini-Game. Besonders gelungen ist hierbei, dass nicht immer nach dem Jeder-gegen-Jeden-Prinzip gezockt wird. Oft treten zwei Teams mit jeweils zwei Spielern an oder ein einsamer Kämpfer muss gegen drei Kontrahenten sein Können unter Beweis stellen. Wer sich behaupten kann, wird mit Münzen belohnt. Gerade die ständig wechselnden Verbündeten machen Mario Party zu einem echten Erlebnis. Obwohl man sich eine Runde zuvor noch ein erbittertes Gefecht mit einem anderen Spieler geliefert hat, arbeitet man kurze Zeit später mit ihm zusammen, wodurch eine interessante Dynamik entsteht. Im Hauptmodus sind mindestens vier Teilnehmer Pflicht. Wer unter Freundesmangel leidet, kann die knuddeligen Nintendo-Charaktere aber auch durch den Computer steuern lassen.
Natürlich stehen auf den unterschiedlichen Spielbrettern auch jede Menge Sonderfelder bereit, um das Game abwechslungsreich zu machen. Marios Erzfeind Bowser, der bananensüchtige Donkey Kong und viele andere Nintendo-Stars haben Gastauftritte, die sich positiv oder negativ auswirken können. Gelegentliche Einzel-Herausforderungen oder Spezial-Runden, bei denen es um weit mehr Münzen geht als sonst, sind besonders dramatisch. Darüber hinaus gibt es auch Extras, die sich vor dem Würfeln einsetzen lassen. Jeder Party-Besucher darf bis zu drei Kapseln mit sich herumtragen. Diese nützlichen Gegenstände werden aufgesammelt oder in einem Shop gekauft und ihre Auswirkungen können durchaus über Sieg und Niederlage entscheiden. Von kleinen Vorteilen wie beispielsweise einem zweiten Würfel bis hin zu einem geflügelten Helfer, der die jeweilige Figur direkt zum nächsten Stern befördert, gibt es viele abwechslungsreiche Hilfsmittel. Manche Kapseln können auch als Fallen auf den Feldern abgelegt werden. Besonders bei sehr langen Spielen entwickelt sich auf diese Art ein echter Hindernisparcours und es wird immer schwieriger, das Ziel zu erreichen.
Mario Party ist eine Serie, die sich nur sehr langsam weiter entwickelt. Außer neuen Mini-Games gibt es oft nur minimale Änderungen und wenn die Nummer der jeweiligen Episode nicht auf der Verpackung stehen würde, bestünde größte Verwechslungsgefahr. Trotzdem versucht Hudson Soft jedes Jahr die eigene Leistung zu übertreffen. Die Anzahl der Mini-Games erreicht beispielsweise mit Teil 7 einen neuen Höhepunkt. 88 der kleinen Herausforderungen wurden diesmal integriert und obwohl dies im Vergleich zum direkten Vorgänger nur eine kleine Steigerung ist, kann sich dieser Umfang doch sehen lassen.

Die Qualität einer Mario Party lässt sich am besten an den Mini-Games messen. Es werden keine spielerischen Meisterleistungen gefordert und das ist auch gut so. Wer weiß wie ein Controller funktioniert, kann auch problemlos mitmachen. Dank der einfachen Steuerung, die nur selten mehr als die Bedienung des Analog-Sticks und der beiden Haupt-Feuerknöpfe voraussetzt, ist Mario Party 7 eines der wenigen Spiele, die man mit Zockern aller Alters- und Güteklassen gemeinsam in Angriff nehmen kann. Eine kurze aber immer ausreichende Erklärung jedes Mini-Games und die Möglichkeit, jederzeit eine Proberunde zu starten, bevor man um Münzen kämpft, sind ebenfalls sehr einsteigerfreundlich. Allerdings müssen sich die Entwickler den Vorwurf gefallen lassen an Ideenmangel zu leiden. Zu viele der Spielsituationen sind sich untereinander ähnlich oder kommen dem Mario-Experten aus älteren Teilen der Serie bekannt vor. Möglichst schnell auf den A-Knopf einzuhämmern bleibt nun mal immer das gleiche Erlebnis, egal was auf dem Bildschirm zu sehen ist. Obwohl bis auf wenige Ausnahmen alle Mini-Games Spaß machen, hätte hier ein wenig mehr Experimentierfreude sicherlich nicht geschadet. Auch Highscore-Listen, in die man tatsächlich Namen eintragen darf, wären nett gewesen, aber selbst auf dieses Feature warte ich jetzt seit sieben Jahren.

Vor einem Jahr wurde das Gamecube-Mikrofon eingeführt, um frischen Wind in die Endlos-Reihe zu bringen. Leider gelang dieses Experiment aufgrund der platten Mini-Games mit Sprachsteuerung nicht wirklich. Auch im aktuellen Vertreter der Serie ist das interessante Zubehör nicht mehr als ein kleinen Gimmick. Immer wenn das gute Stück zum Einsatz kommt, wirkt es so, als hätte man es krampfhaft ins Spielgeschehen integriert, um irgendeine nennenswerte Neuerung präsentieren zu können. Ob man nun einen Knopf drückt oder stattdessen Feuer sagt, macht spaßtechnisch keinen nennenswerten Unterschied. Die lächerliche Kabellänge des Mikros zwingt einzelne Zocker außerdem immer wieder dazu, ihre gemütlichen Sitzgelegenheiten zu verlassen und wertvolle Kalorien zu verbrennen. Bei einem geselligen Multiplayer-Abend ist so etwas natürlich unverzeihlich und so mancher Gamecube-Besitzer wird die Peripherie schnell wieder in die Verpackung verbannen, denn Mario Party 7 lässt sich auch ausschließlich mit Hilfe regulärer Controller spielen.
Anscheinend hat man endgültig jeden ernsthaften Versuch eingestellt, die Reihe für Einzelspieler interessant zu machen. Der Solo-Modus ist in Teil 7 tatsächlich noch langweiliger als in den anderen Gamecube-Vertretern der Saga. Auch die Intelligenz der computergesteuerten Gegner hat keinen Sprung in die Höhe gemacht. Noch immer geben die virtuellen Wesen mit großer Begeisterung ihre hart erkämpften Münzen für sinnlose Extras aus, nur um in der nächsten Runde nicht mehr genug Geld für einen Stern zu haben. Wenigstens gibt es wieder eine ganze Reihe freispielbarer Geheimnisse, die zum langen Zocken motivieren. Gelungen sind auch die Spielbretter, die immer eine andere Taktik erfordern, um erfolgreich zu sein. Dass mit Birdo und Knochentrocken zwei weitere spielbare Figuren mit an Bord sind und damit das Dutzend voll machen, erwähne ich nur, weil ich mich verzweifelt an jede Neuerung klammere. Das Schreiben eines Testberichtes wirkt einfach so sinnlos, wenn man stattdessen den Text vom letzten Jahr hätte kopieren können. Schnell die 6 gegen die 7 getauscht, es wäre das perfekte Verbrechen gewesen…

Wer schon eine Episode von Mario Party im Schrank stehen hat, braucht einen besonderen Anreiz, um ein neues Game der Serie daneben zu stellen. Das wissen auch die Entwickler. Das Haupt-Verkaufsargument nennt sich diesmal 8-Spieler-Modus. Das hört sich leider beeindruckender an als es ist. Es liegt kein Adapter bei, der den Anschluss von vier zusätzlichen Controllern ermöglichen würde. Stattdessen teilen sich zwei Gamecube-Fans immer ein Pad. Jede Runde wechselt der Teamkapitän, so dass eigentlich jeder nur die halbe Partie zockt. Rund ein Dutzend spezieller Mini-Games darf tatsächlich von allen acht Teilnehmern gleichzeitig bestritten werden. Das bedeutet, dass die beiden Verbündeten den Controller mit jeweils einer Hand greifen, um kooperativ den Sieg zu erringen. Es ist eine spaßige Neuerung aber keine Revolution. Mit einem Analog-Stick und einem Shoulder-Button pro Person sind wirklich nur sehr simple Aktionen möglich. Es lohnt sich also nur bedingt, befreundeten Linkshändern teure Geschenke zu kaufen, um gemeinsam mit diesen seltenen Zeitgenossen ein unschlagbares Mario Party Pärchen zu bilden.

Glück und Pech sind Faktoren, die in praktisch jedem Videospiel auftauchen. Wenn die Programmierer Fortuna allerdings zu viel Macht einräumen, kann sich das sehr negativ auf die Laune des Zockers auswirken. Genau mit diesem Problem hatte bisher jede Episode der Mario Party Reihe zu kämpfen und auch der neueste Teil ist nicht frei davon. Glücklicherweise wurde diesmal die Anzahl der Mini-Games, die einzig und allein auf Glück basieren, stark reduziert. Nur noch selten kommt es zu Ratespielchen, bei denen nur ein Knopf gedrückt werden muss, um über Sieg und Niederlage zu entscheiden. Das Regelwerk und die vielen Spezialfelder auf den Spielbrettern können aber dennoch dafür sorgen, dass ein geschickter Zocker am Ende auf einem der hinteren Plätze landet. Das geschieht zwar nicht mehr so oft wie in den meisten Vorgängern des Games, ist aber immer noch ein Manko, das dem gerechtigkeitsbewussten Controllerhalter die Tränen in die Augen treibt.
Die Grafik ist komplett überarbeitet worden. Mario und seine Freunde haben jetzt mehr als vier Mal so viele Animationsphasen, die dank Motion-Capturing extrem realistisch wirken. Bombastische Effekte machen das Spiel zu einer Augenweide… Halt, ist alles gelogen. Ich wollte nur einen Absatz schreiben, in dem ich nicht darauf hinweisen muss, dass alles genau so ist wie im letzten Jahr. So ist es aber. Süße Animationen und grelle Farben bestimmen das Bild. Die Fähigkeiten der Hardware werden zwar nicht mal ansatzweise strapaziert, aber der simple Look hat durchaus Vorteile. Man hat immer den vollen Überblick und das Game läuft jederzeit flüssig. Viele der Mini-Games haben kurze Intros und Endsequenzen, die immer niedlich wirken. Außerdem werden die Spielchen durch unterschiedliche Perspektiven und Hintergründe durchaus abwechslungsreich präsentiert.

Der Soundtrack hat einen hohen Nervfaktor. Wieder einmal erklingen fröhliche Melodien, die eigentlich gut zum Spielgeschehen passen. Jedes der sechs Spielbretter hat ein eigenes Stück, das in viel zu kurzen Abständen von vorn beginnt. Wenn man also eine Partie mit 50 Runden startet, die mehr als drei Stunden dauern kann, wird man nach spätestens der Hälfte dieser Zeit komplett wahnsinnig. Ähnlich verhält es sich mit den immer gleichen Soundeffekten. Qualitativ ist eigentlich nichts daran auszusetzen, aber die ständigen Wiederholungen, die ständigen Wiederholungen, die ständigen Wiederholungen… Noch immer gibt es ein paar Voice-Samples zu hören, aber es wäre wirklich mal angebracht, dem Nintendo-Maskottchen und seinen Freunden mehr gesprochenen Text zu geben. Seltsamerweise scheinen einige der kurzen Sprüche neu aufgenommen worden zu sein, klingen aber trotzdem fast genau so wie in Mario Party 6.

Alles bleibt beim Alten. Mario Party ist ein sehr gutes Spiel, aber ob man nun Teil 4,5,6 oder eben 7 für den Gamecube besitzt, macht keinen wirklich großen Unterschied. Die Grundidee, die N64-Besitzern im Jahr 1999 ein originelles Multiplayer-Vergnügen beschert hat, ist auch heute noch ausreichend, um den Nachfahren vor einer schlechten Wertung zu retten. Allerdings ist die Zeit überreif für echte Neuerungen. Neue Mini-Games, Mikrofonunterstützung und 8-Spieler-Modus rechtfertigen den Kauf zum Vollpreis wirklich nur, wenn man sich an den Vorgängern absolut satt gezockt hat. Mehr als jede andere Nintendo-Serie braucht Mario Party den Revolution-Controller und die anderen Vorzüge der angekündigten neuen Konsole, um die Fans nicht zu verlieren.