SEGA Marine Fishing (us.) im Test

Dreamcast
Nein, das können die nicht ernst meinen! So oder ähnlich haben sicherlich viele SEGA-Fans gedacht, als sie SEGA Bass Fishing im Regal ihres Videospiele Händlers gesichtet haben. Aber es war kein skurriler Traum. SEGA hatte tatsächlich ein Angelspiel veröffentlicht. Und einen speziellen Controller mit Kurbel gab es auch noch dazu. Während sich ein Großteil der Zocker lächelnd abwendete und sich den altbewährten Genres widmete, griffen einige Freunde des Unbekannten tief in die Tasche und gaben dem Sonderling eine Chance. Und sie wurden nicht enttäuscht. SEGA Bass Fishing konnte durch sein erfrischend neues Spielprinzip überzeugen und der Angelcontroller ist auch jetzt noch ein Blickfang in jeder Sammlung. Die Fortsetzung ist leider nicht in Europa erschienen und deshalb gibt es an dieser Stelle den Importtest von SEGA Marine Fishing.
Diesmal verschlägt es den Spieler auf das weite Meer. Und endlich bekommt man auch mal ein paar andere Fische zu sehen als immer nur Barsche. Insgesamt bietet das Spiel 18 verschiedene Meeresbewohner, die aus dem Wasser gezogen werden müssen. Vom Mini-Rochen bis zum riesigen Schwertfisch ist alles vertreten, was das Anglerherz begehrt. Im Arcade-Modus geht es darum, innerhalb einer bestimmten Zeit eine vorgegebene Punktzahl zu erreichen, um in das nächste Level vorzudringen. Vor dem Beginn einer Runde wird angezeigt, wie viele Punkte jeder Fisch wert ist. Hat man dann einen besonders dicken Brocken auf das Boot gezogen, darf man sich außerdem über einen Gewichtsbonus freuen.


'Zu Beginn kann die große Auswahl an verschiedenen Ködern etwas verwirrend sein. Aber nach ein paar Versuchen weiß man genau, was die Fische wollen.'


Der Original-Mode ist das eigentliche Herzstück des Spiels und sehr umfangreich. Hauptsächlich geht es hier darum, diverse Gegenstände frei zu spielen. Dies geschieht in zwei Stufen. In fünf Mini-Games, die hauptsächlich der Verbesserung der anglerischen Fähigkeiten dienen, kann man die Items freischalten, um sie dann im Free-Fishing-Modus endgültig zu erspielen. Die Trainingsspiele sind leider nur teilweise gelungen. Absolut überflüssig ist beispielsweise die Köder-Action, wo es hauptsächlich darum geht, während des Einholens viele wilde Bewegungen durchzuführen. Wesentlich unterhaltsamer wird es, wenn man versucht, eine bestimmte Anzahl von Fischen möglichst schnell zu fangen oder bewegliche Ziele mit dem Köder zu treffen. Im Free-Fishing-Modus darf der Spieler ohne Zeitbegrenzung die fünf Level unsicher machen und nach den insgesamt 266 Items jagen. Anfangs ist dies sehr leicht, denn man bekommt für jeden Fang einen neuen Gegenstand. Aber nach circa der Hälfte des Spiels zieht der Schwierigkeitsgrad ordentlich an, denn nun zählen nur noch bestimmte Fische, die manchmal ziemlich selten sind.

Neben Ködern, Angelruten, neuen Musikstücken und jeder Menge Ausrüstung gehören auch Einrichtungsgegenstände für das Aquarium zu den Objekten, die im Original-Mode erspielt werden können. Der Spieler beginnt mit einem riesigen, leeren Becken, dass er im Laufe der Zeit mit Fischen, Steinen, U-Booten und ähnlichem Krimskrams füllen kann. Im Aquarium-Modus kann man sich dann mit sphärischer Musikuntermalung durch die selbst erschaffene Unterwasserwelt führen lassen. Was sich anfangs nach einer tollen Spielidee anhört, ist in Wirklichkeit die größte Schwäche von SEGA Marine Fishing. Viele der Items sind einfach nur langweilig und verändern das Spielgefühl nicht im Geringsten. Vielen Zockern dürfte es beispielsweise absolut egal sein, welche Farbe die Angelschnur hat oder ob man einen Felsen mehr oder weniger im Aquarium bewundern darf.


'Viel zu schade zum Essen. Im Gegensatz zu anderen SEGA-Angelspielen hat man in Marine Fishing oft sehr exotische Meeresbewohner am Haken.'


Die wirklich interessanten Gegenstände wie neue Charaktere sind so spärlich gesät, dass man nach einiger Zeit keine Lust mehr hat, nach ihnen zu suchen. Wer den Vorgänger kennt, wird einige Features schmerzlich vermissen. Es gibt beispielsweise kein Tagebuch mehr, in dem die größten Fische gespeichert werden. Bei einem Angelspiel ist so etwas unverzeihlich. Ohne Beweis für die erbrachte Leistung kann schließlich jeder behaupten, den größten Fisch aller Zeiten gefangen zu haben. Auch die spannenden Turniere des ersten Teils sind nicht mehr im Spiel enthalten. Online-Wettbewerbe, Internet-Highscorelisten und die Möglichkeit Fish-Mail zu versenden, gehören inzwischen leider der Dreamcast-Vergangenheit an. Doch allein für die Idee, dass man Nachrichten von anderen Spielern lesen kann, sobald man den richtigen Fisch gefangen hat verdient an dieser Stelle die inoffiziellen 10 von 10 Punkte für Kreativität.

Das Gameplay wurde im Vergleich zum Vorgänger stark verbessert. Endlich kommt es zu echten Kämpfen mit den Fischen. Jede Bewegung der Biester muss durch ein Drücken des Analog-Sticks in die Gegenrichtung gekontert werden und man darf weder zu schnell noch zu langsam an der Kurbel drehen, was den Schwierigkeitsgrad auf ein angemessenes Niveau hebt. Leider kommt bei SEGA Marine Fishing nicht viel Spannung auf, da die Fische meistens aus großer Entfernung direkt auf den Köder zuschwimmen. Im ersten Teil hatte man einen wesentlich besseren Überblick über das Geschehen unter Wasser. Jetzt ist es unmöglich, einen Köder direkt vor einem besonders dicken Brocken tanzen zu lassen und darauf zu hoffen, dass er anbeißt.


'Noch wehrt sich dieser Hai heftig, aber mit etwas Geduld und Fingerspitzengefühl sind auch solche Brocken kein Problem.'


Grafisch leistet das Spiel nicht mehr als nötig. Die Hintergründe werden durch einige bewegliche Elemente wie Boote und Flugzeuge aufgewertet, wirken aber ziemlich grob. Unter der Wasseroberfläche bietet sich ein ähnliches Bild. Zwar gibt es viel zu sehen, aber große optische Überraschungen werden nicht geboten. Die Fische sind allerdings ordentlich animiert und bewegen sich sehr realistisch, was ja auch eigentlich die Hauptsache ist.


'Anglerromantik. Kurz bevor der Fang des Tages in die Pfanne kommt, darf man noch ein wenig den Sonnenuntergang genießen.'


Musikalisch bietet SEGA Marine Fishing etwas für jeden Geschmack. Besonders wenn man alle Tracks freigespielt hat, bleiben keine Wünsche offen. Ob rocklastige Gitarren- oder abgehobene Meditationsklänge, hier gibt es jede Menge zu hören. Es können sogar Remix-Versionen der Musik des Vorgängers erspielt werden. Die Soundeffekte beschränken sich auf das Geräusch der Angelkurbel und die typischen Platsch-Effekte, sobald ein Fisch sich wehrt. Das mag zwar nicht gerade beeindruckend sein, ist aber realistisch.

Tim meint:

Tim

Es ist äußerst selten, dass eine Fortsetzung in so vielen Punkten dem Vorgänger überlegen ist, aber trotzdem weniger Spaß macht. Der Arcade-Modus ist viel zu schnell durchgespielt und durch einige grobe Fehler, wie dem Fehlen einer Highscoreliste, wird die Langzeitmotivation im Original-Modus deutlich eingeschränkt. Trotzdem bleibt die Angelsimulation ein nettes Spielchen für zwischendurch, das vor allem die Freunde abgedrehter Spielideen begeistern dürfte. 

Anmerkung: Die folgende Bewertung gilt nur, wenn das Spiel mit einem Angelcontroller gespielt wird. Besonders das Gameplay leidet stark, sobald man ein Standard-Joypad verwendet.

Userwertung
10 1 Stimmen
Wertung abgeben:
senden
Follow us
SEGA Marine Fishing (us.) Daten
Genre Simulation
Spieleranzahl 1
Regionalcode NTSC-US
Auflösung / Hertz 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 20.08.2000
Vermarkter SEGA
Wertung 7
Anzeigen
neXGam YouTube Channel
Anzeigen