Hier gewinnt nur der schnelle Buttonmasher...
Buttonsmashing galore! So lautet die Devise bei ESPN International Track & Field. In anfangs 8 Disziplinen (siehe Liste unten) drückt ihr euch die Hornhaut von den Fingern, sprintet, werft, springt und hebt bis die Fingerkuppen glühen. Die Steuerung ist bei jeder Disziplin ähnlich: Durch wiederholtes Drücken der (X) und (B) Taste baut ihr die für die jeweilige Sportart nötige Energie auf, mit dem (L)-Trigger wird das mehr oder weniger richtige Timing bestimmt. Leider hat Konami etwas bei der Balance im Gameplay geschlampt. Während man im 100 Meter Hürdenlauf schon nach 3 Versuchen den Weltrekord geknackt hat, darf man sich überaus glücklich schätzen beim Gewichtheben das Minimum an Kilogramm zu stemmen. Alle anderen Sportarten gestalten sich getreu dem Motto „easy to learn, hard to master“ und frustrieren somit nur in den seltensten Fällen.
Hier entscheidet das richtige Timing...
Wer sich im Trainingsmodus mit den Grundlagen des Gameplay vertraut gemacht hat, der sollte schleunigst den Meisterschaftsmodus erobern. Leider fehlt ein „Create-a-Player“ Modus, mehr als Nationalität und Name darf der Spieler nicht einstellen. Erfreulich aber, dass Konami den einzelnen Disziplinen unterschiedliche Charaktermodelle spendiert hat und somit für etwas optische Abwechslung sorgt. Wer in seiner Sportlerkarriere Erfolg hat, wird belohnt: Vier weitere Disziplinen sind freispielbar, vorrausgesetzt man steht des öfteren auf dem virtuellen Treppchen. Stellt sich natürlich die Frage, ob überhaupt jemand diese freispielbaren Sportarten zu Gesicht bekommt, denn eine Bronze Medaille im Gewichtheben ist Pflicht. Viel Glück!
Beim Hochsprung ist volle Konzentration gefragt...
Grafisch macht ESPN International Track & Field einen soliden Gesamteindruck. Die Spielermodelle könnten durchaus detaillierter, dafür aber nur halb so kantig sein. Dem gegenüber stehen wirklich geschmeidige Animationen, die vor allem im Replay schön anzusehen sind. Darüber hinaus überzeugen manche Umgebungen mit kleinen aber feinen Spielerein, wie einem netten Herrn im Hintergrund, der vor dem Weitsprung die ohnehin schon platte Textur der Sandgrube nochmals ebnet =) Wo wir gerade beim Thema sind: Das Publikum scheint von der Spannung auf dem Sportplatz ebenfalls absolut geplättet zu sein! An dieser Stelle sei aber das wirklich sehenswerte Intro hervorgehoben, das durch einen stimmigen Song und gerenderte Szenen aus den verschiedenen Sportarten den nötigen Kampfgeist weckt!
Der Stab sitzt, jetzt heißt es über die Höhe zu kommen...
Leider ist das Intro auch das einzige musikalische Highlight. Einen überragenden Soundtrack kann man nicht erwarten, dafür stöhnen die Athleten mit überzeugender Männlichkeit. Eine nette weibliche Stimme kündigt die einzelnen Wettbewerbe an, ihr männlicher Gegenpart verbalisiert eure Platzierungen. Nicht mehr, nicht weniger.
Ein paar kleine Krankheiten trüben den Gesamteindruck von ESPN International Track & Field. Das Gameplay stimmt, leidet aber etwas unter der seltsamen Balance. Der Singleplayer Modus kann nur Fans längerfristig vor den Bildschrim fesseln, einen waschechten Multiplayer-Modus gibt es nicht. Reale Kontrahenten können sich einfach per zweitem Controller sowohl ins Training als auch in die Meisterschaft einklinken. Den Kampf gegen die Konkurrenz kann der Titel aus dem Hause Konami leider nicht gewinnen. Technisch ist Virtua Athlete 2K überlegen, spielerisch weist Sydney 2000 ein ESPN International Track & Field in die Schranken.
written by Thomas Wilke, ©neXGam