Auch bei mir war der Terminplan für die diesjährige Messe mehr als voll. Insbesondere die immer zahlreicher angekündigten VR-Headsets standen bei mir auf dem Plan. So konnte ich im Laufe der drei Tage zumindest Oculus Rift und die neuste Version von Sonys Project Morpheus antesten. Leider gab es keine Möglichkeit, einen Blick auf HTCs »Vive«, oder besser bekannt als Steam VR, zu werfen. Den Abschluss bildete dann eine Runde mit dem Zeiss VR One, einer luxuriösen Form der sogenannten »Cardboard-Brille« deren Displays von einem Smartphone dargestellt werden.
Den größten Fortschritt gegenüber dem Vorjahr wusste dabei Sonys Brille zu verzeichnen. So konnten wir bei Ubisoft das neue Trackmania mit der aktuellen Version des Headsets antesten. Es wurden nicht nur technische Änderungen vorgenommen, sondern auch ergonomische. So liegt die Brilleneinheit nicht mehr auf dem Nasenrücken auf, sondern wird über ein Gurtsystem vom Kopf getragen, sodass der Abstand zwischen Auge und Display individuell eingestellt werden kann. Das ist insbesondere für Brillenträger von Vorteil, da die Sehhilfe so bequem unterm Headset getragen werden kann. Der Bildschirm weiß ebenfalls große Fortschritte zu verzeichnen, sowohl Auflösung als auch Reaktionszeit der Displays wurden stark verbessert, sodass bei den Probesessions nur ganz leichte Schlieren zu erkennen waren. Die Immersion ist wie bereis letztes Jahr stark: So musste man am Ende des VR-Testparcours die Ziellinie mittels eines extrem weiten und langen Sprung überwunden werden, was höhenempfindlichen Personen schon mal auf den Magen schlagen kann.
Oculus Rift konnte bereits im letzten Jahr überzeugen. In diesem Jahr gab es keinen dezidierten Stand, doch man konnte das Gerät jedoch vereinzelt antesten, wie bei Crytek und der Dinosaur Islands 2 Demo. Leider konnten wir nicht auf dem aktuellen Kit testen, sondern noch auf der alten DK2-Revision, sodass kein direkter Vergleich zwischen Oculus und dem Sony-Headset angestellt werden konnte.
Der Test des VR One bei Zeiss fiel positiv auf. Das Konzept ist simpel: Mittels Schublade schiebt man sein Android Smartphone oder das iPhone 6 in das HMD und kann so mittels dezidierter VR-Apps abtauchen. Wir konnten so einen kleinen Roboter auf einem Tisch mittels Kopfbewegungen steuern, was z. B. Für Begehungen von engen Gebieten sinnvoll ist. Via Bluetooth Controller am PC und einer Streaming-App war auch eine Runde Portal auf dem Zeiss VR One möglich. Die Immersion war dabei völlig in Ordnung, die Linsen schafften es, die Inhalte scharf darzustellen, wobei die Display-Geschwindigkeit natürlich vom verwendeten Smartphone abhängt.
Doch auch Spiele wurden in den drei Tagen Messestress natürlich ausgiebig getestet, dieses Jahr mit Fokus meines Lieblingsgenres: Sandbox-West-RPGs. Den Anfang machte die Präsentation von Elex, dem neusten Spross aus dem Hause der Gothic- und Risen-Macher Piranha Bytes. Zwar gab es nur ganz frühes Alpha-Material zu sehen, doch der Ansatz, wieder auf einen einzelnen, riesigen Kontinent zu setzen, wusste zu gefallen. Die postapokalyptische Welt von Elex ist getrieben von eben dieser Substanz bzw. deren Jagd danach. So machen sich unterschiedliche Fraktionen das Elex auf ihre Weise zu nutzen. Wie für Piranha Bytes üblich, entscheidet sich der Spieler im Laufe des Spiels für eine der drei Fraktionen, die diesmal aus dem Fantasy-Mittelalter-Stamm der Klerike, der technisch orientierten Fraktion Albs, welche Laserwaffen nutzt, und den endzeitlichen Outlaws, die Elex als Droge nutzen, bestehen. Hauptproblem von Elex: Der Konsum unterdrückt jegliche Emotionen, was die Konflikte dieser dystopischen Welt noch schürt. Wir sind gespannt, wie sich das Spiel noch entwickelt. Der angepeilte Termin ist Ende 2016.
Ebenfalls bei Piranha Bytes konnten wir einen Blick auf die Enhanced Edition von Risen 3 werfen, welche neben einer kompletten technischen Aufwertung nun auch alle Add-ons an Bord hat. Ansonsten wurde am Spiel jedoch nichts geändert, sodass Kenner der PC- und PS3/360-Version sich einen Neukauf überlegen sollten.
Bei Deep Silver konnten wir einen Blick auf die Konsolenversion von Wastelands 2 werfen, welches bereits auf dem PC überzeugen konnte. Das gesamte Interface wurde komplett auf den Controller angepasst. So steuert man seine Partymember nun direkt und nicht mehr mit der Maus. Insgesamt lief die gezeigte PS4-Version sehr rund. Das Endzeit-RPG mit Western-Einschlag erscheint bereits im Oktober auch auf Disc für PS4 und Xbox One.
Von Fallout 4 gab es leider nur ein längeres Video zu sehen, welches aber bereits klar andeutete, wohin die Reise geht. Einige Zeit nach Fallout 3, wo ihr am Ende den Purifier reaktiviert habt, hat sich der nukleare Himmel etwas gelichtet und die Sonne zeigt sich im ehemals farbarmen Ödland. Das Video zeigte deutlich, dass Fallout-Veteranen sich sofort zurechtfinden. Das Skill- und Waffensystem scheint nahezu unangetastet worden zu sein, auch der Pip-Boy bedient sich wie im Vorgänger. Neuerungen konnte man lediglich in der stetigen Begleitung eines Hundes erkennen, welcher aber bereits in Fallout: New Vegas ein optionaler Begleiter war.
Das persönliche Highlight jedoch war die Präsentation von Kingdom Come: Deliverance, dem teils crowdfinanzierten West-RPG der tschechischen Warhorse Studios. Neben einer Präsentation konnten wir die aktuelle Alpha-Version des Mittelalter-RPGs direkt vor Ort anspielen. Der besondere Ansatz des Titels ist sein Realismus-Anspruch. Entgegen Genre-Konventionen bietet der Titel keinerlei Magie oder andere Fantasy-Elemente. Die Handlung spielt in Böhmen im Jahre 1403, detailgetreu nachgebildet mittels historischer Karten. Auch die aktuellen Zeitgeschehnisse wurden 1:1 in den Spielablauf übernommen. Der Spieler übernimmt auch keine Rolle eines großen Helden, sondern die des Sohns eines einfachen Schmieds, der keinerlei Einfluss auf das Schicksal der Welt hat. Ebenfalls möglichst realistisch gehalten: das Kampfsystem. Nur zeitgenössische Waffen und Rüstungen kommen zum Einsatz, für geschichtliche Akkuratheit sorgt dabei eine Historikerin, die die Entwickler berät. Der Schwertkampf ist dabei durch die Egoperspektive besonders intensiv, und leider auch nicht leicht. Wie im Gefecht üblich, könnt ihr nicht einfach in einen Gegnermob rennen und alles umsäbeln, denn das wäre euer schnelles Ende. So ist auch die Wahl der Waffe und Rüstung essentiell – wer mit einem Schwert auf eine schwere Plattenrüstung einhaut, sieht schnell die Radieschen von unten. Geschickter Einsatz von Waffen und auch Rüstung sind der Schlüssel zum Sieg. Der Kampf in der Alpha-Version gestaltete sich noch ungewohnt und komplex und alles andere als zugänglich. Wer aber ernsthafte Herausforderungen sucht ist hier richtig. Ob der Spielspaß darunter leidet, werden wir wohl im Laufe der Entwicklung erfahren. Jedenfalls sollte jeder Fan von West-RPGs ein Auge auf den Titel werfen, hier kommt etwas frischer Wind ins Genre!
Doch auch Titel aus Japan wurden betrachtet. So präsentierte uns NIS America gut ein Dutzend Spiele, welche in den nächsten sechs Monaten erscheinen, darunter auch der ersehnte fünfte Teil von Disgaea, welches im Oktober erscheint. Auch für ausgehungerte Wii-U-Fans hatte man mit Rodea the Sky Soldier einen Titel von Sonic-Erfinder Yuji Naka im Angebot, der ein wenig an seinen eigenen Klassiker Nights erinnert. Auch Danganronpa-Fans dürfen im Herbst im Third-Person-Spinoff auf Monokuma-Jagd gehen. Wir sind gespannt!
Bei Nintendo gab es schlussendlich noch den ersehnten neuen Star-Fox-Teil anzuspielen. Die Eindrücke waren durchaus gemischt. Das typische Star-Fox-Feeling war sofort da, der Arwing steuert sich in den klassischen Action-Stages gut. Zudem kann der Gleiter in einen Walker transformiert werden, eine Technik, die schon im nicht releasten zweiten Teil auf dem SNES umgesetzt wurde. Leider gestaltete sich hier das Zielen mittels Tablet-Gyroskop als mühselig, auch der Manöverflug in die Basisstation, wo der Reaktorkern zerstört werden muss, war aufgrund der statischen Kamera noch leicht fummelig. Aber den Entwicklern bleibt ja auch noch etwas Zeit fürs Feintuning.