Endless Legend: Legendär? im Test

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Was muss ein Spiel haben, um legendär zu werden? Ein süchtigmachendes Spielprinzip, ja. Doch auch das Drumherum muss stimmen. Es muss eine fesselnde Geschichte mit einer nicht minder spannenden Welt besitzen. Und Grafik und Sound sind ebenfalls nicht zu vernachlässigen. Schafft es Endless Legend, diese Voraussetzungen zu erfüllen?

Endless_Legend_neXGam_11Erforschen, Expandieren, Ausbeuten und Auslöschen: Das sind die vier Grundtugenden der sogenannten 4x-Strategiespiele. Civilization ist so ein Game. Es ist für mich persönlich das Maß aller Dinge, wenn es um andere Genre-Vertreter geht. An dieser Reihe müssen sie sich messen lassen und nur selten schaffen sie es auch, mich zu überzeugen.

Es gab und gibt viele Versuche, dem König seinen Thron streitig zu machen. Ein gängiger Ansatz ist dabei, eine Spielewelt zu erschaffen, die sich bewusst von der Realität abgrenzt, wie sie in der Civ-Reihe wiedergegeben wird. Fantasy-Settings, wie sie in Fallen Enchantress zum Beispiel verwendet werden, sind beliebt. Doch das grundliegende, aus Civilization bekannte Spielprinzip blieb immer unangetastet.

Man fängt mit einer Siedlung an und versucht ein riesiges Reich aufzubauen. Dabei erforscht man neue Technologien und nimmt Kontakt mit anderen Völkern auf. Man kann mit diesen Krieg führen oder auch friedlich koexistieren. Und am Ende gilt es, ein Endziel zu erreichen.

Endless_Legend_neXGam_16Mit Endless Legend hgat der Publisher Iceberg Interactive jetzt einen Titel auf den Markt gebracht, der diese Grundtugenden auf eine eigene Weise interpretiert. Und es dabei gleichzeitig schafft, sich so zu präsentieren, dass er dem Genrekönig gefährlich wird. Und wie macht er das?

Zunächst einmal sollte ich etwas ausholen. Um die Faszination des Spiels besser verstehen zu können, muss man mehr über die Vergangenheit wissen. Denn Endless Legend ist »nur« ein weiterer Teil einer ganzen Reihe an Games, die jedoch alle in unterschiedlichen Settings stattfanden. Als Erstes erschien 2012 Endless Space, das ein 4x-Spiel im Weltall war. Daran knüpft das jetzt vor kurzem erschienene Dungeon of the Endless an, das ein Rogue-ähnliches Spiel ist. Und das Ende des letztgenannten Titels geht wiederum in Endless Legend über.

Du bist auf dem Planetoiden Auriga. Ein Planet voller Leben und verschiedener Lebensformen. Einst wurde er von vielen Katastrophen heimgesucht, deren Spuren man immer noch überall auffinden kann. Doch jetzt ist er zur Ruhe gekommen und acht unterschiedliche Völker und Spezies machen sich daran, die Kontrolle über die Welt zu erlangen.

Endless_Legend_neXGam_8Das klingt zunächst nicht nach besonders viel. Civilization hat schließlich ein Mehrfaches zu bieten. Allerdings wäre es falsch, von der bloßen Zahl auf die Qualität zu schließen. Denn jede Partei, die man selektieren kann, ist von der Spielweise extrem unterschiedlich.

Man hat zum Beispiel die Drakken, humanoide Drachenabkömmlinge, die immer noch von ihren vierbeinigen Ahnen geleitet werden. Sie sind eine friedliche Rasse, die von Beginn an Kontakt zu jeder Partei und jedem Kleinvolk haben. Die Broken Lords hingegen besitzen keinen eigenen Körper mehr. Sie sind Geister, die an ihre Rüstungen gefesselt sind. Einst ernährten sie sich von der Lebensenergie der Lebenden, doch die Fraktion, die man steuert, wandte sich davon ab. Jetzt brauchen sie Dust, die Währung von Endless Legend, um sich nach einem Kampf zu regenerieren. Ebenso sind da die Necrophagen, eine abscheuliche Spezies. Sie haben nur ein Ziel: Alle anderen Völker als Nahrungsquelle zu benutzen. Deshalb können sie keinen Frieden schließen. Das sind nur drei Beispiele, die beweisen, wie abwechslungsreich sich die einzelnen Gruppierungen steuern. Bis man wirklich jede Fraktion perfekt beherrscht, wird viel Zeit vergehen.

Der Beginn des Spiels ist jedoch bei allen Völkern gleich und erinnert überwiegend an Civilization. Man startet mit einem Siedler, zwei Militäreinheiten und einem Helden. Man gründet die erste Stadt und beginnt die Umgebung zu erkunden. Gleichzeitig fängt man erste Forschungen an, um so zum Beispiel neue Einheiten oder bestimmte Features zu erlangen, wie beispielsweise den Marktplatz, auf dem man gegen Dust neue Truppen oder Helden kaufen kann. Und da letztere für den Verlauf des Games von essentieller Bedeutung sind, haben sie dementsprechend eine deutliche Priorität.

Endless_Legend_neXGam_20Wenn eine Stadt die Größe zwei erreicht hat, kann man beginnen, Siedler zu bauen. Das stoppt natürlich den Wachstum der Siedlung. Ach ja, und es gibt auch Spezialisten, die man bei jedem neuen Größenanstieg auf verschiedene Sparten wie Forschung oder Einfluss verteilen kann. Das ist alles nichts Neues, wird aber hervorragend präsentiert.

Ebenfalls nichts Neues sind die Nebenparteien. Was in Civ V die Stadtstaaten sind, sind hier die Nebenfraktionen. Doch genau wie die spielbaren Parteien wurden sie abwechslungsreich designt. Die Graber lieben es unterirdisch, während die Spuke ihren Namen alle Ehre machen.

Man kann sie selbstverständlich ignorieren. Doch das ist alles andere als empfehlenswert. Denn ein Clou von Endless Legend ist, dass die Landmasse, auf der gespielt wird, in verschiedene Gebiete aufgeteilt ist. Und man kann nur maximal eine einzige Siedlung innerhalb eines solchen Areals aufbauen. Und da sollte man sich mit den Nachbarn natürlich gut stellen, sonst werden sie irgendwann aggressiv und greifen an.

Endless_Legend_neXGam_14Um sie ins eigene Reich einzugliedern, kann man sie entweder bestechen oder angreifen und sie so überwältigen. Oder, und das ist die beste Methode, um sich mit ihnen gut zu stellen, man erfüllt ihre Aufträge. Quests sind in dem Spiel gang und gäbe und neben den Hauptquests sind es vor allem die Nebenquests jener Fraktionen, die das Gameplay vorantreiben. Mal muss man entführte Einheiten retten, ein anderes Mal eine bestimmte Ressource zu einem anderen Dorf bringen. Allen Aufgaben gemein ist, dass sie abwechslungsreich gestaltet sind.

Jetzt kann man natürlich nicht alle Missionen sofort erfüllen. Und wenn sich dann die Quests erledigen, verliert man schon mal den Überblick, wer was wo verlangt hat. Das Spiel bietet dabei die Option, dass man zum Auftragsgeber springen kann. Doch lässt diese zu wünschen übrig. Es wird nur ein ungefährer Standort angezeigt. Den genauen Ort muss man am Ende doch selber herausfinden.

Das ist leider nicht das einzige Manko in diesem Spiel. Auch die KI lässt zu wünschen übrig. Das macht sich in den Kämpfen bemerkbar, die rundenbasierend ablaufen. Wenn man den Computer machen lässt, zielt der zum Beispiel nicht mit allen Truppen auf einen einzigen Feind, sondern lässt sie kreuz und quer agieren. Mal heilt der Held Soldaten, die es nicht nötig haben, mal greifen diese einen weiter entfernt liegenden Gegner an, obwohl in ihrer Nähe ein deutlich schwächerer Feind ist! Das heißt, man muss selber Hand anlegen. Und zum Glück geht die Steuerung hierbei gut von der Hand.

Endless_Legend_neXGam_10Am Ende geht es eh um den Spielspaß und davon hatte ich beim Testen mehr als genug. Genauso wie Civilization ruft Endless Legend bei mir das »Nur noch eine Runde«-Syndrom hervor. Ständig ist man dabei, seine eigene Strategie zu verbessern. Oder man genießt die Grafik, die vor allem bei der Landschaftsdarstellung überzeugen kann. Oder die gelungene Musik mit den englischen Sprechern. Oder man zockt einfach, um die Atmosphäre in sich aufzunehmen.

Am Ende ist »Endless Legend« für mich persönlich ein Spiel, das deutliches Potential zur Legende hat. Das mag übertrieben klingen, doch für mich ist dem der Fall!




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  • von Psmoke:

    Endless Legend: Legendär? Was muss ein Spiel haben, um legendär zu werden? Ein süchtigmachendes Spielprinzip, ja. Doch auch das Drumherum muss stimmen. Es muss eine fesselnde Geschichte mit einer nicht minder spannenden Welt besitzen. Und Grafik und Sound sind ebenfalls nicht zu...

  • von Psmoke:

    Artikel von Götz folgt! ...

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