Princess Rescue - die vergebliche Rettung

princess-rescue-06Im Juli 2012 begann ein heißes Unterfangen für Ataris VCS. Ein bislang unbeschriebenes Blatt der Homebrewszene startete sein ambitioniertes Vorhaben Super Mario Bros. für die Konsole zu verwirklichen. Bisher arbeitete der User mit dem Namen Sprybug an einem Adventure-ähnlichen Projekt, in dem er erste Erfahrungen mit Batari BASIC sammelte. Mit dem BASIC Interpreter wurden bereits einige großartige Spiele erschaffen, wie beispielsweise Cave In von Steve Engelhardt.

Chris Spry, so der Name des Programmierers, versuchte die Atari Fassung so nahe wie möglich an die Vorlage anzulehnen. Das beschränkte sich nicht alleinig auf die Grafik, sondern auch die Levels. Man ist ja durchaus gewohnt, auf dem 2600 Spiele zu haben, die endlos sind oder bereits nach wenigen Bildschirmen einfach von vorne beginnen, nur etwas schwerer. Doch hier wurden nicht nur die einzelnen Spielstufen nachgebildet, ebenso wurden die geheimen Räume mit eingebaut und sämtliche Gegner, die man aus der NES-Version kennt. Allerdings mussten einige Anpassungen angesichts der limitierten Hardware getätigt werden.

Da das Atari 2600 aufgrund der Batari BASIC Entwicklungsumgebung nur eine einzige sechstellige Zahlenfolge hat, wurde diese natürlich für die Punktewertung verwendet. Die restliche Zeit, die man für einen Level übrig hat, wird links unten als abnehmende Leiste dargestellt. Genauso mussten die Sprites angepasst werden, wie beispielsweise die Schildkröten, wenn man sie nach einem Kopftreffer von sich wegschubst. Selbstverständlich darf man aufgrund der Hardwarelimitierung keine 1:1-Umsetzung erwarten, jedoch schaffte Spry es sogar, ein kurzes Intro mit ins Spiel zu integrieren.

princess-rescue-04Nach knapp einem Jahr tüfteln und testen mit Hilfe der AtariAge Gemeinschaft war es am 21. Mai 2013 soweit. Albert Yarusso, der Eigentümer der Webseite, kündigte die Vorbestellungsphase für die Spielmodule an. Princess Rescue, so der tatsächliche Name des Mario-Klons, sollte endlich auf Modul samt Anleitung und Box erscheinen. Die Atari Community freute sich, denn neue Spiele auf Cartridge erscheinen für die Konsole nicht oft im Jahr, und gerade solch ambitionierte Projekte sind  in der Vergangenheit häufig gescheitert. Doch bereits bei der Produktion kam es zu unvorhergesehenen Problemen.

Die Firma, die die fertig gestalteten Boxen drucken sollte, druckte versehentlich eine fehlerhafte Charge, die anschließend nochmal korrigiert werden musste. Zu erkennen sind diese an dem fehlerhaften Klappentext mit Atari 2000 und 7000, sowie den geschlitzten Ecken der Verpackung an der Vorderseite. So ergab es sich, dass nicht nur 100 Packungen zur Verfügung waren, sondern doppelt so viele. Zwar gab es erst negative Stimmen, doch die Mehrheit, so wie ich, freuten sich über eine größere Menge an kompletten Spielen, die so an den Mann gebracht werden konnten. Kurz zuvor ergab es sich zudem, dass von dem Game auch eine PAL-Version angefertigt wurde, obwohl Princess Rescue bis zum damaligen Zeitpunkt als reine NTSC Veröffentlichung geplant war.

princess-rescue-09Später erhielten die ersten Spieler ihre Editionen und vielerorts machte sich überschwängliche Euphorie breit. Selbst zahlreiche große Webseiten und Blogs schenkten dem Spiel Beachtung, wie das Onlinemagazin IGN, das ein ausführliches Video dazu drehte. Man stellte Princess Rescue und das eigentliche Gameplay vor, was einem durchaus freut. Andererseits wurde so auch noch jemand anderes darauf aufmerksam, und zwar Big N höchstpersönlich. Nur ein paar Tage später verschwand das Spiel plötzlich aus dem Store. Kaum verwunderlich, denn viele ahnten bereits ohne offizielles Statement, was der Grund dafür sein musste. In der Tat ließ Nintendo der Atari Fanseite eine Abmahnung zukommen, in der man ab sofort untersagte, weitere Kopien in deren Onlineshop anzubieten. Eine tragische Geschichte für ein solch ambitioniertes Projekt, das aber womöglich mit anderen Grafiken und neuer Musik erneut das Licht der Welt erblicken könnte.

Zum jetzigen Zeitpunkt ist allerdings noch nicht sicher, ob und in welcher Form das Grundgerüst des Spiels wiederverwendet wird. Geplant war ursprünglich auch eine Hommage an Sonic the Hedgehog namens Zippy the Porcupine, aber nach den jüngsten Ereignissen ist ein Erscheinen als Modul äußerst fraglich.

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