Serious Sam Collection - Oldschool ist cool im Test

Ich kann mich noch gut an meinen ersten Kontakt mit Serious Sam erinnern. Es war damals im Rahmen einer von uns öfter inszenierten »Netzwerksessions«. So nannten wir unsere kleinen LAN-Parties in der heimeligen Wohnung eines Kumpels mit Gleichgesinnten und ihren unhandlichen Tower-PCs versammelten, um Games im dazu eingerichteten Netzwerk miteinander spielen zu können. Ebenso mussten wir jeden Rechner nacheinander einschalten, weil sonst die Sicherung flog. Trotz der zahlreichen Warnhinweise des Gastgebers trat dieser Umstand dennoch öfter auf, was euch aber bestimmt schon klar war. Neben den häufigen Unreal Tournament Sessions wurde in dieser Runde auch gern Serious Sam gespielt, da es sich vom klassischen Deathmatch Spektakel abhob.

Serious Sam - The First Encounter, so der Titel des ersten Teils der bisher erschienenen Trilogie, bestach eben nicht durch eine beeindruckende Technik, sondern an dem spaßigen Spielprinzip und seiner durchaus trashigen Story. Die Menschheit ist im 21sten Jahrhundert weit ins Weltall vorgestoßen, um neue Kolonien zu gründen, bis sie auf eine feindselige Rasse Außerirdische treffen, die beginnen, die Menschen Stück für Stück auszulöschen. Nach einiger Zeit des erbitterten Widerstands muss die Erdbevölkerung sich vor Augen halten, dass sie diesen Kampf nicht gewinnen werden, da die Aliens bereits kurz davor sind den Blauen Planeten anzugreifen. Wie ein Wink des Schicksals entdeckten Bauarbeiter auf der Erde unterhalb unserer zerstörten Zivilisationen eine Art Zeittor, mit dem man in vergangene Zeitalter zurückreisen könnte und der Wurzel allen Übels, Mental, den Garaus zu machen. Diese Aufgabe soll eben Sam Stone übernehmen, der sich durch besondere Leistungen im Krieg hervortat und in dessen Rolle der Spieler schlüpft.

Die Singleplayerkampagne besteht im Grunde nur aus Ballern und das auf durchaus ausgefallene Gegnerhorden. Diese bestehen nicht nur aus gefallenen Soldaten, die widerbelebt wurden und ihren eigenen Kopf umhertragen, sondern trabende Skelette oder mächtige Bullen, die auf den Helden zustürmen und ihn meterweit nach hinten schleudern. Besonderes Highlight waren für uns immer die Kamikazesoldaten, die mit einem lauten Schreien zielsicher auf den Spieler zulaufen und ihre Granaten explodieren ließen. Rätsel gab es keine, die brauchte das Gameplay auch nicht, um zu funktionieren. Dafür gab es verschiedene Secrets zu entdecken und gerne Seitenhiebe auf die Konkurrenz.

Ich schätze ihr wartet immer noch gespannt auf die Überleitung von der Netzwerkparty und dem Sam. Der Grund warum Mr. Stone bei uns so beliebt war ist der, dass man die komplette Kampagne zusammen kooperativ durchspielen konnte. Sicherlich gab es auch klassisches Deathmatchgeplänke, aber der Koop-Modus war damals etwas Besonderes und machte einen Heidenspaß. Hier war die Technik durchaus beeindruckend, denn oft ist es im Spiel so, dass man einen Raum betritt und zahlreiche Monster in das Areal teleportiert werden. Dabei ist es, egal wie viel auf dem Bildschirm los ist, die Engine verblieb bei ihrer konstanten Bildrate.

Das änderte sich nicht mit Serious Sam: The Second Encounter, dem zweiten Titel im Bunde. Hier brachte man die Grafikengine auf dem seinerzeit aktuellen Stand der Technik, doch das Gameplay blieb zur Freude der Fans gleich. Neben vielen bekannten Waffen und Gegner, gesellen sich weitere. Beispielsweise erhält man im ersten Level eine Kettensäge, wie man sie aus Doom kennt, nach deren Kontakt die heranstürmenden Horden zwigespalten einem gegenüberstehen. Ein völlig neues Spielerlebnis hingegen bietet Serious Sam 3: BFE, das nicht nur mit vollkommen unterschiedlicher Präsentation überrascht, sondern auch eine eher gescriptetes Gameplay beinhaltet. Die Grafikengine hat man enorm verbessert und die Gegner sehen viel plastischer aus. Allerdings stellt BFE einen Bruch in der Run & Shoot Tradition dar. Man sucht die Areale teilweise nach Schlüsseln und Türen ab, so wie man es von den Vorgängern nicht gewohnt ist. Das Gameplay ist scheinbar moderner geworden. Fraglich ob man als Fan, dass so gutheißen kann. Als Bonus gibt‘s außerdem noch den Jewel of the Nile DLC auf Disc, der drei weitere Karten für den Multiplayer bietet.

Eine komplette Abwechslung von der klassischen Shooterkost stellt das Serious Sam Double D XXL dar. Das Indie Game von Big Mommy Games ist ein 2D Platformer in Comicgrafik in dem man sich deutlich rätsellastiger durch die Levels bewegt. Geballert wird aber trotzdem und das mit den beliebten Waffen des Ur Spiels. Das abgedrehte Jump ,n‘ Shoot lässt sich ebenfalls lokal zusammen mit einem Freund daddeln, was in der Tat anzuraten ist, weil der Schwierigkeitsgrad anhand der vielen Gegner teilweise nicht von schlechten Eltern ist. Dennoch eher für eine Runde zwischendurch, wenn auch ein durchaus Brauchbares.

Mit der Serious Sam Collection hatte ich eine Menge Spaß und fühlte mich prompt an die guten, alten Zeiten zurückerinnert, an denen man bei First Person Shootern einfach nur ballern musste. Außerdem ist Konsolenspielern die Collection ans Herz zu legen, da sie nicht nur zum vergünstigten Preis erhältlich ist, sondern auch die Spiele erstmal auf Disc zu haben sind. Das dürfte ja vor allem uns Old School Zockern besonders gut gefallen. ;)