Gute 15 Stunden später lauschte ich dem Song, der während der Credits lief, und dachte über das Vorangegangene nach. The Last of Us entpuppte sich für mich als ein Spiel, das mich tief berührte, von der ersten Spielminute mitzog und mir zudem noch lange nach dem ersten Durchspielen im Gedächtnis bleiben wird. In diesem Artikel will ich nichts spoilern, da jeder für sich dieses umwerfende Abenteuer erleben soll und muss. Eher möchte ich euch erklären, warum Naughty Dogs Meisterwerk für mich ein Spiel der Emotionen und großen Gefühle ist.
Naughty Dog gelang es auf ganzer Linie, mit The Last of Us ein visuelles und akustisches Meisterwerk hinzulegen, wie es Hollywood nicht besser machen konnte. Dabei rede ich noch nicht einmal von der fantastischen Grafik, die die Playstation 3 an ihre Grenzen bringt, was man dem hart arbeitenden Lüfter parallel entnimmt. Oder von der angenehmen Musik, die sich gekonnt zurückhält, nur um die dichte Atmosphäre in noch ungeahnte Höhen zu transportieren. Nein! Ich spreche von den Spielfiguren und ihren Beziehungen zueinander. Ich spreche davon, dass mir Joel und Ellie so dermaßen wichtig wurden, dass ich mit ihnen gefühlt, gekämpft und geweint habe.
Wenig später traf ich auf dieses 14. jährige Mädchen. Sie stellte sich als Ellie vor, war sturköpfig und in der Quarantäne-Zone Bostons geboren. Sie kannte die Welt außerhalb der sicheren Mauern nicht, hatte noch nie den Wald oder ein Pferd gesehen. Und obwohl sie in einer toten und hoffnungslosen Welt aufgewachsen war, strahlte Ellie eine gewisse Hoffnung aus. Eine Hoffnung auf ein neues Zeitalter ohne Infizierte. Fortan galt es, das Mädchen von Boston quer durch die Vereinigten Staaten in ein Lager zu bringen. Ihr Schutz stand an erster Stelle.
Durch eine unfassbar realistische Darstellung des Duos gelang Naughty Dog ein herausragendes Zusammenspiel der Charaktere. Die zwischenmenschliche Beziehung der beiden steht im Vordergrund von The Last of Us. Anfangs betrachtete Joel Ellie als Klotz am Bein, doch mit jedem Tag kamen sie sich näher, wurden Verbündete und schließlich Freunde. Dabei war ich als Spieler zu jeder Sekunde mittendrin und fühlte mit den Figuren mit. Etwa, als Ellie zum ersten Mal im Wald stand und sich freute, Bäume und Flüße zu sehen. Oder als sie das erste Mal ein Pferd streichelte und auch Joel seine Hand nach dem Tier ausstreckte.
Natürlich waren Joel und Ellie nicht die einzigen Menschen in den USA. Auf ihrer Reise begegneten sie vielen anderen Figuren. Viele davon waren ihnen freundlich gesinnt, doch gab es auch weniger nette Personen in ihrer toten Welt. Neben den Infizierten bekam es das Duo oftmals mit feindlichen Milizen oder fremden Gruppen zu tun, die an ihr Hab und Gut wollten. An diesen Stellen entfaltete The Last of Us seine Stärken im Gameplay.
Streng genommen gab es im Spiel zwei verschiedene Lager: die Menschen und die Zombie-ähnlichen Wesen, die einfach "Infizierte" genannt wurden. Während Erstere meist in der Überzahl und gut bewaffnet unterwegs waren und sich auch absprachen, erschwerten Letztere mein Voranschreiten durch die Gefahr selbst gebissen und infiziert zu werden.
Auch bei den Infizierten ging es nicht anders zu. An sich gab es nur drei verschiedenen "Zombie"-Arten. Eine davon nannte sich Clicker. Diese Wesen waren blind, besaßen aber ein unfassbar gutes Gehör. War ich zu laut, fielen sie mich an. Hier galt es, den Viechern ein Messer in den Schädel zu jagen. Hatte ich zufälligerweise keins, bissen die Clicker zu und ich war Geschichte. Kluges Vorgehen war also auch hier von Vorteil.
So erfuhr ich mehr über das Mädchen und ihren Beschützer während ich wertvolle Scheren, Klebebänder und Alkohol sammelte, mit denen ich meine Waffen aufrüstete. Auch konnte ich Joels Fähigkeiten verbessern, um so mehr Lebensenergie zu bekommen oder die Fertigungszeit zu verringern. Denn: bastelte ich z. B. ein Medikit, lief das Spiel in Echtzeit weiter. Wenn dann noch Ellie angerannt kam und mir mitteilte, dass ich mich beeilen sollte, da ein Clicker in der Nähe war, stieg mein Puls schnell auf 180.
Ich könnte jetzt noch stundenlang über Joel und Ellie, ihrer atemberaubende Reise, die vielen Gefahren und die verseuchten und doch wunderschönen Areale sprechen. Aber es würde den Artikel sprengen und euch vielleicht sogar die Neugier nehmen, daher lasse ich es an dieser Stelle sein und verliere abschließend ein paar Worte zum Multiplayer.
Im reinen Spielgeschehen suchte ich Deckung, schlich um meine Feine und nahm diese mit verschiedenen Waffen unter Beschuss. Durch meine Aktionen verdiente ich mir Fertigkeitspunkte und konnte so meine Pistolen, Gewehre und Co. aufrüsten. Vom Grundprinzip ähnelte der Mehrspieler Modus dem bekannten Team Deathmatch, brachte aber durch die Vorräte eine frische Brise mit sich. Wer am Ball bleibt, bekommt mit der Zeit besser Waffen, Ausrüstungsgegenstände und Embleme. Ich persönlich bleibe aber beim Singleplayer.
Denn eins ist für mich klar: Naughty Dog haben mit The Last of Us ein nahezu perfektes Survival Horror Spiel erschaffen. Sie schufen Charaktere, die ich so in keinem anderen Spiel lieben lernte. Selbst das grandiose Heavy Rain löste bei mir seinerzeit nicht so viele verschiedene Gefühle aus. Angst, Trauer, Freude, Enttäuschung, Hass ... The Last of Us ist eine emotionsgeladene Reise, die ihr keineswegs verpassen solltet! Gesehen auf die Laufzeit der PlayStation 3 kommt hier klar das Beste zum Schluss. Obgleich Sony hier nochmals einige Zeit für Naschub sorgen will.
Update zu „The Last of Us: Remastered“ auf Playstation 4
Vor 13 Monaten brachten Sony und Naughty Dog kurz vor dem Konsolengenerationswechsel für die Playstation 3 einen der besten Titel heraus: „The Last of Us“. Was im Anschluss viele erhofften, wird am 28. Juli 2014 in die Tat umgesetzt. Mit „The Last of Us Remasterd“, bringt man die Spieleperle in aufpolierter Form für die Playstation 4, wobei erst der heutige „Day One Patch“ alle Funktionen voll freischaltet.
Die häufigste Frage unserer Leser war „lohnt es sich das Spiel, eben weil es erneut zum Vollpreis erscheint, noch einmal zu kaufen“. Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Mich zog die Geschichte um Joel und Ellie sofort wieder in ihren Bann. Man muss aber ebenso erwähnen, dass es sich ansonsten um das gleiche Spiel handelt, was schon auf der PS3 vor einem Jahr erschienen ist. Wer das verpasste, sollte jetzt definitiv auf der PS4 zuschlagen, wobei es auch in einem schicken Bundle zu haben gibt, wodurch das Game nur noch mit 30 Euro zu Buche schlagen würde. Dem Rest kann ich die 55 Euro Launch Entscheidung nicht abnehmen.