Mit steigendem und gesichertem Einkommen und geregelten Lebensverhältnissen erinnert man sich der Jugend und beschließt einmal wieder »die alte Kiste von früher zu holen«. Schnell entsteht eine Leidenschaft mehr anzuschaffen, schließlich ist der Mensch Jäger und Sammler. Ebay ist das Jagdgebiet und der neue »Sammler« fängt an zu jagen und sich den ein oder anderen Titel zu »schießen«. Er ist zwar im Pass ein alter Hase, hingegen mangels Erfahrung, was Raritätsgrade und Preisentwicklung angeht, ein »junger Fuchs«. Entwickelt sich die Begeisterung für alte Games zum Sammelgebiet, zahlt der Neusammler besonders in den letzten Jahren oft Lehrgeld.

Also alles schön und dufte an der Retrofront? Sollte man meinen. Doch mit der breiten Akzeptanz und der Menge an Einsteigern und Greenhorns, ja sogar Menschen, die schlicht den Trend leben, bekommt es der »alte Hase« nun auch mit Personen zu tun, die nicht sein Backgroundwissen oder eine vergleichbare Sammlung besitzen. Ein aktuelles Beispiel ist dabei die Facebook-Gruppe »Retrobörse für klassische Videpspiele«. Mit der geballten Kraft der viralen Verbreitungsmöglichkeiten des Social Networks erfreut sich die Gruppe stetem Wachstum. Dort wird munter fröhlich über alles rund um Retro gequatscht, jedoch meist nicht auf einem wünschenswert wissenvertiefendem Niveau wie es der »alte Hase« aus Webforen und Treffen gewohnt ist. Das liegt nun zum einen an der Schnelllebigkeit der Plattform, als auch an der Nutzerschaft, welche zum großen Teil aus Fans besteht, die nicht fundiertes Retrowissen über 3 Dekaden angehäuft hat. Das führt zum Teil auch zu Spannungen zwischen den Gruppen. Dies soll keine soziologische Abhandlung werden, welche Ursache und Wirkungsprinzipien analysiert, jedoch ist es spannend zu beobachten, wie sich einige alte Hasen mit den neuen »Kollegen« schwer tun.

Doch was tun? Wie dieser Phase begegnen? Schlussendlich ist es doch eine Frage der Besonnenheit. Neue Sammler und Fans begrüßen, das eigene Wissen teilen, der Preisinflation begegnen, indem man Einsteiger aufklärt und preistreibende Händler kollektiv mit Missachten straft. Sich schmollend in die eigene Ecke zurückziehen, oder gar Konfrontation zu suchen bringt erfahrungsgemäß nichts. Wer sich eine Ausdünnung und damit Gesundung des Marktes wünscht, der sollte vielleicht auf die zyklische Wirkung von Trends bauen, denn diese gehen aus Erfahrung so schnell wieder wie sie kamen. Und mit Ihnen die Leute, die sich nur phasenweise für unser liebstes Hobby begeistern können. Vielleicht hilft es auch, sich innerhalb des Hobbys zu spezialisieren, sich exklusive Nischen zu suchen. Statt derzeit die Super Nintendo und Mega Man Sammlung auszubauen, bietet es sich augenblicklich eher an echte 8 Bit Klassiker der frühen 80er zu sammeln, oder sich auf Exoten vom Schlage eines Game.Com, 3DO oder auch Atari Homecomputer zu verlegen. Diese Sammlungsgebiete sind von der »breiten Masse« noch weitestgehend verschont und bieten Interessantes zum Sammeln und Entdecken.