Regiert wird Columbia vom Gründer und selbst ernannten Propheten Zachary Comstock, ein nationalistischer, rassistischer und religiös-fanatischer Charakter, der in der beschaulich wirkenden Wolkenstadt den Ton angibt. So kommt es nicht unerwartet, dass unser Hauptcharakter Booker DeWitt nach seiner Ankunft direkt in die Fänge einer Sekte gerät, die ihn zur Taufe zwingt, ehe er den Ort betreten darf.
Der Spieler fühlt sich bereits jetzt unerwünscht und als Außenseiter in dieser mysteriösen Stadt, so dass sich stets vorsichtig, dennoch fasziniert durch die friedlichen Straßen fortbewegt wird. Und da hatte es mich schon wieder - das alte Bioshock-Gefühl.
In Bioshock Infinite wird der Spieler mit amerikanischem Patriotismus konfrontiert, und mit diesem auch Fremdenhass sowie religiöser Fanatismus. So scheinen die beiden Hauptakteure Brooker und Elizabeth einer Prophezeiung entsprungen zu sein, während um sie herum, seien es mit Plakaten oder Parolen, stets die Hetzerei auf »die Anderen« fast schon zelebriert wird. Unter dem Mantel des perfekten Lebens herrscht Krieg zwischen dem wahnsinnigen Propheten Comstock und der Offensive der unteren Bevölkerungsschicht, die Vox Populi - lateinisch für »Stimme des Volkes«. Columbia berührt den Spieler auf eine andere Art und Weise als Rapture. Er erlebt den inneren Zerfall einer Nation, die sich selbst für die unsterbliche Elite hält.
Unser Alter-Ego scheint allerdings ebenso wenig von der Liebenswürdigkeit gekostet zu haben. Als Ex-Soldat und Agent mit fragwürdiger Vergangenheit muss Booker seine Schulden begleichen, was ihn zu seiner »heldenhaften Rettung« zwingt. Ohne jeden Skrupel wickelt er Elizabeth um seinen Finger, wobei ihm der Wahnsinn in Form von Comstocks Prophezeiungen, von denen unser Anhängsel natürlich nichts weiß, Recht kommt.
Unsere weibliche Begleitung unterstützt nicht nur im Kampf und findet Munition, Geld und anderen Kleinkram, auch trägt sie eine Menge zum Charme des gesamten Spieles bei. Ihre naive, neugierige, gleichermaßen aber verzweifelte und ängstliche Art passt perfekt zum mürrischen Anti-Helden Booker. Jeder ist vom jeweils Anderen abhängig, was sich nicht nur storytechnisch, sondern ebenso in Sachen Gameplay auswirkt.
Blöd nur, dass die absolut hervorragende Präsentation durch Shooter-Einlagen gebremst wird. Klar, Ballern und mit den Serien-typischen Plasmiden, hier Vigors genannt, den Widersachern teilweise wortwörtlich Feuer unter dem Hintern machen, macht Spaß. Kommen diese Sequenzen aber nur schwer an die Perfektion der liebevoll gestalteten Spielwelt ran. Des Öfteren fragte ich mich, muss dieses Spiel unbedingt ein Shooter sein?
Nach geeigneter Deckung suchen fühlt sich dabei fast schon sinnlos an, denn, naja, wie bereits gesagt - aus allen Ecken ballernde Gegner mit überdurchschnittlich hoher Trefferquote. In manchen Situationen ist das sicherlich so gewollt, aber insgesamt wirken die Kämpfe chaotisch, laut und unsauber. Als würde ein Schwarm nerviger Fliegen um meinen Kopf kreisen. Ein automatisch auffüllendes Schild erinnert mich zudem auffällig an einen bekannten Microsoft-Shooter.
Hätte dem Spiel nicht ein etwas gemächlicheres Action-Adventure-Setting besser getan? Für die Verkaufszahlen sicherlich nicht. Auch haben wir es hier mit Gemecker auf hohem Niveau zu tun, denn dem Spielererlebnis schadet die Shooter-Mechanik nur wenig. Es wirkt im Gegensatz zum restlichen Spiel einfach nur nicht sonderlich rund.
Es ist die Stadt selbst, die den Spieler in den Bann zieht. Es ist der Bund zwischen den beiden sympathischen Hauptcharakteren Booker und Elizabeth, die zum Weiterspielen motivieren. Es sind die kleinen Dinge, wie die spielenden Kinder in der Gasse, die singenden Rebellen am Lagerfeuer und die Entwicklung der Wolkenstadt selber, die mich an diesem Titel so faszinieren. Nicht nur auf dem ersten Blick, sondern bis hin zum nachdenklichen Ende, über das die Fans bereits seitenlang fleißig am Diskutieren sind. Bioshock Infinite wird den Spielern sicherlich lange Zeit im Gedächtnis bleiben. Wer mitreden will, sollte dieses Meisterwerk schnellstmöglich anzocken!
Bioshock Infinite - Ein Ausflug zur Wolkenstadt Columbia im Test


»Wir wissen, dass unsere Erwartungshaltung uns unglücklich macht, und doch produzieren wir Wünsche wie am Fließband«. Mit diesem guten, alten Sprichwort wird heutzutage jeder angekündigte Blockbuster konfrontiert. Natürlich konnte auch der dritte Teil der Bioshock-Serie mit einem imposanten Hype-Train anfahren, der jetzt nach Veröffentlichung des Spiels die Bedürfnisse aller Fans befriedigen soll. In Ordnung, es wurden nicht alle Versprechen eingehalten. Das stört mich aber kein bisschen. Bioshock Infinite ist ein Meisterwerk geworden.
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von Gyaba:
Hab das bei Phil schon aufgrund der ganzen Trophys "beobachtet" und nun auch wieder Bock auf Bioshock Zumal ich nicht einen einzigen DLC bisher gezockt habe. Mal gucken wann ich die Zeit dafür finde bei meinem "pile of shame"....
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von bbstevieb:
Der Burial DLC war imo besser als das Hauptspiel.
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von Phill XVII:
Hab grad Burial 2 beendet. Toller DLC. Mehr dazu zu sagen wäre gespoilert aber zumindest kann ich sagen das es nicht am Gameplay lag....