Adios DICE, hallo Frostbite 2
Trotz der bescheidenen Kritik fand der Reboot der Medal of Honor Serie seine Fans. Das merkte auch EA, sodass Entwickler Danger Close bereits einen Monat nach dem Release von Medal of Honor in 2010 die Arbeit an einem direkten Nachfolger startete. Damals verabschiedete man sich von DICE, die im Vorgänger den Multiplayer Modus entwickelten, und legte an Kampagne und Mehrspieler Part selbst Hand an. Glücklicherweise nahmen die Entwickler auch Abschied von der Unreal 3 Engine, mit welcher bei Medal of Honor der Singleplayer programmiert wurde. Das neue MoH sollte durch die Frostbite 2 Engine in einem neuen Glanz erstrahlen.
In den folgenden Monaten tauchten unklare Statements von Danger Close auf, die auf einen weiteren Ableger hindeuteten. Gerüchte kamen auf und verdichteten sich, aber es wurde nichts von Electronic Arts bestätigt oder dementiert. Und so wurde es eine Weile ruhig um die Franchise, bis der Publisher im Februar 2012 die Bombe platzen ließ und Medal of Honor: Warfighter ankündigte. Nur ein halbes Jahr später erschien das Spiel für Xbox 360, PS3 und PC.
Stolz wie Oskar
Da war es also, das vierzehnte Spiel der erfolgreichen Reihe von Kriegsshootern. Und es trat in große Fußstapfen. Die Welt spielte Battlefield 3 und wartete gespannt auf Activisions Call of Duty: Black Ops 2. Konnte ein neues Medal of Honor noch irgendjemanden vom Hocker reißen? EA war jedenfalls überzeugt, dass Danger Close der große Wurf gelungen war. Überaus stolz präsentierte der Publisher das Spiel auf der E3 und später auf der Kölner gamescom der Presse und seinen Fans. Eine gute Grafik, toller Sound und der Drang zum Realismus wurden stets hervorgehoben. Durch die Zusammenarbeit mit Militärexperten (Beratern wie auch US Navy Seals) wurde ein hoher Grad an Realität erreicht, da Danger Close den Story Modus an echten Einsätzen der Spezialtrupps angelehnte. In den Trailern wurde eine Vielzahl an internationalen Einsatzteams beleuchtet. Im Story Modus steuerten Spieler aber weiterhin nur zwei Amerikaner namens Preacher und Stump.
Dieser war mit hübsch gemachten Zwischensequenzen unterlegt und so ging es in der Haut von besagten Charakteren durch Pakistan, Bosnien, die Philippinen und Somalia. Wie in jedem gescriptenen FPS der Neuzeit rannte man durch Schlauchlevel, nahm Gegner frontal aus Korn, übte sich im Snipern oder klemmte sich hinter die Lenkräder diverser Fahrzeuge. Medal of Honor: Warfighter bot gewohnte Kost, die durchaus solide war, aber nichts Neues lieferte.
Hello, my name is Bug
Die Kampagne litt an einigen Bugs, die vom Day 1 Patch leider nicht verschont blieben, war im Gesamten aber unterhaltsam und sollte jeden Fan des Genres zufrieden stellen. Die Presse sah dies ein wenig anders und zerriss das Spiel regelrecht in den aufkommenden Reviews. Ein Umstand, den ich nicht nachvollziehen konnte, da MoH Warfighter nichts anders, aber auch nichts schlechter machte als die Konkurrenz aus eigenem Hause von DICE oder Modern Warfare 3. Es war ein weiterer Ego-Shooter mit Bombast Action und einigen Bugs, die den Spielfluss aber nicht weitgehend beeinflussten, sondern einfach nur nervig waren. Den detaillierten Erfahrungsbericht von meiner Seite findet ihr hier. Eine Reihe Kollegen war aber anderer Meinung. Sogar der Multiplayer Modus konnte an den Wertungen nichts ändern. In diesem durften Spieler in die Haut eines Elitekämpfers aus ihrem Land schlüpfen (u. a. KSK) und in diversen Online Modi gegeneinander antreten. Im Mehrspieler Part herrschte die gleiche Regel: nichts schlechter als bei Genre-Kollegen, aber trotzdem nicht gut genug für viele.
Dies stimmte die Verantwortlichen bei Electronic Arts traurig. Sie nahmen Stellung zu der schlechten Kritik und ließen verlauten, dass sie die Meinungen der Presse nicht nachvollziehen konnten. Infolge dessen fiel der Launch des Spiels sehr bescheiden aus. Viele Gamer holten sich MoH Warfighter teilweise nur wegen der beiliegenden Beta für Battlefield 4 oder warteten auf Black Ops 2. In den Medien wurde ebenfalls nur Schlechtes berichtet. Dabei ging es nicht um das Spiel selbst, sondern um die sieben Navy Seals, die EA bei der Entwicklung zur Seite standen und Militärgeheimnisse ausgeplaudert haben sollen. Ihnen droht jetzt ein schriftlicher Tadel, die Kürzung des Solds und der Wegfall jeglicher Karrierechancen in der Zukunft. Und das alles für ein Videospiel?
Wertungstechnisch gehört Medal of Honor: Warfighter zu den schlechtesten Ablegern der Reihe. Mit gerade einmal 53,57% (PS3 Version) ist es das zweitschlechteste MoH aller Zeiten. Nur von der GBA Umsetzung von MoH Underground wird der aktuelle Teil nocht getoppt. Was wird also aus der Zukunft der Serie? Kriegen wir einen fünfzehnten Teil zu sehen? Das allein weiß nur Electronic Arts ...