Seite 3: Clouds - die Spitze des Eisberges & Fazit

Seit den vergangenen zwei Jahren ist der Begriff Cloud in aller Munde. Doch was bedeutet dies nun genau? Wir sprechen hier vom Cloud-Computing. Es geht darum, dezentrale Ressourcen über die virtuelle Wolke - das Internet - zu nutzen. Der Sinn besteht darin, dass relativ schwachbrüstige Endgeräte sämtliche Aufgaben bewältigen können. Sie tun dafür jedoch kaum selbst etwas, sondern lassen die Arbeit von externen Rechenzentren erledigen.

 

Dies ist natürlich für Videospiele interessant. Wer möchte denn nicht die neuesten Spiele mit den aufwändigsten Effekten in der höchsten Auflösung absolut flüssig ausführen? Bisher mussten Zocker dafür massig Geld in die entsprechende Hardware investieren. Mithilfe des Cloud Computing könnte ein Netbook jedes Game abspielen. Und „abspielen“ kommt der Sache auch wirklich nahe: Die Software läuft nicht auf eurem System - ihr seht nur das Bild. Sämtliche Aktionen, die ihr im Spiel ausführt, sollen in Echtzeit von externen Servern berechnet und zeitnah an euer System zurückgeschickt werden.

 

physical_vs_digital_05Heute schon gibt es Dienste wie OnLive, die euch genau das ermöglichen. Alles, was ihr dazu braucht, ist eine schnelle Internetanbindung. Und klingt dies nicht nach einer schönen Zukunft? Nie wieder teure Hardware kaufen! Wenn der Fernseher belegt ist, da gerade die neueste Folge GZSZ läuft, einfach bequem am Netbook weiterzocken. Fast ein utopisches Konzept.

 

Auf der anderen Seite stellt Cloud Computing die höchste und reinste Form des DRM dar. Es ist Ziel vieler großer Unternehmen komplett darauf umzusteigen, selbst der Desktop soll irgendwann ausschließ lich im Browser laufen. Mit dem gar winzigen Nebeneffekt, dass ihr weder Kontrolle über Programme (bzw. Spiele) noch eure persönlichen Daten mehr habt. Diese liegen alle auf den Servern der Anbieter und ihr könnt möglicherweise nur beten, dass eure Hochzeitsfotos oder das Video der ersten Gehversuche eures Kindes nicht verloren gehen.

 

Als Ende des Jahrtausends die Video-DVD den Massenmarkt erreichte, wurde schnell klar, dass man mit diesem Format günstig ganze TV-Serien an den Kunden bringen konnte. Viele Petitionen schossen aus dem Boden, mit dem Ziel, alte Kult-Shows aus den 80ern, die seit langer Zeit nicht mehr im TV-Programm ausgestrahlt wurden, auf DVD wieder zu beleben. Mit großem Erfolg! Seltsamerweise bewegen wir uns mit den Clouds in die Gegenrichtung.

 

Es ist natürlich eine unglaubliche Entwicklung, dass unbedarfte Endgeräte mit Hilfe dieser Technik nahezu grenzenlose Möglichkeiten haben. Doch für mich persönlich wiegen die Nachteile zu schwer. Eine solche Abhängigkeit an externe Dienste, deren Verfügbarkeit an vielen Details - nicht zuletzt an ununterbrochener Internetverbindung - abhängt, kann ich nicht als technischen Fortschritt akzeptieren. Hier lobe ich mit meine Spiele, die als DVD oder Modul im Schrank stehen: Einlegen und loslegen!

 

Persönliches Fazit:

Ihr werdet es schon am generellen Ton des Artikels bemerkt haben, dass ich ein wenig pessimistisch in die Zukunft schaue. Ich bin ein passionierter Videospieler und Sammler und wehrte mich bis vor einigen Jahren gegen alle Download-Titel mit Händen und Füßen. Doch da das Virus DRM immer mehr Systeme infiziert und auch physikalische Medien befällt, habe ich meine Ansichten geändert. Ich lege mittlerweile großen Wert darauf, dass meine Spiele, egal ob auf Medium oder nur als Download, über kein digitales Verfallsdatum verfügen. Dies wird zunehmend zu einem Spießroutenlauf. Services wie Good old Games jedoch und Hersteller wie Frictionalgames lassen mir ein wenig Hoffnung für die Zukunft.

 

Und natürlich hoffe ich auch, dass ich mit meinem Artikel den ein oder anderen Spieler ebenfalls zum Nachdenken animieren konnte. Selbst wenn wir glauben, dass Fortschritt nicht aufzuhalten ist, und das Angebot die Nachfrage zu bestimmen scheint. Wir haben immer noch die Wahl, nicht daran teilzunehmen. Viele der neuen Technologien - digitale Distribution und die Cloud - haben durchaus ihre Daseinsberechtigung und müssen nicht kategorisch bewährte Systeme verdrängen. Sammler sollten nicht fürchten, sich vor Neuerungen zu verschließen, sondern aktiv die Chance nutzen, Zeichen zu setzen.

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