Seite 5: 1989 - Indiana Jones and the last Crusade
Im Jahre 1989 brachte Steven Spielberg zusammen mit George Lucas den dritten Teil der (damaligen) IndianaJones Trilogie in die Kinos. Praktischerweise hatte LucasArts gleichzeitig die Rechte an einem Spiel zu werkeln, so dass noch im selben Jahr Indiana Jones and the last Crusade für MS-DOS, Amiga, Atari ST, Amiga CDTV, FM Towns und dem Mac erschien. Erstmals wurde keine C64-Fassung eines LucasArts Adventure veröffentlicht, da die technisch benötigte SCUMM-Version nicht mit der Power des C64 kompatibel war. Die Handlung entspricht dem des gleichnamigen Films: Der Archäologe Indiana Jones erfährt, dass sein Vater Henry Jones auf der Suche nach dem heiligen Gral entführt worden sei. Den Legenden zufolge handelt es sich bei diesem alten Relikt um den Kelch, aus dem Jesus von Nazaret und seine Jünger beim letzten Abendmahl tranken und Jesus Blut auf dessen Kreuzigung auffing. Zusammen mit Elsa Schneider gelingt es ihm Henry aus der Gefangenschaft der Deutschen zu befreien, die die Macht des heiligen Grals für ihre dunklen Zwecke missbrauchen wollen. Angeblich birgt der Kelch eine unvorstellbare Kraft und soll der Schlüssel zur ewigen Jugend sein. Allerdings stellt sich Elsa kurz darauf als Doppelagentin heraus und stiehlt Henrys prall gefülltes Gral-Tagebuch, in dem sich viele Hinweise zu dessen Verbleib befinden. Ein Wettlauf gegen die deutsche Wehrmacht beginnt. Für die damalige Zeit hat sich das Spiel sehr an seinem Filmvorbild orientiert. Es werden die gleichen Orte besucht, wie Venedig, Berlin und Iskenderun, und dort dieselben Aufgaben erledigt. Doch wurden sie durch verschiedene Rätselpassagen erweitert, beispielsweise durch eine im Spiel größere unterirdische Höhle unterhalb der Bibliothek von Venedig.
In Zeiten ohne Director's Cut DVDs mit Bonusmaterial, Making Ofs, Concept Arts und weiteren Schnickschnack kam das Spiel den Filmemachern Lucas und Spielberg gelegen, nur so konnten sie alternative Szenen zeigen, die im Kinofilm nicht möglich gewesen wären. So bietet Indiana Jones and the last Crusade ein alternatives Ende, welches zeigt, was passiert, wenn der Gral von seinem heiligen Ort entwendet wird. Auch innerhalb des Spieles lassen sich kurze Alternativ-Handlungen erspielen, die allerdings zum Spielende hin wieder zusammenlaufen. Besonders hervorzuheben sind die neu eingeführten Action-Sequenzen. Nicht nur konnte man sich mit Hilfe von Tastendrucks mit seinen Widersachern prügeln, auch musste im späteren Verlauf der Geschichte ein Flugzeug gesteuert werden. Es blieb natürlich immer dem Spieler überlassen, ob er es auf einen Kampf ansetzt oder durch Logik und Geschick die Kontrahenten umgehen möchte. Hier kam zudem der ebenfalls neue Indy-Quotient zum Tragen. Ähnlich wie bei den Konkurrenzprodukten von Sierra konnte in Indinana Jones and the last Crusade für jedes Rätsel Punkte gesammelt werden. Wer die volle Punktzahl von 800 erreichen wollte, musste das Spiel mehrfach durchspielen und verschiedene Lösungswege durchgehen.
Indiana Jones and the Last Crusade wurde technisch ordentlich aufpoliert. Auch das Benutzer-Interface bekam ein Makeover, so wurden einige Verben entfernt und zwei neue hinzugefügt: "Schau an" und "Rede". Wer genau aufpasst wird zudem den verkleinerten Mauszeiger entdecken. Viel wichtiger ist allerdings die Einführung der Multiple-Choice-Dialoge, die dem Spiel zu einer weiteren Rätselquelle verhalfen. Altbewährt sind hingegen abermals die Easter Eggs und Anspielungen auf andere LucasArts Adventure. So findet man in Indy's Büro ein Artefakt, welches man in Zak McKracken sucht. Auch ein Stück des Meteors aus Maniac Mansion ist dort zu finden. Vielen wird ebenso der mysteriöse Hund/Hase Totempfahl aufgefallen sein, auf den wir später nochmal zurück kommen. Diesmal wollte sich LucasArts scheinbar nicht nur auf Spiele beschränken. So kann man auf einer Zeppelinüberfahrt den dort sitzenden Pianisten bitten, die "Ouvertüre von Krieg der Sterne" zu spielen, in dessen gleichnamigen Film Harrison Ford, der Schauspieler von Indiana Jones, den berüchtigten Han Solo spielte.
Wegen der Nazi-Thematik kam das Spiel nur in einer zensierten Fassung in die deutschen Händlerregale. Aus den Dialogen wurde das Wort "Nazi" entfernt, ebenso wie alle verfassungsfeindlichen Symbole. Allerdings hat jemand bei der Zensur nicht richtig aufgepasst: Wenn Indiana Jones von einer deutschen Wache bewusstlos geschlagen wird, erkennt man in der Schlag-Animation der Wache wieder das Hakenkreuz. Übrigens lag Indiana Jones and the last Crusade ein ganz besonderes Goodie bei: Das hundertseitige Gral-Tagebuch von Henry Jones, in dem einige Informationen zu dessen Leben und Indy's Kindheit stehen. Gleichzeitig diente das Buch als Kopierschutz. Clever, denn wer auf die Idee kommt so ein dicken Wältzer zu kopieren, hatte mit dem ausgegebenen Geld vermutlich schon die Hälfte des Spieles bezahlt. Ähnlich wie in Zak McKracken zog auch Indiana Jones 3 über Raubkopierer her. Wer den Code dreimal falsch eingegeben hat, bekam eine kleine Zwischensequenz zu sehen, in der Indiana Jones für Walter Donovan eine Schrift entziffern soll. Doch nach dessen Unfähigkeit wird er von Walter raus geschmissen, was zum Game Over führt.
Nach dem kommerziellen Erfolg von Indiana Jones and the last Crusade wollte Lucasarts so schnell wie möglich einen Nachfolger entwickeln. Chris Columbus, der später Regisseur von "Kevin - Allein zu Haus" und den ersten beiden Harry Potter Filmen wurde, schrieb ein Skript namens Indiana Jones and the Garden of Life. Jedoch war die Handlung zu skurril, um sie in ein gutes Spiel zu packen. Stattdessen erschien im Folgejahr quasi "das schwarze Schaf" unter den LucasArts Adventure: Loom.