Die jüngsten Geschäftszahlen von 'Big N' und Apple haben dieser Behauptung neuen Auftrieb verliehen. Während der japanische Traditions-Entwickler 'nur' 6,4 Millionen 3DS und Wii-Geräte von Mai bis September absetzen konnte, brachte Apple stolze 31 Millionen iPads, iPod Touch und iPhones unters Volk. Wow! Wahnsinn! Kann der Mariokonzern nicht gleich einpacken? Mitnichten - nachdem ich mich in früheren Artikeln ausführlich mit dem iPhone beschäftigt habe, mag ich nicht so ganz in diese Polemik einstimmen.
Keine Frage, das Potential ist vorhanden! Die Verbreitung von Touch-Handys - vor allem mit Android OS - nimmt rasant zu, erstmals werden auch mittlere und niedrige Preissegmente bedient. Im gleichen Maße steigt die Grafikpower. Das iPhone 4S wirbelt Polygone sieben mal so schnell umher als das iPhone 4, auf dem bereits eindrucksvoll die Unreal Engine 3 lief. Das Problem: gegenwärtig reizt kaum ein Spiel diese technischen Finessen aus. Das Gros des Lineups rekrutiert sich aus Casual-Games, die wenig kosten und denen recht simple Spielprinzipien zugrunde liegen. Mal will ein Eichhörnchen kollisionsfrei einen Baum empor rennen, mal übel gelaunte Vögel als ballistische Geschosse Schweine lynchen. Natürlich sagt das nichts über den Spielspaß aus, auch ein vermeidlich "primitives" Gameplay kann fesselnd sein. Die Tiefe und Komplexität klassischer Konsolen-Games wird jedoch selten erreicht.
Zwar verkaufte sich der Gamecube-Nachfolger wie geschnitten Brot, die meisten Besitzer waren jedoch mit ihrem WiiSports, Mario Kart oder WiiFit wunschlos glücklich. Vor allem Drittentwickler schauten in die Röhre und generierten auf XBox 360 und PS3 weit höhere Umsätze - obwohl die beiden Wii-Konkurrenten in deutlich weniger Wohnzimmer zu finden sind, als Nintendos Heimkonsole.
Ähnliches fördert ein Vergleich der Verkaufszahlen von Nintendo und Apple zutage. Kaum einer der 31 Millionen Apple-Kunden kauft sein kalifornisches Spielzeug schließlich explizit, um darauf rumzudaddeln. Den 6 Millionen frischgebackenen Nintendo-Besitzern darf man diese Intention durchaus unterstellen - verbunden mit der Bereitschaft für Spiele mehr als einen Euro auszugeben. Als weiterer Konsolen-Totengräber wird die AirPlay-Funktion des neuen iOS 5 gepriesen. Mittels Apple TV-Set-Top-Box lassen sich iPhone bzw. iPad-Spiele so auf dem großen Flachbildschirm zocken. Zeit PS3 und XBox einzumotten? Summieren wir doch mal: Je nachdem ob ich mich für ein iPad 2 oder iPhone 4S entscheide, werden in der jeweils günstigsten Variante 499 bzw. 629 Euronen fällig. Hinzu kommen 119€ für Apple TV - macht nach Adam Riese knapp 620 oder 750 Euro! Mehr als doppelt so viel Geld ausgeben wie für eine PS3, nur um Games, die sich meist auf Wario Ware-Niveau befinden, auf der Mattscheibe spielen zu können? Aber sicher.
Wie man sieht, wird hier ein Konflikt konstruiert, der keiner ist. Vielmehr ergänzen sich die neuen Allzweck-Handys und Konsolen-Dinosaurier prächtig. Überlasst Apple doch die vielfach umworbenen Gelegenheitsspieler, mit denen lässt sich ohnehin kaum Geld verdienen! Sony hat das erkannt und positioniert die im Februar 2012 erscheinende PlayStation Vita ähnlich wie ihren großen PS3-Bruder, zugeschnitten auf Hardcore Gamer. Insofern - einfach die Kirche im Dorf lassen.