Eine Epoche vorher nimmt die Zahl der vermeidlichen Experten weiter ab. Die 70er waren die Geburtsstunde der Spielhalle, die massenproduzierte und daher günstige Fernsehtechnologie ermöglichte die ersten Automaten. Der erste große Blockbuster der Branche war „Pong“ vom so genannten „Vater der Videospiele“ Nolan Bushnell. Doch wer waren die Großväter?
Bei den Anwohnern war das BNL alles andere als beliebt. Die drei Kernreaktoren des Forschungsinstituts hinterließen nach dem Weltkrieg und dem aufkeimenden Konflikt mit der Sowjetunion einen faden Beigeschmack. Deshalb beschlossen die Wissenschaftler im Jahre 1958 einen Tag der offenen Tür für die Bevölkerung des Umlandes zu organisieren. Doch wie kann man einem Laien die technischen Vorgänge begreiflich machen?
Eine prägnante Anwendung musste her – also konstruierte Higinbotham aus seinen Rechnern eine Umgebung für ein virtuelles Tennisspiel. Als Bildschirm fungierte hier ein Oszilloskop, dem damals üblichen Bildausgabe-Gerät für analoge Rechenmaschinen. Dieses stellt verschiedene Spannungen mit einer Lichtspur dar, die dem einen oder andern Leser eventuell noch aus dem Physik-Unterricht ein Begriff sind. Aus drei weißen Strichen und einem beweglichen Punkt bastelte er „Tennis for two“, ein menschlicher Mitspieler übernahm den Part des Kontrahenten, da es für einen Computergegner an Rechenleistung mangelte.
Doch das störte damals nicht. Im Gegenteil: Aufgrund seiner vergleichsweise niedrigen Maße sprach das Gerät diejenigen an, die aus ihm einiges herauskitzeln wollten. Denn jetzt, wo die richtige Hardware vorhanden war, ließen auch die ersten Hacker und Nerds nicht lange auf sich warten. Diese formierten sich am MIT im „Tech Model Railroad Club“ (TMRC); mit klassischen Modelleisenbahnen befasste sich die freakige Vereinigung freilich nur sekundär.
Einer von ihnen war Stephen Russell. Dieser hätte während der Arbeit an einem Assembler-Programm die Idee für eine Raumkampfsimulation (Sputnik und seine Folgen ;-) ), die er mit seinen Mitstreitern nach 200 Arbeitsstunden im Februar 1962 in die Tat umsetzte. Zwei Raumschiffe manövrierten vor schwarzem Hintergrund und beharzten sich mit Raketen. Als besonderes Feature bot „Spacewar!“ bereits einen begrenzten Spritvorrat. Der Hacker-Kultur entsprechend überließ Russels Team den Sourcecode der Szene, die das Game mit einem Sternenhimmel und Gravitation bereicherte. War dies die Inspiration für Ataris Asteroids?
In seiner Firma Sanders Associate genoss Baer eine hohe Freiheit, was die Verteilung der staatlichen Gelder betraf - dem exorbitanten US Rüstungsbudget sei dank. So zwackte er kleinere Summen vom Finanzkuchen ab, um seine Visionen wahr werden zu lassen. Bereits am 20.Oktober war ein Prototyp fertig gestellt, zwei Spieler konnten je einen Punkt über den Bildschirm bewegen, wobei der eine als Jäger und der andere als Gejagter fungierte.
Nach der Absegnung durch den Entwicklungschef Herbert Campman, wurde das Gerät weiter verbessert, was nicht zuletzt dem Ingenieur Bill Rusch zu verdanken ist. Dieser hatte die Idee für ein Gewehr, mit dem sich die Punkte abschießen ließen. Ebenfalls schlug er vor, einen dritten Punkt vom Computer steuern zu lassen, was ein primitives Fußballspiel ermöglichte. Anfang 68 existierten zahlreiche Spielkonzepte, wie Ping-Pong, Eishockey, Jagd- und Ballerspiele. Wie später das Vectrex nutze auch Baers Kreation farbige Folien, um die Games grafisch aufzuwerten. Sie selbst war dazu nicht in der Lage.
Doch der Konsole war keine lange Lebenszeit gegönnt. Aufgrund des schlechten Marketings seitens Magnavox glaubten viele Kunden, dass das Gerät nur auf Fernsehgeräten des Herstellers laufen würde. Ein fataler Irrtum. Dennoch entwickelte man bis 1977 weitere Versionen. Die letzte offizielle Variante, das Odyssey 4000, konnte sogar Farben darstellen.
Doch zu diesem Zeitpunkt war die erste Konsolengeneration schon im Aussterben begriffen. Eine Firma mit dem Namen Atari konnte dank einem Spiel mit dem Titel Pong große Erfolge einfahren. Und danach .... Nun, das ist eine Geschichte für ein andermal.