Assassin's Creed Rogue: Goldener Stillstand im Test

PlayStation3Xbox 360

Im Grunde genommen hätte man davon ausgehen können, dass der Ausgang des Duells von vorneherein feststand. Auf der einen Seite Assassin‘s Creed Unity, das Spiel, das von Ubisoft wie kein anderes gehypt wurde. Auf der anderen Seite Assassin‘s Creed Rogue, das Game, das da auch noch irgendwie war. Doch dann patzte Unity und beschädigte sogar das Franchise, wodurch sich die Hoffnungen der Fans auf Rogue richteten.

Assassin_s_Creed_Rogue_neXGam_11Mit Erwartungshaltungen ist es eben so eine Sache. Unity ist vor allem daran gescheitert, dass Ubisoft die Erwartungen der Fans so enorm anfachte und diese dann gründlich enttäuschte. Rogue selbst wurde in den letzten Monaten vor dem Erscheinungstermin eher stiefmütterlich behandelt. Es war einfach nur da, wurde jedoch nie großartig beworben. Was für das Spiel ein Glücksfall war, da der Gamer sich ihm dadurch unvoreingenommen stellen konnte.

Und schnell stellt sich heraus, dass es ein würdiger Abschied der Generation Xbox 360/PS3 ist und sogar – überspitzt formuliert – das Assassin‘s Creed-Franchise (Videospiele, Bücher und Comics) rettet. Das mag übertrieben klingen, hat allerdings einen Funken Wahrheit.

Rogue setzt da an, wo Black Flag aufhörte. Denn genau wie jenes Spiel wagt es sich auf neue Pfade und versucht erst gar nicht, die sattsam bekannte Story von unrechtmäßig ermordeten Eltern und den daraus resultierenden Rachegelüsten zu verwenden. Shay Patrick Cormack ist zu Beginn des Games nämlich schon ein gut ausgebildeter Assassine und kein Neuling mehr. Wenn auch einer mit einem eigenen Kopf, der schon mal mit einem Mitassassinen aneinandergerät, wenn er sich beleidigt fühlt. Er ist ein Hitzkopf, der mit seiner Meinung nicht hinterm Berg hält. Und bereits nach den ersten beiden Erinnerungsabschnitten des Spiels wird er er ein Templer!

Assassin_s_Creed_Rogue_neXGam_18Das ist auch die große Überraschung von Assassin‘s Creed Rogue, dass man nämlich dieses Mal praktisch die Gegenseite steuert. Bislang waren die Tempelritter Opfer, Kanonenfutter, welche es zu besiegen galt. Zweifel an der Boshaftigkeit ihrer Taten wurden nie gestreut. Zu eindeutig wurden sie als Antagonisten dargestellt. Etwas, was sich erst in Unity ein klein wenig änderte.

Rogue geht da einen Schritt weiter. Es wagt einen Spagat. In der Vergangenheitsebene von Shay lernt man die Organisation von einer positiven Seite her kennen, während die Gegenwartsebene, also die Jetztzeit, sie in einem negativen Licht darstellt. Und die Assassinen? Dieses Mal sind sie die Gegenspieler, die es zu bekämpfen gilt.

Eine gute Idee, die entsprechend umgesetzt wird. Denn all die Fähigkeiten der Assassinen, das versteckte Zuschlagen vor allem, sind jetzt eine Bedrohung für das eigene Leben. Und so geht man mit dem aktivierten Adlerauge durch die Gegend und sieht zum Beispiel Assassinen im Stroh lauern. Ein unheimliches Gefühl, jetzt auf der Gegenseite zu stehen und so in Gefahr zu sein.

Assassin_s_Creed_Rogue_neXGam_9Zum Glück ist Shay Cormack nicht hilflos. Er verfügt nämlich neben seinen nicht verlernten Assassinenfähigkeiten ebenso über ein lautloses Luftgewehr, mit dem er leise Pfeile verschießen kann, die Gegner einschlafen oder durchdrehen lassen können. Doch auch Ablenkungsmanöver sind so möglich. Das Gewehr wird so schnell zu einem unverzichtbaren Hilfsmittel, um im Spiel weiterzukommen.

Ein paar Worte zur Geschichte, denn diese ist ein Bindeglied zwischen den letzten Teilen der Spielereihe. Sie findet vor Assassin‘s Creed III statt. Man lernt so zum Beispiel einen jungen Achilles Davenport kennen, der damals der Mentor der nordamerikanischen Assassinen war. Gleichzeitig ist sie auch nach Assassin‘s Creed IV anzusiedeln, da ein gealterter Adewale auftaucht. Und Unity? Um Spoiler zu vermeiden, sei nur gesagt, dass das Ende von Rogue ein großes Mysterium des anderen Spiels aufklärt.

Ebenso spannend ist die Geschichte von Shay Cormack, der über bestimmte Taten der Assassinen so entsetzt ist, dass er die Bruderschaft verrät. Und in den nächsten Jahren stößt er wiederholt mit seinen ehemaligen Brüdern und Schwestern zusammen und tötet einige von ihnen. Man muss dem Spiel dabei zugutehalten, dass es deutlich macht, wie schwer es ihm fällt, das zu tun.

Assassin_s_Creed_Rogue_neXGam_7Das Interessante an Assassin‘s Creed Rogue ist dabei vor allem der Schauplatz. Ein Teil des Gameplays spielt sich nämlich wie bei Assassin‘s Creed IV auf einem Schiff ab. Doch anders als bei Black Flag ist der Handlungsschauplatz nicht die Karibik, sondern der Nordatlantik und dieser kann teilweise kalt und ungemütlich werden. So kann man zum Beispiel nicht für unbegrenzte Zeit im Wasser schwimmen, da es eiskalt ist und man deswegen Lebensenergie verliert. Ebenso tanzen Eisberge förmlich auf der Wasseroberfläche. Der Clou an ihnen ist: Man kann diese vernichten und so Flutwellen auslösen, die in der Nähe herumschwimmende Schiffe entweder zerstören oder zumindest stark beschädigen. Dadurch lässt sich so mancher Kampf auf eine elegante Art und Weise abkürzen.

Doch nicht nur zu Wasser, auch am Lande gibt es einiges zu tun. Und noch viel mehr zu sammeln. So kann man New York nach und nach erkunden und ausbauen, vorausgesetzt, man besetzt die örtlichen Forts und befreit dadurch nach und nach Abschnitte der Stadt. So kann man in der Metropole, ehe sie vom großen Feuer kurz vor Assassin‘s Creed III gezeichnet wurde, Kriegspost, Teile eines Wikingerschwertes oder Templerschatzkarten auffinden. Auch außerhalb von New York in den kleineren Gemeinden wie Sleepy Hollow findet man diese Teile. Und so ist man genau wie einst bei Black Flag teilweise für längere Phasen damit beschäftigt, die Nebenaufgaben wahrzunehmen, weil sie Spaß machen.

Doch bei allem Lob muss man auch Kritik äußern. Denn Rogues Stärke liegt vor allem in Unitys Schwäche. Wenn jenes Assassin‘s Creed nicht so ein Reinfall gewesen wäre, würden die doch vorhandenen Schwachpunkte des letzten PS3/Xbox 360-Teils deutlicher zum Vorschein treten. Im Prinzip ist Rogue nämlich nichts weiter als ein goldener Stillstand.

Assassin_s_Creed_Rogue_neXGam_10Klar, es gibt Neuerungen wie zum Beispiel der eben erwähnte Schauplatz. Ansonsten bleibt jedoch alles beim Alten. Teilweise im wahrsten Sinne des Wortes. Ein Großteil des Games setzt sich aus Bestandteilen der Vorgängerspiele zusammen. Wer diese ausgiebig zockte, wird so Elemente aus III und IV wiedererkennen. Das Klettern auf Bäumen, die Fähigkeit, sich als Einmannarmee durch Gegnerscharen zu schnetzeln, oder das Verwalten einer Flotte, um Geld zu verdienen. Alles Dinge, die bereits früher vorhanden waren. Das setzt sich sogar bei der Grafik fort, wo vieles einfach nur 1:1 kopiert wurde und nur, um zum Beispiel das Schiff und die Matrosen zu nennen, einen anderen Skin erhielt. Selbst die Musik wie beispielsweise die Seemannsshantys kennt man aus IV. Hier wurde versucht, mit möglichst wenig Aufwand ein möglichst gutes Spiel zusammenzustellen. Was ja auch durchaus gelungen ist.

Ist Assassin‘s Creed: Rogue deshalb schlecht? Nein. Es ist überwiegend gut. Aber es ist ebenso kein Überflieger. Trotzdem muss man sagen, dass ohne das Spiel die Assassin‘s Creed-Reihe jetzt deutlich miserabler dastehen würde, als es aktuell der Fall ist. Und aus diesem Grund verdient der Titel den Respekt und die Aufmerksamkeit des Gamers.




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Forum
  • von aldi404:

    Habe mal wieder Assassins Creed Rogue eingelegt damit meiner 360 nicht langweilig wird nach ein paar Missionen denke ich mir komisch das kommt mir aber alles bekannt vor bis ich dann gemerkt habe ich habe noch ein altes Savegame auf der Festplatte gehabt und das aktuelle liegt in der Cloud ...

  • von Darkshine:

    Wer das Remaster für Xbox One kaufen will sollte aufpassen nicht versehentlich zu dieser Neuauflage der 360 Version zu greifen. ...

  • von Civilisation:

    Assassin's Creed Rogue Remastered - Damals und Heute Mit Assassin’s Creed Rogue Remastered erscheint jetzt die überarbeitete Neuauflage eines der ungewöhnlichsten Titel der Serie. Als das Spiel 2014 herauskam, ging die Zeit der PS3 und Xbox 360 zu Ende. Gleichzeitig erschien...

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