Hard West – dämonisch gut im Test

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Taktische Strategiespiele waren vor einigen Jahren eigentlich nicht gerade mein Lieblingsgenre, waren sie manchmal arg trocken oder verloren sich im Micromanagement. Doch war es ein Spiel von Microprose, das mich in das Genre einst verlieben ließ. XCOM ist mittlerweile seit seinem Reboot vor etwa drei Jahren wieder in Mode gekommen, sodass es auch Nachahmer gibt. Doch Hard West einen schlichten Nachahmer zu nennen, wäre eine Beleidigung für das Spiel. Hier findet ihr heraus, warum das so ist.

Hard-West-03Das Leben im Wilden Westen war sicherlich kein Zuckerschlecken, weder in der Vergangenheit noch in der Welt von Hard West. Man wächst auf einer kleinen Farm auf, doch eines Tages wird die junge Familie von Banditen gefangen genommen und die Mutter grausamst getötet. Von Rache getrieben machen sich Vater und Sohn auf den Weg, die Banditen zu stellen und Vergeltung zu üben. Die Reise dorthin ist aber beschwerlich und es kommt zu einigen Ereignissen, denen man sich individuell stellen muss.

In acht verschiedenen Szenarien darf man die Geschicke seiner Gruppe leiten, wie man es persönlich auch machen würde. Auf einer Übersichtskarte können wir unterschiedliche Orte besuchen und werden dort per Dialog aufgefordert, Entscheidungen zu treffen. Jede dieser Entscheidungen hat Konsequenzen und können das Spiel nachhaltig prägen. Seid ihr etwa in einer altbekannten Goldmine, die bereits einsturzgefährdet aussieht, zu gierig, kann es passieren, dass ihr verletzt werdet und die Verletzung das gesamte Spiel über behalten werdet. Natürlich kann auch etwas Positives geschehen, aber ihr solltet immer die Auswirkungen im Hinterkopf haben.

Hard-West-02Auf eurer Reise trefft ihr auf verschiedene Persönlichkeiten, die sich euch anschließen und ihre eigene Motivation im Wilden Westen haben. Sie unterstützen euch aber auch im Kampf, der das Kernstück von Hard West darstellt. Dieser ist rundenbasiert und ähnelt dem von XCOM: Enemy Unknown, doch hat man einige Features eingebaut, die das Spiel vom Vorbild unterscheiden lässt. Die erste große Veränderung ist die Spielwelt selbst, die sich vom klassischen Wilden Westen unterscheidet. Denn hier werdet ihr nicht nur auf Banditen, sondern auch auf Dämonen und Untote treffen, die durch satanische Rituale zusätzliche Kräfte erhalten werden, wenn auch für einen gewissen Preis.

Ergänzend dazu hat man sich bei der Spielmechanik selbst noch Gedanken gemacht. Beispiel dafür ist die Eigenschaft Glück, die zu Anfang einen bestimmten Wert hat und durch ausgerüstete Gegenstände verändert werden kann. Jedes Mal, wenn ein Charakter von einem Feind beschossen wird, verringert sich der Glückswert, was die Möglichkeit, einen Treffer abzubekommen, drastisch erhöht. Genauso muss man einen Gegner nicht direkt sehen, um zu wissen, dass er da ist. Manchmal verrät der Schatten durch die am Himmel stehende Mittagssonne, wo sich ein Widerling versteckt hält. Außerdem lassen sich im späteren Spielverlauf Fähigkeiten einsetzen, mit denen man metallene Gegenstände wie etwa Glocken dazu nutzen kann, seine Projektile dort abprallen zu lassen und den Feind dennoch zu treffen.

Hard-West-09Apropos Fähigkeiten: Ein witziges Feature sind auch die Spielkarten, mit denen man sich zusätzliche Boni verleihen kann. Hin und wieder wird man durch Kämpfe oder Schätze auf der Landkarte Spielkarten erhalten, mit denen sich wie im Poker ein Blatt formen lässt. Reiht man für einen Charakter beispielsweise einen Drilling auf, erhält man bestimmte Boni wie eine erhöhte Sichtweise oder eine schnellere Bewegungsmöglichkeit. Je besser das Blatt ist, desto höher auch die Boni. So lassen sich verschiedenste Karten kombinieren, um seinen Charakter individuell auszurüsten. Auch in Sachen Bewaffnung hat man sich nicht lumpen lassen. Aus einem Arsenal von vierzig Waffen kann man seinen Liebling finden und nutzen, um den Feinden den Garaus zu machen.

Das Einzige, was sich Hard West gefallen lassen muss, ist der enorme Schwierigkeitsgrad. Einsteiger im Genre werden wohl einige Anläufe und Spielstände brauchen, um im Spiel weiterzukommen. Das liegt vor allem daran, dass die Auseinandersetzungen sehr taktisch sind und stupides Vorpreschen meist mit dem Tod einhergeht. Oftmals bedeutet der Tod eines Gruppenmitglieds auch das sofortige Game Over, sodass man stets Vorsicht walten lassen und überlegt handeln sollte. Großes Lob verdient auch der Soundtrack, der die Stimmung dieses düsteren Wild-West-Märchens bestens einzufangen weiß.

Hard West ist eines dieser Titel, die wahrscheinlich Ende letzten Jahres etwas in der Masse der veröffentlichten großartigen Spiele unterging. Das ist wirklich schade, denn dahinter steckt ein durchdachtes, taktisches Strategiespiel mit leichtem Roguelike-Einschlag, beeindruckendem Artdesign und genialem Soundtrack. Ein Spiel, das meiner Meinung nach mehr Aufmerksamkeit verdient hat.

 

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Forum
  • von Phill XVII:

    Den Download gibt es inzwischen auch für PS4/ONE.

  • von Phill XVII:

    Ja man startet im neuen Szenario wieder bei 0. Wie umfangreich kann ich leider nicht sagen. Hab auf der Switch das erste fertig und weiter bin ich am PC auch nicht gekommen. ...

  • von Captnkuesel:

    Dann spielt man einen spielstand weiter oder ist jedes Szenario wieder was neues, wo man auch neu loot kaufen muss? Wie groß ist das Spiel vom Umfang her?...

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