In acht verschiedenen Szenarien darf man die Geschicke seiner Gruppe leiten, wie man es persönlich auch machen würde. Auf einer Übersichtskarte können wir unterschiedliche Orte besuchen und werden dort per Dialog aufgefordert, Entscheidungen zu treffen. Jede dieser Entscheidungen hat Konsequenzen und können das Spiel nachhaltig prägen. Seid ihr etwa in einer altbekannten Goldmine, die bereits einsturzgefährdet aussieht, zu gierig, kann es passieren, dass ihr verletzt werdet und die Verletzung das gesamte Spiel über behalten werdet. Natürlich kann auch etwas Positives geschehen, aber ihr solltet immer die Auswirkungen im Hinterkopf haben.
Ergänzend dazu hat man sich bei der Spielmechanik selbst noch Gedanken gemacht. Beispiel dafür ist die Eigenschaft Glück, die zu Anfang einen bestimmten Wert hat und durch ausgerüstete Gegenstände verändert werden kann. Jedes Mal, wenn ein Charakter von einem Feind beschossen wird, verringert sich der Glückswert, was die Möglichkeit, einen Treffer abzubekommen, drastisch erhöht. Genauso muss man einen Gegner nicht direkt sehen, um zu wissen, dass er da ist. Manchmal verrät der Schatten durch die am Himmel stehende Mittagssonne, wo sich ein Widerling versteckt hält. Außerdem lassen sich im späteren Spielverlauf Fähigkeiten einsetzen, mit denen man metallene Gegenstände wie etwa Glocken dazu nutzen kann, seine Projektile dort abprallen zu lassen und den Feind dennoch zu treffen.
Das Einzige, was sich Hard West gefallen lassen muss, ist der enorme Schwierigkeitsgrad. Einsteiger im Genre werden wohl einige Anläufe und Spielstände brauchen, um im Spiel weiterzukommen. Das liegt vor allem daran, dass die Auseinandersetzungen sehr taktisch sind und stupides Vorpreschen meist mit dem Tod einhergeht. Oftmals bedeutet der Tod eines Gruppenmitglieds auch das sofortige Game Over, sodass man stets Vorsicht walten lassen und überlegt handeln sollte. Großes Lob verdient auch der Soundtrack, der die Stimmung dieses düsteren Wild-West-Märchens bestens einzufangen weiß.
Hard West ist eines dieser Titel, die wahrscheinlich Ende letzten Jahres etwas in der Masse der veröffentlichten großartigen Spiele unterging. Das ist wirklich schade, denn dahinter steckt ein durchdachtes, taktisches Strategiespiel mit leichtem Roguelike-Einschlag, beeindruckendem Artdesign und genialem Soundtrack. Ein Spiel, das meiner Meinung nach mehr Aufmerksamkeit verdient hat.