Es ist manchmal einfach, auf die in Japan lebenden Gamer neidisch zu sein. Denn diese haben die Chance, früher an Spiele zu kommen. Als Beispiel sei Fantasy Life genannt. Der Titel kam dort bereits im Dezember 2012 in den Handel und seit Juli 2013 kann man im Land der aufgehenden Sonne eine Erweiterung erwerben, die auf den Namen Fantasy Life Link! hört. Und der Rest der Welt? Durfte bis September 2014 warten, ehe Big N das Spiel hierzulande endlich herausbrachte.
Hat sich denn wenigstens die Wartezeit gelohnt? Kommt auf die Erwartungshaltung an. Um auf den Namen des Games zurückzugreifen: Steht man mehr auf Fantasy oder mehr auf Life? Oder mag man beides zusammen?
Das Problem ist, dass das Spiel eine Hauptstory besitzt, die einen nicht unbedingt mitreißt. Es geht erneut um eine bedrohte Welt, eine mysteriöse Prophezeiung und du bist natürlich derjenige, der am Ende alle retten soll. Die Hauptgeschichte hat zwar ihre Momente, doch überwiegend reißt sie einen nicht vom Hocker. Sie ist zwar nicht langweilig, aber man hat den Eindruck, dass sie viel zu sehr Mittel zum Zweck ist, um die verschiedenen Gameplay-Elemente halbwegs miteinander zu verknüpfen. Etwas, was ihr nicht gelingt.
Denn das zugrundeliegende Gameplay besteht im Grunde nur daraus, sich einen Job zu suchen und darin besser zu werden. Das ist der Life-Aspekt des Titels. Man spielt im wahrsten Sinne des Wortes ein Leben nach, da es auch eine Lebensgilde gibt, in der ihr euren Beruf auswählen könnt.
Ich wurde ein Holzfäller. Zwar wurden virtuelle Gerüche noch nicht in Videospiele eingebaut (Gott sei Dank?), doch ich stellte mir bei diesem Beruf das Aroma von frisch geschlagenem Holz vor und das Selektieren und anschließende Fällen des richtigen Baumes. Das erhielt ich auch so ungefähr. Denn als Holzfäller kann ich einige Waldbäume fällen, ebenso wie einige besondere, die mir entsprechende Holzscheite geben.
Bei diesem Beruf muss ich ebenfalls Aufträge erfüllen. Die laufen zwar meistens darauf hinaus, dass ich eine vorgegebene Anzahl an Schlägen machen soll oder eine gewisse Stückzahl an Material an jemanden Bestimmtes liefern soll. Aber selbst diese simplen Missionen machen mir Spaß, weil sie einfach zu dem Berufsbild passen, dass ich von dem Job habe. Und in diesem Fall sind diese Jobs Teil meines Bemühens, in meinem Job aufzusteigen.
So stellt mir mein Gildenmeister regelmäßig Aufträge, mit denen ich Sterne verdienen kann. Habe ich genug, steige ich in meinem Beruf einen Rang auf und gleichzeitig erlerne ich so neue Techniken. Es ist die Kombination von Einfachheit und der Möglichkeit, mich wie bei einem RPG aufzuleveln, die mich hier fasziniert.
Und wenn mir das zu langweilig ist? Kann ich Wonne verdienen. Dahinter versteckt sich die Belohnung dafür, dass man den Bewohnern der Stadt hilft. Denn die haben vielerlei Wünsche. Einer möchte zum Beispiel ein besonders Ei erhalten und das kriegst du außerhalb der Stadt. Auf dem Weg dahin lauern Monster und andere Gefahren, die man entweder ignorieren oder bekämpfen kann. Die Wahl liegt ganz bei dir. Bringst du das gewünschte Objekt anschließend zum Auftragsgeber zurück, erhältst du neben einigen Gulden ebenso die eben erwähnte Wonne. Hast du genügend beisammen, kannst du bestimmte Boni kaufen, wie zum Beispiel ein größeres Inventar.
Und wenn einem das nicht reicht? Kann man auch dem Freizeitvergnügen nachgehen. Man kann sein eigenes Domizil mit neuen Möbeln ausstatten oder einfach nur die Gegend erforschen. Die Wahl liegt bei dir!
nd ich finde, das macht den Charme des Spiels aus. Es gibt wirklich viele Möglichkeiten, sich auszutoben. Man muss nicht immer die Welt retten, um Spaß zu haben. Es reichen auch die alltäglichen Dinge! Und das beweist Fantasy Life auf wunderbare Art und Weise.
Hinzu kommt ebenfalls, dass die Grafik den Charme enorm unterstützt. Man merkt dem Spiel an, das Level-5 es entwickelte. Die ganze Erfahrung, die sie von Inazuma Eleven und Professor Layton in Sachen Spieldesign gesammelt haben, merkt man Fantasy Life an. Selbst die gefährlichsten Monster wirken noch vergleichsweise niedlich, was einfach zu dem Spiel passt. Denn bei dem Titel steht nicht die Rettung der Welt im Vordergrund, sondern ein normaler Alltag in einer Fantasy-Welt.