Fantastische Haustiere im Test

Xbox 360Xbox
Es gibt wohl kaum ein Kind, das sich kein eigenes Haustier wünscht. Doch leider ist es in der Realität alles andere als leicht, dem Nachwuchs diesen Traum zu erfüllen. Für einen Hund fehlt häufig der Platz oder die Zeit und ein Goldfisch wird für jüngere Zeitgenossen nach wenigen Minuten langweilig. Die Videospielindustrie hat dieses Problem erkannt. Immer mehr virtuelle Kreaturen bevölkern die Kinderzimmer und dank moderner Steuerungsmethoden werden zugehörige Aktivitäten wie Füttern, Streicheln und Spielen inzwischen besser simuliert als jemals zuvor. Die aktuelle Genregeneration kommt sogar mit Kameraunterstützung daher, wodurch die Interaktivität eine neue Dimension erreicht. Nach Eye Pet (PS3) und Kinectimals werden nun die Fantastischen Haustiere von THQ auf den Nachwuchs losgelassen.

Es wird kein detektivisches Talent benötigt, um innerhalb von Sekunden zu erkennen, dass dieses Game für Kinder gedacht ist. Eine jugendliche Stimme begrüßt die Besucher in einem bunten Haus, das von niedlichen Wesen bevölkert wird. Schnell stellt sich heraus, dass es sich bei dem körperlosen Gastgeber um das Computersystem des futuristisches Gebäudes handelt. Die künstliche Intelligenz erklärt nicht nur das Spiel, sondern hilft Neuankömmlingen auch dabei, die eigene Rolle zu verstehen. Bei dem Besitzer des Anwesens handelt es sich um einen Onkel, der für längere Zeit verreist ist. Als brave Nichte bzw. braver Neffe kümmert man sich nun um die Haustiere der lieben Verwandtschaft. Diese Aufgabe ist deutlich spannender als zunächst vermutet, denn die meisten dieser Geschöpfe sind das Ergebnis genetischer Experimente. Fantastische Haustiere verstößt gegen die alle wichtigen Horrorfilmregeln, denn die Verbrechen gegen Mutter Natur gipfeln ausnahmsweise mal nicht in der Kreation blutrünstiger Monster. Bei den Ergebnissen handelt es sich immer um freundliche, verspielte und oft extrem niedliche Wesen.

fantatsische_haustiere_1.jpg

Um die kleinen Kinect-Fans nicht direkt zu überfordern, adoptieren sie zu Beginn nur ein Haustier. Insgesamt vier Spezies stehen zur Auswahl. Ohne bestehende Vorurteile bestätigen zu wollen, ist davon auszugehen, dass die Ponys besonders bei Mädchen gut ankommen werden, während Echsen höchstwahrscheinlich eher von Jungs bevorzugt werden. Traditionalistisch veranlagte Kinder schnappen sich einen Hund oder eine Katze aus dem Labor. Ist die Entscheidung getroffen, beginnt der spaßige Teil, denn die Tiere dürfen mit Hilfe eines einfach verständlichen Editors verändert werden. Darf es ein Welpe mit Hörnern und Giraffenmusterung sein? Kein Problem! Wie wäre es mit einem fliegenden blauen Reptil? Auch dieser Wunsch wird erfüllt! Die Möglichkeiten sind vielfältig und werden im weiteren Spielverlauf ständig erweitert, was sehr motivierend sein kann. Natürlich werden die Basteleien an den knuddeligen virtuellen Freunden für Erwachsene innerhalb von Sekunden langweilig, aber kleine Kinder werden die Experimente mit unterschiedlichen Kombinationen lieben. Natürlich steht auch schon der erste kostenpflichtige Download bereit, der noch mehr Optionen bietet, aber auch ohne kostbare MS-Points zu investieren, bietet Fantastische Haustiere eine Menge Inhalt für kleine Forscher.

fantatsische_haustiere_3.jpg

Das Spiel kann grob in zwei Bereiche aufgeteilt. Es gibt insgesamt zwölf Mini-Games, aber es ist auch möglich, mit den Protagonisten ohne feste Zielvorgaben zu interagieren. Ähnlich wie Sonys Eye Pet, können auch die Fantastischen Haustiere dank Kamera der realen Welt einen Besuch abstatten. Obwohl diese Idee nicht mehr ganz taufrisch ist und die sogenannte augmented reality spätestens mit der Einführung des 3DS den Massenmarkt erreicht hat, ist es noch immer ein interessantes Erlebnis, virtuelle Figuren auf dem Fernseher zu sehen, die sich durch die eigene Wohnung bewegen. Wenn viel freier Raum geschaffen wurde, ist die Illusion verblüffend gut. Steht allerdings ein Sofa oder ein anderer Gegenstand im Kinect-Blickfeld, wird dieser entweder als Fußboden interpretiert oder gar nicht wahrgenommen, was zu skurrilen Transparenzeffekten führt, wenn Grafikobjekte damit kollidieren. Durch verschiedene Gesten und Bewegungen können die Tiere dazu gebracht werden, ihr Verhalten zu ändern. Die Aktionen sind immer leicht verständlich, so dass Kinder schnell erkennen, was zu tun ist. Auf- und Abhüpfen wird beispielsweise von den künstlichen Spielkameraden sofort imitiert und das Ausstrecken eines Arms in Richtung des Sensors führt dazu, dass das Wesen sein Gesicht auf dem Bildschirm präsentiert. Die Interaktionsmöglichkeiten sind zwar nicht gigantisch, reichen aber vollkommen aus, um die Zielgruppe zu unterhalten. Teilweise muss etwas experimentiert werden, da die Bewegungserkennung nicht immer einwandfrei funktioniert. Dieses Manko stört die fröhliche Atmosphäre jedoch kaum, denn schließlich gehorchen auch echte Tiere oft erst beim zweiten oder dritten Kommando.

Wer nicht nur herumtollen möchte, sondern Herausforderungen und Highscores braucht, um glücklich zu sein, darf jederzeit ein Mini-Game starten. Hier wird meistens das Kamerabild ausgeblendet und durch reguläre Grafiken ersetzt. Viele der Aktivitäten sind genretypisch. Apportieren und Körperpflege sind in mehreren Variationen vertreten, doch es gibt auch etwas ungewöhnlichere Freizeitbeschäftigungen wie Weitsprung oder das Nachahmen bestimmter Posen. Komplexe Manöver werden auch hier nicht gefordert. Es gibt sogar ein Spielchen, bei dem nur so schnell und wild wie möglich mit den Armen und Beinen vor der Kamera herumgefuchtelt werden muss. Anspruchslos? Natürlich! Ein Riesenspaß für Nachwuchszocker im Grundschulalter? Auf jeden Fall! Auch in den Mini-Games ist die Kinect-Steuerung nicht frei von Macken. Besonders das Werfen von Bällen und anderen Gegenständen scheint völlig anderen physikalischen Gesetzen zu folgen als in der Wirklichkeit. Aber auch diese Hindernisse lassen sich nach dem Trial-and-Error-Prinzip überwinden. Positiv zu erwähnen ist noch, dass es oft recht bewegungsintensiv zugeht, was besonders für Eltern von chipsfutternden Sofahockern ein Kaufgrund sein könnte.

fantatsische_haustiere_4.jpg

Für Langzeitmotivation sorgen die Wettbewerbe, an denen die Fantastischen Haustiere teilnehmen dürfen. In diesen Talentshows werden mehrere Herausforderungen nacheinander absolviert und natürlich gibt es auch Medaillen zu gewinnen. Da pro Tag nur eine dieser Veranstaltungen stattfindet, gibt es einen guten Grund, das Game immer mal wieder einzulegen. Gute Leistungen und Durchahltevermögen werden langfristig selbstverständlich auch mit neuen Tieren und netten Extra-Optionen belohnt. Wer ein hohes Trainerlevel erreicht hat, darf bis zu vier Schützlinge adoptieren. Xbox Live Partien sind zwar nicht möglich, aber es gibt die Möglichkeit im lokalen Zwei-Spieler-Modus anzutreten und mit mehreren Fantastischen Haustieren zu spielen, was sich besonders für Familien mit mehreren Kindern lohnt.

fantatsische_haustiere_7.jpg

In Sachen Grafik hat der Konkurrent Kinectimals eindeutig die Nase vorn. Das bedeutet aber lediglich, dass der Kinect-Launch-Titel ein optisch extrem beeindruckendes Spiel ist und nicht, dass Fantastische Haustiere veraltet wirkt. Auch mit einem kleinen Budget haben es die Macher geschafft, schöne Bilder auf den heimischen Fernseher zu zaubern. Die Hauptdarsteller sind detailliert und niedlich animiert. Gemischte Gefühle hinterlassen hingegen die Kulissen, die zwar meistens schön bunt sind, aber insgesamt etwas simpel ausfallen. Ordentliche Effekte, die besonders in den bewegungsintensiveren Games zum Einsatz kommen, runden den guten Gesamteindruck ab.

Die heitere Musik ist genretypisch und die etwas einfallslosen Kompositionen werden niemanden dazu bewegen, den Soundtrack zu kaufen (Nein, den gibt es natürlich nicht wirklich!). Ähnliches gilt für die Soundeffekte. Zwar klingt das Welpengebell und Katzengeschnurre realistisch und niedlich, aber viel Abwechslung oder gar Überraschungen werden nicht geboten. Absolut großartig hingegen ist die deutsche Sprecherin, die das intelligente Computersystem mimt. Wenn man den eigenen Ohren trauen kann, handelt es hier tatsächlich um eine recht junge Person, was es umso erstaunlicher macht, dass alle Monologe klar und ohne die branchenüblichen schauspielerischen Übertreibungen vorgetragen werden. Auch die Vielfalt der Sprüche weiß zu gefallen. Es passiert in Games nicht oft, dass schlechte Witze erzählt werden, um die Zeit zu überbrücken, wenn der Mensch vor dem Bildschirm eine Pause einlegt. Da kann auch der virtuelle Onkel, der sich ebenfalls manchmal zu Wort meldet, nicht mithalten.

fantatsische_haustiere_6.jpg

Tim meint:

Tim

Sowohl das Cover als auch der günstige Preis von Fantastische Haustiere lassen vermuten, dass es sich um eine dieser furchtbaren Billigproduktionen handelt, mit denen besonders Nintendo-Wühltische oft gut gefüllt sind. Doch das Kinect-Game hat, was das Gameplay und den Charme betrifft, deutlich mehr zu bieten, als die breite Masse der Viecher-Simulationen für Wii und DS. Obwohl es optisch nicht die Qualität des Vorzeigetitels Kinectimals erreicht, kann der Konkurrent in vielen anderen Bereichen mithalten. THQ ist tatsächlich ein kleiner Überraschungshit gelungen, der tierverrückten und experimentierfreudigen Kindern viele spaßige Stunden bereiten wird. Die Optionsvielfalt, die zielgruppengerechte Präsentation und die netten Mini-Games helfen dabei, kleinere Mankos, wie die etwas unpräzise Bewegungserkennung, schnell in Vergessenheit geraten zu lassen. Natürlich ist Fantastische Haustiere kein Spiel für erfahrene Zocker. Wer das zwölfte Lebensjahr schon länger hinter sich gelassen hat, wird hier keine Herausforderungen finden. Für Kinder im Grundschulalter ist das Game allerdings absolut empfehlenswert.

Positiv

  • Günstiger Preis
  • Viele Optionen
  • Simples Gameplay für kleine Zocker

Negativ

  • Suboptimale Bewegungserkennung
  • Keine Herausforderungen für ältere Semester
Userwertung
0 0 Stimmen
Wertung abgeben:
senden
Follow us
Fantastische Haustiere Daten
Genre Simulation
Spieleranzahl 1-2
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 15.04.2011
Vermarkter THQ
Wertung 7.5
Anzeigen
neXGam YouTube Channel
Anzeigen