Superman Returns im Test

Kenner der Videospielgeschichte wissen das Superman-Spiele auf Konsolen verflucht sind, denn kein Entwickler hat es jemals zustande gebracht, ein vernünftiges Spiel mit dem Mann aus Stahl zu kreieren. Die Playstation 2 Version von Superman Returns ist der lebende Beweis, dass es noch schlechter geht. Zu gerne würde ich über eine makellose Steuerung berichten, einer fantastischen Grafik und ein perfektes Spielgefühl, welches den Spieler an den Fernseher fesselt.

Aber zu meinem Bedauern wird der Inhalt dieses Testartikels einen ganz anderen Ton anschlagen. Kommen wir erstmal zur bekloppten Story, die lose auf den Geschehnissen um Bryan Singers Filmadation beruht. Über die Qualität des Kinostreifen möchte ich kein Wort verlieren, jeder sollte für sich entscheiden, ob ein ausgewachsener Mann in Unterwäsche sehenswert ist. Nachdem Superman nach langweiliger Reise die Erde wieder erreicht hat, muss der fliegende Weltverbesserer feststellen, dass seine Lieblingsstadt Metropolis von bösen Mächten heimgesucht wird.

Umweltkatastrophen, Öl sabbernde Roboter und so manche Superschurken haben noch eine Rechnung offen mit der Megametropole - so viel Pech wie Metropolis (ausgenommen Berlin) hat keine Stadt im richtigen Leben. Als Supergurke im Schlafanzug überfliegt ihr Hochhäuser und eng verzwickte Straßen, und sobald sich was auf dem Boden tut, kommen führsorgliche Gefühle beim Spieler hoch. Schreiende Einwohner werden von Roboterhorden angegriffen, die ihr mit Hitzeblick oder Schlagcombos zu Kleinholz verarbeitet.

Sollten meterhohe Gebäude durch stechende Flammen einzustürzen drohen, übernimmt Superman den Job der Feuerwehr und mittels Superatem wird der Brandherd stillgelegt. So ist auf dem ersten Blick der Stundenplan für Superhelden mehr als ausgefüllt: Verletzte Passanten müssen in Sicherheit gebracht werden und nebenbei wird mithilfe von Superkräfte der Verkehr in Metropolis neu geregelt. Hört sich spannend an? Ist es aber nicht!

Das liegt z.B. an der äußerst kargen Optik, die mit groben Texturen punktet und die Metropolis mehr als steril aussehen lässt. Zudem ruckelt die Grafik mehr als der Handmixer meiner Mutter. Da hilft auch die imposante Weitsicht wenig. Superman Returns ist wie Grand Theft Auto III ein Spiel mit offener Spielwelt. Dies bedeutet, dass es viel zu entdecken gibt und ihr die Wahl der Missionen selbst bestimmt.

Doch bei EAs Heldenepos gibt es abseits der immer gleichen Aufträge eigentlich nichts zu sehen. In Straßen der Stadt herrscht eine Leere wie in einem Dorf irgendwo in der Pampa. Ausgeprägte Interaktionsmöglichkeiten wie bei Grand Theft Auto sucht ihr vergebens. Hinterhöfe oder kleine Gassen zwischen den Gebäuden zeigen die nackte Wahrheit über Metropolis. Der größte Feind ist nämlich nicht irgendein Superschurke ist, sondern die bockige Kamera. Innerhalb der Stadt müsst ihr diese mit der Hand einstellen, wollt ihr euch nicht an der Fassade eines Bauwerkes wiederfinden. Die Lock On Funktion zeigt ihre ganze negative Energie bei Kämpfen mit mehr als zwei Gegnern. So ist Chaos vorprogrammiert, weil ihr nie den richtigen Schurken zu packen bekommt.

Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, ist das Missionsdesign mehr als langweilig. Die Hauptaufgaben bestehen darin, im Sekundentakt Roboter zu vermöbeln und verblutende Passanten zu retten. Der Superheld von heute braucht ausgesprochen harte Nerven, weil die immer gleichen Gegner auf Dauer ankotzen. Echten Mut zur Innovation haben die Designer beim Thema Lebensenergie gewagt, denn Superman ist eigentlich unsterblich und nichts außer Kryptonit kann den Schönling verletzen.

Dafür steht der Spieler immer unter Zeitdruck. In der oberen Bildecke findet sich der Energiebalken der Stadt Metropolis wieder, der stark abnimmt, sobald Unschuldige ins Grass beißen oder Schaden entsteht. Um diese Energieleiste immer voll zu halten, solltet ihr genügend lädierte Passanten zum Krankenwagen bringen. Zum Schluss sollte noch erwähnt werden das erfüllte Missionen Erfahrungspunkte einbringen, die wiederum neue Combos freischalten oder eure Superkräfte aufmotzen.