Trauma Center: New Blood im Test

Nintendo Wii
Mal im Ernst: Eigentlich wären wir doch alle ganz gerne Doktor geworden, oder? Im weißen Kittel durch die Station spazieren, hier einen Wisch unterschreiben, dort mit den hübschen Schwestern schäkern und danach im eigenen Sportwagen ab nach Hause. Wie - das hat doch mit dem Alltag eines Arztes überhaupt nichts zu tun? Genau! Und wer's nicht glaubt, kann sich im aktuellen Trauma Center Nachfolger selbst von seinen Schwarzwaldklinik Illusionen heilen...


Die Realität sieht nämlich ganz anders aus: Unterbezahlung, meckernde Patienten und viele (unvergütete) Überstunden - hachja, der Alltag eines Assistenzarztes an einem Krankenhaus kann schon viel Kummer bereithalten. Auch Dr. Vaughn oder Dr. Valerie Blaylock, den beiden Protagonisten im neuen Trauma Center: New Blood, geht es nicht anders, auch wenn sie in ihrer Mini-Klinik tief in Alaska eigentlich einen ganz ruhigen Dienst schieben. Zumindest eigentlich, denn bald häufen sich die Notfälle und das sogar das ferne Kalifornien ruft nach Hilfe...



Erfolgreiche Chirurgen des ersten Trauma Center erinnern sich bestimmt noch an den inkompetent wirkenden Dr. Styles, der durch Spielerhand gesteuert quasi dazu genötigt wurde, die Welt vor ihrer Vernichtung zu bewahren. Nicht wenige im westlichen Kulturkreis sozialisierte Menschen konnten sich mit der teils maßlos übertriebenen Nonsens-Story im Anime-Stil einfach nicht anfreunden, auch wenn die Geschichte in den Augen dieses Autors ohnehin immer nur zweitrangig war. Trotzdem, für eben jene Gruppe nun gute Nachrichten: So schlimm wirds nie wieder! Mit Dr. Vaughn und Dr. Blaylock warten jetzt endlich zwei professionelle Chirurgen auf eine fähige Spielerhand, die ihre Samstagsabende mit der Behandlung von (mit einigen wenigen Ausnahmen) auch in der Realität möglichen Verletzungen vertrödelt. Endlich also keine OPs in Flugzeugen oder das sinnlose Entschärfen von Bomben mehr...



Damit in den circa 50 Operationen nichts daneben geht, drückt ihr nach Spielbeginn zunächst kurz die Schulbank und lauscht aufmerksam dem etwa zehnminütigen Tutorial, dass euch Hinweise zur Entfernung von Glassplittern, dem Aufspüren von Tumoren per Ultraschall und dem Nähen von offenen Wunden gibt. Wie gehabt steuert ihr eure Werkzeuge dabei mittels der Wiimote über das TV-Bild und bringt Skalpell, Nadel, Spritze und mehr punktgenau platziert zum Einsatz. Vorausgesetzt eine ruhige Hand klappt dies auch wunderbar, was dann in Form von Präzision in die Bewertung eurer Operation einfliesst. Die linke Hand mit dem Nunchuck dient hingegen zur Bedienung des Werkzeug-Menü am linken unteren Bildrand - hier greift ihr euch das notwendige Werkzeug und wechselt schnell zwischen Laser und Pinzette. Später kommt auch die unvermeidliche "Heilende Hand" zu ihrem Comeback.



Naturgemäß geht es dabei auch wieder nicht ohne ordentlich Zeitdruck im Genick, denn während die in Standbildern erzählte Story noch gemächlich vor sich hin plätschert, ist im OP jede verschenkte Sekunde eine persönliche Niederlage. Ein Zeitlimit, drastisch fallende Vitalwerte und teilweise sogar wieder aufplatzende Verletzungen lassen wirklich keinerlei Ablenkung zu - Kinder, Geschwister oder Freunde schlagen besser nochmal zu einem anderen Zeitpunkt bei euch auf, um über private Dinge zu diskutieren. Andererseits ist so aber auch jeder Sieg ein emotionaler Triumph, sobald der Eingriff erfolgreich beendet ist und die Anspannung aus den eigenen Händen entweicht.



Doch soweit nichts neues, schließlich war dies bereits beim Vorgänger nicht anders. Wirklich neu ist hingegen die Auslegungs des Gameplays auf zwei menschliche Spieler. Längst überfällig und von Fans herbeigesehnt hat sich Entwickler Atlus nämlich endlich dazu hinreissen lassen, einen entsprechenden Spielmodus einzubauen. Und hey - nicht nur dies, sie haben gleich das komplette Spiel quasi darauf ausgelegt! Zwar könnt ihr euch natürlich auch wie gehabt als Einzelkämpfer durch die OPs der Vereinigten Staaten operieren, einfacher und weitaus spaßiger ist es aber natürlich zu zweit.

Dabei ist eigentlich ziemlich egal, ob ihr nun einen Trauma Center Veteranen oder völligen Anfänger an eurer Seite habt, der sich z. B. nur um die Stabilisierung der Vitalwerte kümmert, während ihr die großen Wunden versorgt. Noch schöner wirds aber natürlich, wenn zwei vergleichbar talentierte Wii-Chirurgen das Messer wetzen - hier kommt dann bei den anspruchsvolleren Eingriffen im Spielverlauf auch gepflegte Hektik auf, was in Kommentare wie "Schnell, den Laser!" oder "Spritze!" mündet. Äußerst unterhaltsam.



Weniger Grund zur Begeisterung liefert hingegen die Optik. Trotz äußerst detaillierter und liebevoll gezeichneter Anime-Charaktere und Hintergrundgrafiken muß man Trauma Center diesen Punkt einfach ankreiden. Ein Nintendo Wii Titel kann sicherlich mehr, als nur ein paar Anime-Figuren vor Standbildern darzustellen - wenn gleich das auf den Spielspaß eigentlich erstaunlich wenig Einfluß hat. Vielleicht auch gerade, weil es Entwickler Atlus verstand, dieses Manko durch den geschickten Einsatz vieler verschiedener Soundeffekte zu kaschieren.



Wem dieser Absatz nun bekannt vorkommt, der muss nicht weiter grübeln - tatsächlich ist er nahezu 1:1 aus dem Review dieses Autors zu Trauma Center: Second Opinion übernommen. Was damit ausgedrückt werden soll, ist die mangelnde optische Veränderung gegenüber dem Prequel. Auch im Jahr 2008 schickt Atlus uns Hobby-Chirurgen mit bewegungsarmen Standbildern wieder auf Grafik-Diät. Immerhin die neue englische Synchronisation der Protagonisten ist als gelungen zu bezeichnen, auch wenn man anfänglich instiktiv das "Let's Begin the Operation!" eines Dr. Styles vermisst und lediglich die Untertitel eingedeutscht wurden.

Immerhin wurde dafür beim Schwierigkeitsgrad angepackt - die insbesondere noch auf dem Nintendo DS teils ziemlich unfairen Anforderungen wurden erneut etwas abgemildert und dank verschiedener Schwierigkeitsgrade, haben nun auch ungeübte Gamer die Möglichkeit mehr als die ersten drei Operationen im Spiel zu sehen. Ist man als gut eingespieltes Team zu zweit am OP-Tisch, wirds sogar noch einen ganzen Tick leichtfüßiger.

Sebastian meint:

Sebastian

Hurra, ein Traum wird für Millionen wahr - endlich auch ohne aufwendiges Medizinstudium an Tumoren rumschnippeln! Und dann auf Wunsch auch noch zu zweit kooperativ - grandios! Die Story wartet zwar abermals mit einem Super-Virus (statt GUILT nun STIGMA) auf, ist dafür aber nicht mehr ganz so überdreht - Fans des ersten Teils werden hier aber keinesfalls enttäuscht werden. Wenn euch demnächst also mal wieder die Lust auf Doktorspiele überkommt - ab sofort kein Problem mehr ... :-) 

Userwertung
0 0 Stimmen
Wertung abgeben:
senden
Forum
  • von Mafiosi2000:

    Während in bei uns noch nicht mal der 1. Teil erschienen ist, gibt in USA & Japan bald Teil 2. Features: 16:9 2 player online ranking -> famitsu.com/game/news/2007/07/…1184055903,74915,0,0.html...

Insgesamt 0 Beiträge, diskutiere mit
Follow us
Trauma Center: New Blood Daten
Genre Simulation
Spieleranzahl 1 - 2
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 07. November 2008
Vermarkter Nintendo
Wertung 7.8
Anzeigen
neXGam YouTube Channel
Anzeigen