Soleil im Test

Mega Drive
Soleil, so heißt SEGA's Action-Adventure Antwort 1994 auf das erfolgreiche Zelda III auf dem Konkurrenzsystem SNES. Um einen möglichst großen Erfolg zu erzielen, verspricht schon die Packung des Spiels "Über 80 Stunden Spielspaß", "Ein fantastisches Abenteuerspiel exklusiv für den Europäischen Markt" und sogar auf der Frontseite sticht einem der Satz ins Auge "Besser als Zelda!". Schenken wir dem Text glauben, so haben wir es mit einem nahezu perfekten Oberkracher zu tun, doch hält das Spiel auch, was es verspricht?

Die obligatorische Oberweltkarte...


Unser kleiner namenloser Held wird am Anfang des Spieles 14 Jahre alt. Wie es der Brauch in Soleil so will, bekommt jeder 14jährige Junge ein Schwert geschenkt und darf seine Ausbildung als Ritter beginnen, um, wie schon ihre Väter, in die Schlacht zu ziehen gegen die Monster, welche Soleil bedrohen. Der Vater unseres Helden ist schon im Krieg gefallen, weswegen er das Schwert seines Vaters erhält. Spontan fällt dem aufmerksamen Videospieler die Todesszene von Links Onkel aus A Link to the Past ein, in der Link das Schwert seines verstorbenen Onkels annimmt um seine Aufgabe fortzusetzen. Doch bevor unser Held in die Schlacht ziehen kann, wird er von einem Wahrsager verzaubert. Nun spricht er die Sprache der Tiere, doch seine Fähigkeit mit Menschen zu kommunizieren verfällt.


Gut Ausgerüstet kann es ins Abenteuer gehen...


Durch seine neu erlangte Fähigkeit findet er viele neue tierische Freunde, welche durch Drücken auf die (C)-Taste eine bestimmte Fähigkeit einsetzen. Sein erster Kumpane ist sein eigener Hund Johnny, welcher auf Druck an seiner aktuellen Stelle stehen bleibt und so den Gegnern den Durchgang versperrt. Neben diesem Hund gibt es natürlich viele verschiedene Tiere, wie zum Beispiel den Geparden Charlie, durch den man durch bloßes Auswählen doppelt so schnell läuft und springt, oder den Pinguin Pengi, welcher nicht nur auf Druck den Charakter beschützt, sondern auch noch zusätzlich die Klinge des Schwertes vereist und so äußerst effektiv gegenüber feuerelementaren Gegnern ist. Dadurch, dass man gleichzeitig zwei Tiere auswählen kann, wird die ganze Sache noch ein wenig komplexer.



So rüstet man Ciel, welcher das Schwert beim Wurf von Gegenständen und Wänden abprallen lässt, mit Pengi aus und kann so sein Schwert über einen gekrümmten Lavakanal werfen, welcher beim Treffen der Quelle gefriert. Stehen wir vor einer unüberwindlichen Schlucht und sehen auf der gegenüberliegenden Seite einen Schalter, dann lassen wir unser Gürteltier sich einrollen, nehmen ihn auf und werfen ihn mit einem großen Anlauf in hoher Geschwindigkeit, dank dem Geparden Charlie, über die Schlucht auf den Schalter. Auf das taktische Zusammensetzen seiner tierischen Kollegen baut dieses Spiel komplett auf. Dies bringt zwar frischen Wind in das Action-Adventure Genre, doch leiden die Dungeons teils darunter, da sie doch sehr kurz sind, wenn man den Dreh mit den Kombinationen heraus hat.


Wie brav die Kinder doch am Tischlein sitzen...


Eine wirklich ausgearbeitete Hintergrundgeschichte bietet dieses Spiel leider nicht, da man durch den "Fluch" der Wahrsagerin nicht mehr mit den Menschen kommunizieren kann und so einfach Ort für Ort abklappert und nach einem neuen Weg sucht. Hauptziel bleibt durchweg die Vertreibung der Monster. Die Orte sind dafür allerdings sehr abwechslungsreich gestaltet und nette Ideen, wie ein Kartrennen oder der Auftritt von Sonic, welcher sich sonnend am Strand liegt, runden das Spielgeschehen ab.


In den Dungeons wartet schon die Monsterbrut...


Mit einigen Monstern kann man sich allerdings auch unterhalten und erfährt, wie diese die Jagd der Menschen auf ihre Art empfinden. Hier erfährt man, dass die Monster eigentlich nichts Böses wollen, doch die Menschen sie als Monster beschimpfen und auf sie Jagd machen. Hierbei driftet das Spiel sogar ins philosophische ab durch Sätze wie: "Ohne Grund auf eine Art Jagd machen, ist es nicht das, was ein Monster ausmacht?". Anscheinend wollten die Entwickler den Spielern einen Spiegel vorhalten, dass man nicht unbedingt etwas gutes tut, wenn man einfach auf Anweisung seiner Mitmenschen etwas als Böse ansieht und verstößt. Oder sie wollten einfach die Standardregel Mensch = Gut, Monster = Böse ein wenig veräppeln.



Hat man die komplette Weltkarte durchstreift, wird ein Wirbelsturm freigesetzt, welcher durch die Landkarte tobt. Diese Orte wurden dann in die Vergangenheit zurückgesetzt und warten nun mit neuen Aufgaben für den Helden auf. Verändert man etwas in der Vergangenheit, so verändert sich dies auch in der Gegenwart. Ähnlich dem Licht- und Schattenweltprinzip aus Zelda III. Durch diese Zeitreisen erfährt man, woher die Monster kommen und was sie überhaupt wollen.

Leider sind ja schon die Dungeons ein wenig enttäuschend, aber der letzte Endgegner setzt noch einen drauf. Man bemerkt nicht einmal, dass es sich um den finalen Kampf handelt und guckt erstmal ein wenig erstaunt, wenn einem auf einmal die Credits entgegenflimmern. Ein letzter Endgegner sollte genial inszeniert sein und schon vorher unterschwellig angekündigt werden, doch dies fehlt komplett. Dafür bekommen wir grafisch doch ein Spiel im oberen Bereich der Skala zu sehen und viele Details verwöhnen das Auge. Die Musik und Soundeffekte sind stets passend, doch wirkliche Ohrwürmer gibt es leider nicht.


Den riesigen Octopus verärgert man besser nicht...


Da lachen die Credits dem geübten Spieler schon nach weniger als 10 Stunden an und man fragt sich, wer für das Spiel 80 Stunden braucht. Wenn man dieses Spiel achtmal durchspielt und jedes mal gemächlich durch die Welt stapft, dann kommt man vielleicht auf die Zeit.

Zweifelt man nun noch die versprochene Exklusivität von Soleil an und sucht nach einem amerikanischen und japanischen Soleil, so wird man tatsächlich nicht fündig. Dies liegt allerdings daran, dass das Spiel in Amerika "Crusader of Centy" und in Japan "Ragnacenty" heißt. Von einer Europa-Exklusivität kann also keine Rede sein. Wie sieht es nun mit dem Satz "Besser als Zelda!" aus? Schaut man nach, woher dieses Zitat kommt, nämlich aus dem Mund des Sega Magazin's, dann sollte man schon einmal an der Objektivität des Urteils zweifeln, denn wir haben es hier mit einem wunderschönen Action-Adventure zu tun, mit dem man eine Menge Spaß hat, doch The Legend of Zelda – A Link to the Past spielt doch noch eine Klasse höher.

Team neXGam meint:

Team neXGam

Zeldafans, Action-Adventurefans, SEGA-Fans und alle Mega Drive Besitzer sollten zuschlagen. Wir haben es hier mit einem Action-Adventure Leckerbissen zu tun, welcher zwar einige kleine Mängel hat, aber alleine schon wegen den innovativen Tierkombinationen einen Kauf rechtfertigt. Der relativ günstige Preis dürfte auch niemanden abschrecken, doch darf man kein Wunder des Action-Adventure Genres erwarten, da man sonst doch enttäuscht wird.
written by Marcel Cop, ©neXGam

Andreas meint:

Andreas

Ok, dem Vergleich mit Zelda hält es auf gar keinen Fall stand, aber dennoch ist Soleil eines dieser farbenfrohen Gute-Laune-RPGs der 90er Jahre die ich heute so vermisse. Allein schon die vielen humorigen Auftritte und Kommentare des Protagonisten machen das Spiel in meinen Augen zu einem Kultgame, daß sich jeder Mega Drive Fan unbedingt besorgen sollte! 

Userwertung
9.64 5 Stimmen
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Soleil Daten
Genre Action-Adventure
Spieleranzahl 1
Regionalcode -
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 1994
Vermarkter SEGA
Wertung 7.8
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neXGam YouTube Channel
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