No More Heroes (us.) im Test

Nintendo Wii
Mit Killer 7 erschien zu Gamecube und PS2 Zeiten ein skurriler und Aufsehen erregender Action-Titel, der vom japanischen Tarantino Suda 51 entwickelt wurde. Auf Nintendos Wii meldet sich das Spiele-Genie zurück und beschert der Spielgemeinde No More Heroes. Was taugt der inoffizielle Killer 7 Nachfolger? Wir haben für euch die US-Version unter die Lupe genommen.

In No More Heroes schlüpft ihr in die Rolle von Travis Touchdown, einem animeliebenden Großmaul, der kein Blatt vor den Mund nimmt und seine Freizeit liebend gern auf der Couch verbringt, Animefiguren sammelt oder mit seiner Katze schmust. Eines Tages ersteigert Travis ein Beam Katana, eine Mischung aus Ninja- und Lichtschwert. Kurz darauf wird er von einem Auftragskiller zum Kampf herausgefordert. Travis nimmt an und gewinnt. Was er jedoch nicht weiß: Mit seinem Sieg ist er Killer Nr. 11 geworden. Nur Nummer 11? Für den selbstverliebten Travis eindeutig zu wenig. Da schaltet sich eine blonde Schönheit ins Spiel. Silvia Crystal heißt die Kleine und ist Mitglied in der Killerorganisation UAA. Sie will Travis ganz oben auf der Rangliste sehen und beschafft ihm Kämpfe gegen die Top 10 der Superkiller. Anfangs will Travis nicht so recht, doch ein verlockendes Angebot seitens Silvia lässt ihn dann doch ins Schnetzel-Geschäft einsteigen. Als er seinen Weg zu Killer Nummer 10 antritt, weiß Travis noch nicht, dass ihm seine Vergangenheit offenbart wird, bevor er endlich gegen die Nummer 1 kämpfen kann.

1.jpg

In der Villa von Nummer 10 beginnt das Spiel und ihr findet euch schwertschwingend unter vielen Feinden wieder. Sofort wird euch der einzigartige Stil des Spiels auffallen. Ihr werdet meinen, einen Anime zu spielen. In bester Manier schnetzelt ihr eure Feinde zu breit, indem ihr sie per Lock-On Funktion anvisiert und auf Knopfdruck mit dem Beam Katana bearbeitet. Ist euer Feind geschwächt, könnt ihr ihm per Bewegungssteuerung den Todesstoß verpassen. In der von mir getesteten US-Version spritzt dabei literweise Blut und ihr fühlt euch teilweise wie in Tarantinos Kill Bill. Die europäischen und japanischen Versionen sind dagegen entschärft worden und so sprühen die bösen Buden reichlich Lichter und Special Effects, bevor sie das Zeitliche segnen. Bis zum Endboss läuft das Gameplay ziemlich linear ab. Ihr schneidet haufenweise Gegner in Stück, werdet Zeuge, wie sich ein neuer Raum öffnet und schneidet wieder auf unzählige Gegner ein, bis sich ein neuer Raum öffnet. Irgendwann kommt ihr dann endlich an euer Ziel und werdet mit den schrillsten Endgegnern der Videospielgeschichte belohnt. Die zehn Killer sind wirklich das Highlight in No More Heroes. Verrückt designt, alle mit individuellen Fähigkeiten und Waffen, stellen sie eine wirkliche Herausforderung gar. Ohne die richtige Taktik geht da nichts. Sobald ihr Nummer 10 von der Oberfläche radiert habt, tritt Silvia wieder auf den Plan und spornt euch für den nächsten Kampf an. Von ihr erfährt Travis aber auch ein kleines Detail, welches ihn auf den Boden der Tatsachen zurück holt. Vor jedem Kampf muss man sich nämlich einschreiben und hier kommt auch schon das erste Problem für Travis ans Tageslicht. Die Einschreibegebühr ist nicht von schlechten Eltern und so muss der angehende Killer erst einmal kleine Mini-Jobs annehmen, um sich das harte Geld zu verdienen.

2.jpg

Sobald ihr unter den Top 10 angelangt seid, findet ihr euch in eurer Wohnung wieder. Hier könnt ihr auf's Klo gehen und speichern, euch vor die Glotze hocken, eure Sammelfiguren betrachten, mit eurem Kätzchen spielen oder euch umziehen. Der motivierte Mörder geht aber natürlich raus und verdient sich in zahlreichen Mini-Jobs das nötige Kleingeld. Anfangs habt ihr keine große Auswahl und müsst euch beispielsweise als Kokosnuss-Sammler beweisen oder Graffitis innerhalb der Stadt abwaschen. Wenn ihr gut seid, könnt ihr größere Jobs annehmen und euch als Assassine erproben. Dabei ist Santa Destroy, die Stadt in No More Heroes, euer virtueller Spielplatz und frei zugänglich.

Je weiter ihr im Spiel voran schreitet, umso mehr Zugang kriegt ihr innerhalb der Stadt. Schon bald könnt ihr shoppen gehen, weitere Mini-Jobs ausüben oder ins Gym fahren, um eure Statuswerte aufzubessern. Die Mini-Spiele und das Training im Gym werden per einfachen Minispielen erledigt, die zwar notwendig sind, aber keinesfalls Spaß machen. Hattet ihr schon einmal Spaß beim Rasenmähen? Nein? Travis auch nicht. Ich persönlich hätte mir ausgefallenere Minispiele gewünscht. So erledigt man, was erledigt werden muss und freut sich indes auf den nächsten Kampf.

5.jpg

Diese überzeugen nämlich in jeder Hinsicht und machen No More Heroes zum Walhalla für Action-Fans. Das Kampfsystem wurde von Grasshopper wunderbar gelöst und macht außerordentlich Laune. Mit der Zeit lernt ihr immer mehr Moves und sogar Wrestlinggriffe, die ihr dann gekonnt gegen eure Gegner einsetzen könnt. Auch Waffen lassen sich verstärken und sogar ganz neue Katanas könnt ihr für euer hart verdientes Geld erwerben. Zwar ändert sich nichts an der Linearität der einzelnen Levels, durch das gekonnt umgesetzte Kampfsystem kommt aber nie Langeweile auf. Besonders angetan haben es mir die kleinen Features beim Kämpfen. So kann es sein, dass ihr nach mehreren gut platzierten Hieben ein lautes Kasinogeräusch hört. Plötzlich erstrahlt der Bildschirm in tobenden Farben und Travis mutiert förmlich zum Saiyajin (Dragon Ball Fans werden wissen, was ich meine ;)). Travis Haare färben sich dann Blond und er kriegt einen Mega-Schub. Gegner, die dann in seine Quere kommen, werden wie Unkraut weggefegt. Sehr cool gemacht!

7.jpg

So entwickelt sich No More Heroes zu einem zweischneidigen Schwert. Superbe Action und derbes Schnetzeln stehen dem trostlosen Open-World Gameplay gegenüber, wo ihr mühsam euer Geld zusammenkratzen müsst. Wenn ihr in der Stadt unterwegs seid, will nicht wirklich Spaß aufkommen. Das liegt an mehreren Faktoren: Erstens sind die Mini-Jobs ziemlich langweilig, aber das hatten wir ja. Zweitens ist Santa Destroy eine richtige Geisterstadt. Nur eine Handvoll Menschen läuft euch während des etwa zwölf Stunden dauernden Abenteuers über den Weg. Selbst Sandbox Spiele alter Generationen haben mehr NPCs auf den Bildschirm bekommen. Neben dem Job Center und einigen kleinen Läden gibt es zudem nichts zu enddecken. Santa Destroy ist einfach nackt. Da hilft auch das coole Motorrad nicht, mit welchem ihr öfters unterwegs seid. Apropos Motorrad: No More Heroes hat eine ziemlich schlimme Fahrphysik. Wenn es mal vorkommt, dass ein anderes Auto auf den leeren Straßen unterwegs ist und ihr (gewollt oder ungewollt)mit eurem Motorrad dagegen prallt, dann passiert einfach nichts. Kollisionsabfrage? Fehlanzeige! Auch ist die Steuerung des Riesenmotorrads gewöhnungsbedürftig. Hier hätte mehr Feintuning Wunder gewirkt.

9.jpg

Grafisch bietet No More Heroes Licht und Schatten. Der Animestil ist einzigartig und verleiht dem Spiel eine verdammt stylische Atmosphäre. Das perfekte Zusammenspiel der Farben zeugt vor allem bei den einzelnen Charakteren von viel Liebe zum Detail. Die Umgebungen dagegen sehen eher trist und leer aus. Wenn ihr in der Stadt unterwegs seid, werdet ihr sehr oft auf nervige Pop-Ups und dürftiges Kantenflimmern stoßen, was das geniale Gesamtbild schon enorm trübt. Was ich besonders genial finde, ist ein gewisser Retro-Touch, den die Entwickler eingebunden haben. Immer wieder werdet ihr verpixelte Symbole sehen und in Menüs umher klicken, die an die gute alte NES-Zeit erinnern. Gleiches gilt auch für den Sound. Auch hier werden eure Ohren mit vielen Retro-Sounds verwöhnt, die sich mit grandiosen Musikstücken abwechseln. Allein die Titelmelodie ist schon ein echter Knaller und potentieller Ohrwurm. Positiv erwähnt sei auch die professionelle englische Sprachausgabe.

 

Sebastian meint:

Sebastian

No More Heroes ist schon ein einzigartiges Spielerlebnis. Mir persönlich haben die derbe Präsentation und das sehr coole Kampfsystem gefallen, von den Bossen ganz zu schweigen. Jeder Wii-Spieler sollte das Spiel zumindest einmal Probespielen. Denn auch bei No More Heroes gilt: You hate it or you like it. Einzig an der Open-World-Thematik und den technischen Fauxpas hätten die Entwickler noch schrauben müssen. Aber das haben sie ja im inzwischen erhältlichen Nachfolger getan.

 

Positiv

  • Präsentation und Soundtrack
  • Schwertkampf macht Laune...
  • obercoole Bossgegner

Negativ

  • Pop-Ups, Kantenflimmern, gelegentliche Ruckler
  • ...Gameplay in der Stadt eher weniger
  • miese Fahrphysik
Userwertung
0 0 Stimmen
Wertung abgeben:
senden
Forum
  • von Pandemonium:

    Teil 1 und 2 im Doppelpack: play-asia.com/no-more-heroes-1-2-english/13/70evjt...

  • von Mo_Buttons:

    in der nintendo Q1 release liste taucht es nicht mal auf -.- e: eh.. falscher thread.. teil 2 halt...

  • von Reviver:

    Silence86 schrieb: Böhser Arzt schrieb: Silence86 schrieb: Weiß zufällig jemand wo ich günstig die US-Fassung bekommen...

Insgesamt 204 Beiträge, diskutiere mit
Follow us
No More Heroes (us.) Daten
Genre Action-Adventure
Spieleranzahl 1
Regionalcode NTSC
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 22.01.2008 (USA)
Vermarkter Ubisoft
Wertung 7.5
Anzeigen
neXGam YouTube Channel
Anzeigen