Halo 3: ODST im Test

Xbox 360Xbox
Endlich ist es soweit und eines der meist erwarteten Spiele in diesem Jahr steht offiziell in den Händler-Regalen. Halo 3 ODST heißt das gute Stück mit dem sich Entwickler Bungie vorgenommen hat die beliebte Halo-Franchise gebührend weiterzuführen – und das ganz ohne den Masterchief! Ob das wirklich gut gehen kann?! Lest selbst…


Ursprünglich war Halo 3 ODST nur als Add-On zum Shooterhit Halo 3 geplant, nach langem Hin und Her entschlossen sich die Entwickler allerdings dazu diesen Plan über Bord zu werfen und statt einer schnöden Erweiterung ein eigenständiges Spiel mit neuer Singleplayerkampagne und einem erweiterten Multiplayer-Modus auf den Markt zu bringen. Erzählt wird die neue Geschichte aus der Sicht eines jungen ODST (Orbital Drop Shock Trooper) der mit einigen anderen Soldaten im Jahr 2552 den Auftrag hat in der zerstörten afrikanischen Stadt New Mombasa nach vermissten Kameraden zu suchen. Bereits kurz nach der ungeplant holprigen Ankunft in der riesigen Stadt wird klar dass die außerirdische Allianz ganze Arbeit geleistet hat. Die einst so stolze Metropole ist nur noch ein müder Schatten ihrer selbst und liegt zum Großteil in Trümmern. Alle die nach dem Angriff der Covenant noch am Leben waren flüchteten und ließen eine trostlose Geisterstadt zurück.

So durchstreifen wir vorsichtig die leeren Straßenzüge und Gebäude, immer auf der Suche nach Spuren oder Überlebenden. Wir sind allerdings nicht die einzigen Soldaten in New Mombasa, auch gegnerische Trupps durchkämmen die Stadt und sollten tunlichst beseitigt werden bevor sie uns später in den Rücken fallen. Die Story präsentiert sich in Flashbacks und ist auf verschiedene Charaktere verteilt, grundsätzlich geht es zwar darum als ODST-Rekrut in New Mombasa nach versprengten Einheiten zu suchen, im Laufe der Kampagne schlüpfen wir aber auch in andere Rollen. Finden wir auf unserem Streifzug nämlich Indizien und Spuren wie verlorene Kampfhelme, Waffen oder verlassene Stellungen löst das Spiel eine Erinnerung aus die uns nachspielen lässt wie, wann und warum der entsprechende Gegenstand dort hinterlassen wurde. So springt die Geschichte immer zwischen den aktuellen Geschehnissen in New Mombasa und den vergangenen Ereignissen wie dem eigentlichen Covenant-Angriff auf die Stadt hin und her.



Diese Form des Erzählstils hat sowohl Vor- als auch Nachteile! Einerseits ist es interessant zu erfahren was während und nach dem Angriff genau mit New Mombasa passiert ist und was der Grund für die eigentlichen Geschehnisse in der Stadt war, andererseits ist es für den Spieler schwierig beim ständigen Wechsel der Charaktere eine Bindung zur jeweiligen Hauptfigur herzustellen. Nichts desto trotz ist die Singleplayerkampagne spannend inszeniert, hat atmosphärische Zwischensequenzen zu bieten und unterhält über die gesamte Spielzeit hinweg ausgezeichnet. Gameplaytechnisch gibt es keine größeren Experimente, Halo 3 ODST spielt sich genau wie man es von einem Halo-Titel eben gewohnt ist. Nicht umsonst gelten die Ableger der Reihe mit zur Genre-Referenz was moderne First Person-Shooter angeht. Die Steuerung ist gewohnt präzise und sollte weder Shooter-Veteranen noch Halo-Neulinge vor größere Probleme stellen. Einige Besonderheiten gibt es dennoch, die wohl wichtigste Änderung zu den vorangegangenen drei Halo-Titeln ist der Wechsel der Hauptfigur vom übermächtigen Masterchief zu einem vergleichsweise schwachen Standart-Soldaten.

In gewohnter Ego-Perspektive blicken wir nun also durch das Visier eines ODST-Troopers und liefern uns packende Kämpfe mit den hässlichen Covenant. Allerdings ist es uns herkömmlichen Soldaten weder möglich zwei Waffen gleichzeitig zu benutzen, noch regeneriert sich unsere Gesundheit wie beim Masterchief komplett von selbst, sofern dieser gerade nicht beschossen wird. Als ODST-Soldat ist unsere Lebensenergie in zwei Bereiche unterteilt, einer stellt dabei den Schild dar der sich nach wie vor selbstständig regeneriert, ist dieser aber erschöpft und müssen wir weiterhin Treffer einstecken wirken sich diese auf unsere normale Healthanzeige aus, die dementsprechend schnell zur Neige geht. Wollen wir das vorzeitige Ableben verhindern heißt es fleißig Medi-Packs oder Gesundheitsstationen suchen die überall in der Spielwelt verteilt sind.



Spielwelt ist ein gutes Stichwort, denn das erste Mal weht ein Hauch von Freiheit durch das Halo-Universum! So ist New Mombasa größtenteils frei begehbar und lediglich die Flashback-Level führen uns durch strikt vorgegebene Spielabschnitte. Allerdings krankt Halo 3 ODST hier am selben Problem wie zuletzt Wolfenstein oder Far Cry 2 - First Person Shooter scheinen sich einfach nicht zur Kooperation mit dem inzwischen so beliebten Open-World-Aspekt zu eignen! In der großen Stadt machen sich viel zu schnell Monotonie und Abwechslungsarmut breit. Abseits der einzelnen Ziele zu denen wir per Übersichtskarte gelotst werden gibt es einfach zu wenig zu entdecken und wir irren die meiste Zeit etwas hilflos durch die verlassenen Straßen. Bis auf feindliche Patroullien, Audio-Logs die den Angriff auf New Mombasa aus der Sicht eines Teenagers erzählen und Terminals an denen wir Gesundheit oder Munition erneuern dürfen gibt es eigentlich nichts was ausgedehnte Erkundungstouren rechtfertigen würde.

Doch zurück zu unseren Soldaten! Bisher klang es zugegebenermaßen so als hätte es nur Nachteile dass wir nicht mehr in die Rolle des Masterchiefs schlüpfen dürfen - wie erwähnt sind wir nicht mehr übermäßig stark, können beim Schießen immer nur eine Waffe benutzen und auch meterhohe Sprünge gehören der Vergangenheit an! Und dennoch… Dem Spielprinzip an sich ist es sogar förderlich dass wir nicht mehr als nahezu unbesiegbare Kampfmaschine durch die feindlichen Reihen preschen. Vorsichtigeres Vorgehen ist in ODST wichtiger denn je! Das nimmt dem serientypisch ohnehin schon eher gemächlichen Spielverlauf zwar noch etwas an Geschwindigkeit, wirkt sich aber vor allem bei den spannenden Schusswechseln gegen die clever agierenden Covenant positiv aus. So ist es plötzlich viel wichtiger taktisch zu denken, einzelne Deckungen zu nutzen und uns stetig vorwärts zu kämpfen, als im Rambo-Stil mit durchgeladenem Sturmgewehr auf Alien-Jagd zu gehen.



In New Mombasa selbst rechnen die feindlichen Truppen anfangs gar nicht mit unserer Anwesenheit, weshalb wir den Überraschungsmoment meist auf unserer Seite haben und die ahnungslosen Widersacher bei Bedarf umgehen, aus dem Hinterhalt angreifen oder geschickt einkreisen können. Letzteres sorgt vor allem im gelungenen Online- oder Offline-Koop-Modus für viel Spaß. An dieser Stelle zahlt sich nun doch die offene Struktur der Stadt aus, die uns wesentlich mehr taktische Freiheiten bietet als es in einer linearen Umgebung der Fall wäre.

Als ODST-Soldat haben wir zusätzlich einige technische Gadgets auf die wir zurückgreifen dürfen, allen voran eine sinnvolle und in unseren Kampfhelm integrierte Sicht-Hilfe namens VISR die sowohl als Nachtsichtgerät für dunkle Bereiche, als auch zur Spurensuche in den Straßen und Gassen dient und neben Freund- und Feind auch relevante Gegenstände anzeigt. Wird die Umgebung dagegen wieder heller empfiehlt es sich tunlichst die Gerätschaft abzuschalten da sie bei Tageslicht keinerlei Nutzen hat und nur störend wirkt. Zusätzlich verfügen wir über eine Übersichtskarte samt Kompass die uns zeigt in welcher Richtung es weiter geht und welche Missionsziele wir zu erfüllen haben.



Diese bestehen wie erwähnt meist aus Aufklärung und Überlebenden-Suche. In den Straßen von New Mombasa sind wir übrigens nicht nur zu Fuß unterwegs, an bestimmten Stellen bekommen wir die Möglichkeit Fahrzeuge zu nutzen und so zum Beispiel in einem Warthog durch die City zu heizen. Hat uns der eigene Spürsinn mit Unterstützung der Übersichtskarte dann zu einem story-relevanten Punkt gebracht löst eine Flashback-Sequenz den nächsten Spielabschnitt aus in dem wir in der Rolle eines anderen Soldaten kämpfen. So stehen Railgun-Sequenzen bei denen das Spiel in eine 3D Person-Perspektive schaltet, Flüge in einem Banshee und offene Gefechte gegen unzählige Brutes, Jackals, Grunts und Hunter ebenso auf dem Plan wie die Verteidigung/Eroberung bestimmter Stellungen oder Gebäude. Für den Kampf ausgerüstet sind wir mit den aus Halo 3 bekannten Sturm- und Scharfschützengewehren, Alienwaffen wie Laser- oder Plasmakanonen, einem Raketenwerfer und diversen Granaten. Neu dazu gekommen sind eine Pistole und eine Maschinenpistole die beide über einen Schalldämpfer und ein hilfreiches Visier verfügen. Mit Ausnahme der etwas faden Sucherei in New Mombasas Straßen ist trotz der verhältnismäßig kurz geratenen Singleplayer-Kampagne vor allem in den Erinnerungs-Szenen für Abwechslung gesorgt. Kurz und knackig lautet seit jeher das Motto der Halo-Spiele, da macht auch ODST keine Ausnahme.

Abhängig vom Schwierigkeitsgrad ist der Solo-Spaß nach knapp 7 Stunden nämlich schon wieder vorbei - dafür lädt der halotypische, umfangreiche Mehrspielermodus wie gewohnt zu spannenden Gefechten ein und ist in zwei Bereiche unterteilt. Bereits beim Auspacken des Spiels sollte aufgefallen sein dass Entwickler Bungie zwei DVD´s in die Hülle gepackt hat. Auf der ersten Disc befinden sich die Solokampagne und der sogenannte Firefight-Modus, welcher sich ohne Zweifel den beliebten Horde-Modus aus dem hierzulande indizierten Gears of War 2 zum Vorbild genommen hat. Auf acht Karten lässt uns dieser Modus mit bis zu drei Mitspielern on- oder offline gegen stetig stärker werdende Feind-Wellen antreten, was immer wieder großen Spaß macht und vor allem bei den höheren Wellen in anspruchsvollen Gefechten ausartet. Für Motivation sorgt das Bonuspunkte-System das uns zum Beispiel für Kopfschüsse oder besonders viele Abschüsse mit einer bestimmten Waffe belohnt. Für Abwechslung sorgen auf Wunsch die Halo-typischen Schädel die zwischen den einzelnen Wellen auftauchen und das Gameplay auflockern indem zum Beispiel das komplette HUD für eine Runde verschwindet, vermehrt Granaten eingesetzt werden oder Kopfschüsse von einem Konfetti-Regen und zugegebenermaßen etwas makaber anmutenden Partylärm begleitet werden.



Auf der zweiten Disc befindet sich dann der umfangreiche Multiplayermodus des Spiels. Neuerungen solltet ihr hierbei allerdings keine erwarten, der zugegebenermaßen grandiose Mehrspielermodus von Halo 3 wurde einfach komplett übernommen und kommt mit allen bekannten Karten und Features daher. Der Halo 3-Multiplayermodus gehört nach wie vor zur Genre-Referenz und serviert uns die gewohnt beliebten Deathmatch, Team-Deathmatch, Capture the Flag und King of the Hill-Spielmodi in Perfektion. Enthalten sind zudem alle bisher erschienenen Downloadinhalte und Maps die für nahezu grenzenlosen Mehrspieler-Spaß sorgen. Als kleines Schmankerl wurden zusätzlich zu den insgesamt 21 Original-Karten noch drei brandneue Maps auf die DVD gepackt. Der Vorteil des übernommenen Multiplayermodus ist natürlich dass sowohl Halo 3 als auch ODST-Spieler zusammen in die Schlacht ziehen dürfen, wobei der Fairness halber auch die ODST-Spieler die Rolle eines Masterchiefs übernehmen.

Ähnlich wie beim Mehrspielermodus hat sich auch an der Optik seit Halo 3 nicht viel getan. Wie immer wird die Atmosphäre des Halo-Universums perfekt eingefangen und liebevoll präsentiert, allerdings fällt merklich auf dass der Zahn der Zeit nicht spurlos an der verwendeten Engine vorüber gegangen ist. Im Vergleich zu Genrekollegen wie Call of Duty 4: Modern Warfare oder Far Cry 2 kann Halo 3 ODST was Texturschärfe, Animationsvielfalt, Mimik und Detailreichtum angeht nicht mehr ganz mithalten.



Dafür bekommen wir abwechslungsreiche, weiträumige Spielabschnitte geboten und auch das Figuren- und Fahrzeugdesign muss sich nicht verstecken. Zudem erleben wir ein flüssiges Spielerlebnis samt stabiler Framerate, womit heutzutage bei weitem nicht jedes Spiel aufwarten kann. Grafikfehler oder Pop Up´s gibt es kaum und auch die Ladezeiten halten sich in zumutbaren Grenzen. Insgesamt hinterlässt ODST einen soliden optischen Eindruck und vermittelt nicht zuletzt wegen der nett in Szene gesetzten Zwischensequenzen ein einmaliges Halo-Feeling!

Ordentlich geschlampt wurde hingegen wieder einmal bei der deutschen Synchronisation. Zwar ist sie eine Spur besser ausgefallen als in Halo 3, gehört aber dennoch keinesfalls zur ersten Liga. Die Sprecher legen kaum Gefühl in ihre Rollen, wirken zum Großteil deplatziert und klingen zu allem Übel auch noch unsympathisch. Umso unverständlicher erscheint es dass die englische Original-Sprachausgabe in der deutschen Version des Spiels nicht enthalten ist. Glücklicherweise machen die epische Hintergrundmusik und die druckvollen Soundeffekte einiges mehr her, bei entsprechend aufgedrehter Dolby Surround-Anlage fühlt man sich tatsächlich wie im SciFi-Krieg.

Harry meint:

Harry

Die Halo-Reihe war noch nie bekannt für eine besonders tiefgründige Geschichte! Kurzweilige Action ist angesagt und die bekommen wir in Halo 3 ODST auch geliefert - nicht mehr und nicht weniger! Der neueste Ableger führt die Franchise erfolgreich weiter ohne großartige Neuerungen einzubringen. Mich persönlich stört das nicht weiter, warum ein Spielprinzip verändern dass nahezu perfekt ist!? Die Singleplayerkampagne ist zwar kurz, dafür aber unterhaltsam und abwechslungsreich inszeniert, der neue Firefight-Modus macht großen Spaß und auch der nach wie vor grandiose Mehrspielermodus wird Online-Fans monatelang glücklich machen. Anlass zur Kritik geben lediglich die äußerst mittelmäßige Synchronisation, die mittlerweile doch ein wenig angestaubte Optik und der etwas missglückte Open-World-Ansatz in New Mombasa. Halo-Veteranen haben ODST ohnehin schon im Regal stehen und auch alle anderen sollten zumindest einen Blick riskieren.

Positiv

  • Einzigartige Halo-Atmosphäre
  • Nahezu perfektes Gameplay
  • Umfangreicher Mehrspielermodus

Negativ

  • Optik hat sich seit Halo 3 kaum weiterentwickelt
  • Schwache deutsche Synchronisation
  • Mäßig gelungener Open World-Ansatz
Userwertung
9.9 2 Stimmen
Wertung abgeben:
senden
Forum
  • von Vejieta:

    hätte auch bock auf die kampagne im koop + den ein oder anderen erfolg =) einfach hier oder via xbox live anschreiben! gamertag: Vejieta...

  • von Nognir:

    Auch wenns schon ein wenig länger her ist: Hat mal wer Bock die Kampagne im Koop zu zocken? Wäre nicht abgeneigt zu viert das Spiel zu rocken ...

  • von NixMix:

    ...

Insgesamt 225 Beiträge, diskutiere mit
Follow us
Halo 3: ODST Daten
Genre Ego-Shooter
Spieleranzahl 1 - 16
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 22.09.2009
Vermarkter MicrosoftGameStudio
Wertung 8.5
Anzeigen
neXGam YouTube Channel
Anzeigen