Die Vorgeschichte, die im Stile eines Gemischs aus Comic und Märchenbuch erzählt wird, ist auf den ersten Blick weniger spektakulär. Das junge Teenager-Pärchen Cooper und Amber kommt während eines nächtlichen Spazierganges vom Weg ab und findet sich urplötzlich vor einem, nicht gerade einladend wirkendem, Landhaus mit dem bezeichnenden Namen Ghoulhaven wieder. Allen schrillenden, instinktiven Alarmglocken zum Trotz, beschließen die beiden im unheimlichen Anwesen nach Hilfe zu suchen, denn wer möchte schon gerne bei strömendem Regen draußen in freier Wildbahn allein mit seiner Freundin sein? Horror pur!
Es kommt, wie es kommen muss: Der attraktive Rotschopf wird im Auftrag eines verrückten Adeligen von dessen teuflischen Kreaturen entführt. Diesen Umstand kann der junge Blondschopf natürlich nicht auf sich sitzen lassen und macht sich sogleich auf die unheimliche Rettungsaktion.
Im Anwesen eingetroffen, macht Euer Alter Ego auch sogleich Bekanntschaft mit dem Butler des Hauses, welcher Euch von da an hilfreich zur Seite steht und sich zwischenzeitlich bei Euch meldet, wenn Ihr auf neue Gegner, Hausabschnitte oder Aufgaben stoßt.
Die ersten Gegner, die Cooper’s Wege kreuzen, sind kleine Ghule. Mit einem kurzen Druck mit dem rechten Analogstick in die gewünschte Richtung tretet, schlagt Ihr oder springt auf die am Boden liegenden Opfer. Mit dem A – Button können zudem Umgebungsobjekte wie Blumenvasen, Stühle, Hammelkeulen, Besen, Bilderrahmen, Bretter und vieles mehr aufgehoben (sofern das entsprechende Handsymbol über diesen leuchtet) und als Waffe eingesetzt werden.
Dabei zerbrechen die Gegenstände nach einer Zeit von selbst,,, Gegner können zudem mit gezielten Kicks auf Schränke, Tische oder Boxen gestoßen werden, wodurch sie mehr Schaden erleiden. Bei einer solchen Kollision wird aber das Mobiliar selbst jedoch auch in seine Einzelteile zerlegt. Optisch schön in Szene gesetzt und ein klein wenig mehr Interaktivität.
Oftmals seid Ihr in dem Spukhaus auch einem der zahlreich auftretenden kleinen Minigames ausgesetzt, bei welchen der Held binnen eines begrenzten Zeitraums alle Gegner eliminieren, eine bestimmte Anzahl selektierter Untoter niedermetzeln oder auch Feinde nur mit Hilfe von Waffen, ohne Fäuste oder Fußkicks anzuwenden, zur Strecke bringen muss. Daneben müssen auch kleinere Aufgaben wie beispielsweise das Organisieren von Glühwürmchen für den Heiltrank von Cooper’s Freundin erledigt werden.
Des Öfteren muss Euer Alter Ego Gänge passieren, in welchen Schockeffekte auf ihren Einsatz warten. Wurde der Blondschopf von einem Gespenst oder Monster erschreckt, müsst Ihr sofort die eingeblendete Tastenkombination drücken, damit sich der sympathische Teenager von seinem Schrecken erholen kann.
Auch mitten in Räumen auftauchende, gespenstische Figuren sollten nach Möglichkeit gemieden werden. Sollte Cooper dennoch mit einem dieser Exemplare in Kontakt treten, solltet Ihr sofort eine Kehrtwende einlegen und vor dem sich aufblähenden Spukradius flüchten, welcher Euch nicht nur zusetzt sondern auch für kurze Zeit wehrlos macht.
Was den Schwierigkeitsgrad etwas anhebt, ist die willkürliche Verteilung von Lebensenergie durch den Hausherren. Es passiert nicht selten, dass Ihr beim Betreten einer Location Hit Points abgezogen bekommt und so beispielsweise nur noch mit mageren 5 Lebenspunkten durch die Gegend krebst. Jedoch könnt Ihr auch mehr Hit Points erhalten, variierend von Raum zu Raum.
Wodurch sich der Rare-Titel bereits beim ersten Betrachten abhebt, ist die Präsentation des Games. Der trendige Cell-Shading Look macht’s. Schräges Charakter- und Umgebungsdesign, verspielte und bunte Texturen, witzige Animationen, tolle Effekte wie Blitze und Kerzenflackern, schaurige Sounds, atmosphärische und wirklich maßgeschneiderte Hintergrundmusik zeichnen den Titel in jeder gespielten Sekunde vor vielen anderen aus. Rare hat es sich zudem nicht nehmen lassen, eine ausgewogene Portion Witz dem Titel beizusteuern, natürlich in gewohnter Rare-Manier (aufgepasst liebe N64-Zockergemeinde), und so den Spielverlauf aufzuheitern.
Kritik muss an der Steuerung geübt werden: besonders das Benutzen einer Waffe mit dem rechten Ministick fällt nicht nur hakelig, sondern teilweise dermaßen ungenau aus, dass Euch die Ghoule, Skelette, Zombies oder Medusen den Energiehaushalt angenehm erleichtern. Da hätte noch mehr Feinarbeit geleistet werden müssen. Erschwert wird das Ganze noch durch die unausgereifte, teilweise sehr eigenwillige Kamera, die dem Auge Gegner verheimlicht, welche sich sogar unmittelbar hinter Cooper befinden könnten.
Alles in allem ist "Grabbed by the Ghoulies" ein gelungener Titel. Dennoch ist die relativ kurze Spielzeit etwas beklagenswert. Hier sollte man sich ernsthaft die Frage stellen, ob 50 € für die wenigen Stunden Spielspaß wirklich drin sind. Denn selbst die freischaltbaren Bonuskämpfe (Massenkämpfe gegen Gegner in festgelegten Räumen des Anwesens) locken die verschwenderischsten Finanzminister nicht mehr hinter dem Ofen hervor.