Genauso dachte ich, als ich das erste Mal die Disc ins Laufwerk schob. Nach dem Titelbild gelange ich recht schnell ins Hauptmenü, das mir die einzelnen Optionen zeigt. Neben einem einfachen Rennen kann ich auch eine Karriere beginnen, mein Gefährt und virtuelles Alter Ego verändern sowie im Optionsmenü diverse Einstellungen anpassen. Dazu gesellen sich ein lokaler Mehrspielermodus für zwei Fahrer und der Onlinemultiplayer. Wer die Vorgänger kennt, wird auf den ersten scheuen Blick etliche Spielmodi vermissen. Glanzstück war hier MX vs. ATV Reflex, das neben einem üppigen Umfang auch einige neue Ideen einbrachte, wie das namensgebende Reflexsystem.
Auf den ersten Blick ist bei der Wiederbelebung der Reihe nicht viel übrig geblieben: Im Karrieremodus finden sich neben der 125er und 250er Serie der Motocrossmaschinen nur noch dasselbe mit ATVs und eine gemischte Rennklasse mit Motocross und Quads. Dabei beschränkt man sich auf die namensgebenden Supercrossstrecken, insgesamt 17 an der Zahl, von denen anfangs nicht alle verfügbar sind. Diese werden freigeschaltet durchs Fahren der verschiedenen Strecken. Hierbei werdet ihr für gute Rundenzeiten in Form von Medaillen belohnt. Leider wird jedoch nicht angezeigt, welche Zeit ihr für das nächstbessere Abzeichen benötigt. Neben zusätzlichen Kursen schaltet ihr sonst noch neue Klamotten und Arbeitsgeräte frei, die sich allerdings nicht in den technischen Details unterscheiden.
Die Motorräder und ATVs sind alle lizenziert, insgesamt 80 an der Zahl, wovon weitere im Motordepot als DLC hinzugekauft werden können. Ebenso tretet ihr gegen die echten Fahrer der Motocrossklasse an. Jedoch hat Nordic Games nicht die offizielle Lizenz im Sack, deshalb nehmt ihr nur in einer fiktiven Liga teil. Die Rennen selbst sind verschiedene Rundkurse mit Höhen und Tiefen und genau diese Berg- und Talfahrt ist das Besondere am Motocrosssport. Die Kunst ist, das Gaspedal mit Bedacht einzusetzen, um diesen Hindernisparcours möglichst schnell zu umrunden. Hier ist es essentiell, von den Hügeln genau so abzuspringen, dass das Motorrad bergab landet, um so besser Schwung zu holen und wichtige Sekunden zu gewinnen. Dazu wurde die Technik des Aufladens aus älteren MX vs. ATV-Games wieder eingeführt. Mit dem rechten Analogstick könnt ihr die Haltung eures Fahrers während des Rennens verändern. Wenn ihr mit diesem vor dem Absprung in die Hocke geht und in dem Moment des Sprungs nach oben drückt, nimmt man zusätzlichen Schwung und springt weiter. Je besser das Timing desto höher der Sprung, der allerdings nicht immer hilfreich ist.
Die Fahrerhaltung kann man ebenso zum Scrubben nutzen, jedoch gelingt einem das nicht so leicht wie erwartet. Hierbei handelt es sich um eine besondere Technik im Motocrosssport, bei dem der Fahrer sein Motorrad in der Luft kurzzeitig querlegt, um möglichst wenig Luftwiderstand zu haben und weniger Geschwindigkeit zu verlieren. Bei Spielen wie MUD war diese Sprungtechnik lebensnotwendig, um spätere Wettläufe zu gewinnen, jedoch mag es mir bei MX vs. ATV Supercross nicht so gelingen. Dabei sind die Rennen durchaus herausfordernd. Selbst auf dem ersten der vier Schwierigkeitsgrade hatte ich in der Karriere ordentlich mit den Computergegnern zu kämpfen. Gefühlt war ein leichter Gummibandeffekt zu bemerken, der aber zum Glück bei weitem nicht so ausgeprägt wie in manchen Need for Speed-Spielen ist.
Habt ihr genug von der KI, könnt ihr euch in spannende Onlineduelle stürzen. Bis zu zwölf Spieler fahren hier gleichzeitig über den Parcours, der erstaunlich flüssig läuft. Ansonsten läuft alles mit einer stabilen Framerate, was an der teils doch moderaten Grafik insgesamt liegt. Diese ist zweckmäßig, reißt jedoch keine Bäume aus. Hinzu kommt, dass die Supercrossstrecken immer gleich aussehen, was ja in der Realität auch so ist. Dafür wird das Terraforming durchaus realistisch dargestellt. Witzig ist hingegen nur, wenn eurer Fahrer durch einen unglücklichen Sturz vom Motorrad fällt und so ordentlich Clippingaction auf dem Bildschirm stattfindet.
Was ich jedoch schmerzlich vermisst habe, ist ein Tutorial. Zwar bin ich mit der Steuerung der vorangegangenen Teile bereits bestens vertraut, allerdings werden es Neulinge schwer haben. Die Techniken des Scrubbens und Aufladens werden nur im Ladebildschirm erklärt, womöglich in der Anleitung, doch gibt es keine Ingame-Spielbeschreibung. Ansonsten könnte das Spiel etwas mehr Inhalt vertragen. Die Anzahl der Spielmodi ist überschaubar, was vermutlich auch der Grund ist, weswegen MX vs. ATV Supercross ursprünglich nur als Downloadtitel erscheinen sollte. Allerdings freuen wir Alteingesessenen uns natürlich, dass uns Nordic Games eine Retailfassung bescherte.
Auf den ersten Blick gesehen, weiß MX vs. ATV Supercross durchaus bei Laune zu halten. Zwar ist der Umfang nicht allzu üppig, doch macht dieser seine Sache gut. Wenn man allerdings betrachtet, was die Rainbow Studios ursprünglich mit der Reihe machten, ist das Ergebnis ernüchternd. Nur quasi zwei Spielmodi in fünf Variationen, kaum Vielfältigkeit und auch nur wenig Tiefe insgesamt. Das, was geboten wird, ist solide, hat jedoch nicht den Glanz vergangener Tage. Dennoch hatte ich mit dem Spiel durchaus meinen Spaß. Man sollte sich als Fan der Serie also eher darüber freuen, dass man noch einen Ableger daddeln kann. Für den nächsten Teil erwarte ich aber mehr Abwechslung und die Klasse von damals. Denn Rainbow bewies uns schon oft genug, was für großartige Titel sie uns liefern können.