Assassins Creed: Revelations im Test

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„Nichts ist wahr. Alles ist erlaubt.“ So lautet das Credo der Assassinen, jener Attentäter-Organisation, die seit 2007 den Spieler begleiten und begeistern. Mit „Revelations“ erscheint jetzt der neuste Teil und gleichzeitig auch der vorläufige Abschluss. Ein Kapitel in der Geschichte des Franchises wird beendet, ein neues aufgemacht.

Assassin_s_Creed_Revelations_10Das letzte Jahr erschienene Assassin’s Creed: Brotherhood endete mit einem Cliffhanger. Desmond, das Alter Ego des Spielers, wurde von dem „Geist“ einer aus der ersten Zivilisation übernommen und musste Lucy, seine Liebe, erstechen. Er selbst fiel ins Koma, während zwei Männerstimmen darüber diskutierten, ob man ihn erneut in den Animus, jenes Gerät mit dem Er die Erinnerungen seiner Vorfahren erlebte, stecken sollte.

Revelations knüpft daran an. Desmond findet sich tief im Inneren des Programms wieder, auf einer Insel. Er ist jedoch nicht allein. Subjekt 16, sein tragischer Vorgänger, der sich auf Grund des sogenannten Sicker-Effekts umbrachte, befindet sich ebenfalls dort. Und er erklärt ihm, dass um seine fragmentierte Persönlichkeit wiederherzustellen, er die Retrospektiven von Ezio Auditore und Altair ibn-La’Ahad zu Ende erleben muss.

Und so begibt sich Desmond erneut in die Vergangenheit. Er erlebt durch die Augen des inzwischen ergrauten Ezios, wie jener in Masyaf ankommt, auf der Suche nach der Bibliothek von Altair. Doch stattdessen findet er die Templer vor und kann ihnen eben noch entkommen. Er weiß jetzt, dass die Tür zum Erbe des legendären Mentors, mit Hilfe von bestimmten Schlüsseln zu öffnen ist, die er erst finden muss. Und die Spur führt nach Konstantinopel, der Stadt, die Europa und den Orient miteinander verbindet.

Assassin_s_Creed_Revelations_11Seit Ubisoft beschloss, jedes Jahr einen neuen Teil der Serie auf den Markt zu bringen, fragt man sich als Fan bange, ob das auf Dauer gut gehen kann. Die Zeit ist im Grunde zu kurz, um vernünftige Änderungen einzubauen, geschweige denn großartig Fehler auszumerzen. Bei Brotherhood funktionierte es zwar. Doch wie sieht es in Revelations aus?

Das eigentliche Spielprinzip blieb unangetastet. Noch immer steuert man vorrangig Ezio durch die Straßen oder Dächer der Stadt, erledigt entweder Missionsaufträge, oder geht optionalen Tätigkeiten nach. Dabei muss man verhindern, dass die jeweiligen Wachen zu sehr auf einem aufmerksam werden. Und das macht jede Menge Spaß. Daran änderte Ubisoft auch wohlweislich nichts, so dass Assassin’s Creed-Fans im Prinzip hier aufhören mit dem Lesen und sich das Spiel kaufen können.

Revelations bildet den Abschluss der spielbaren Geschichte um Ezio und Altair. Zwei Handlungsfäden gibt es, an denen sich das Spiel entlanghangelt. Da sind zum einen die Tätigkeiten der Templer in Konstaninopel. Der gealterte Italiener freundet sich mit dem jungen Sülyman an, dessen Vater einer der Nachfolger des jetzigen Sultans ist. Und zum anderen existieren die sogenannten „Sofia“-Erinnerungen, die von der langsam blühenden Beziehung zwischen dem Protagonisten und Sofia Sartor, einer hübschen und intelligenten Italienerin, erzählt. Sie hilft ihm dabei, herauszufinden, wo sich die Schlüssel zu Altairs Bibliothek befinden.

Assassin_s_Creed_Revelations_12Nebenbei gesagt, sind die Level, in denen man nach diesen sucht, das wahre Highlight des Spiels. Sie wurden äußerst abwechslungsreich designt. Mal muss man ein Boot verfolgen, mal sich durch einen von Feinden besetzten Abschnitt schleichen.

Leider muss man sagen, dass, wenn man die Geschichte mit der der Vorgänger vergleicht, Revelations doch deutlich schwächer ausfällt. Die Erzählung wirkt zu fragmentiert und unzusammenhängend, als dass sie einem gefällt. Ebenso kommt das Schicksal von Desmond zu kurz. Abgesehen von ein paar Zwischensequenzen, in denen man unter anderem einen akustischen Eindruck der Ereignisse außerhalb des Animus erhält, ist da nichts. Es fehlt ebenfalls ein klarer Gegenspieler, wie man es aus Teil II und Brotherhood her kennt.

Doch muss man ihr gleichwohl zugutehalten, dass - wenn es notwendig wird, -die Handlung einen emotional packt. Besonders das Ende geriet hervorragend, nicht nur wegen den titelgebenden Enthüllungen. Es gibt eine Sequenz, in der man wahrlich einen Kloß im Hals spürt.

Assassin_s_Creed_Revelations_13Das Arsenal, welches Ezio mit sich trägt, wuchs erneut an. So verfügt man jetzt über eine sogenannte Hakenklinge, mit der man beispielsweise eine Seilfahrt machen oder schneller Häuser hochzukraxeln kann. Auf diese Weise läst sich schnell von A nach B reisen. Außerdem kann man sich so im letzten Moment, falls man abstürzt, noch festhalten. Wenn man bedenkt, dass vergleichbare Möglichkeiten in den früheren Teilen erst spät verfügbar waren, gefällt es einem um so mehr.

Das trifft weniger auf die Bomben zu. Sie sind ein essentieller Bestandteil des Spiels, ohne die man an einigen Passagen nicht weiterkommt. Drei Sorten von Sprengkörpern existieren: Angriff, Taktik und Ablenkung. Unter diesen Namen gibt es eine richtige Vielfalt an Möglichkeiten, Explosivkörper zu bauen. Mal baut man ein Explosivgeschoss, das an einer Wand kleben bleibt, mal einen Nebelwerfer oder etwas, das Katzengold verstreut, wodurch die Passanten die Wachen stören. Man kann sich hier richtig austoben.

Assassin_s_Creed_Revelations_14Allerdings verändern diese Sprengkörper den Schwierigkeitsgrad erheblich zu Gunsten des Spielers. Mit der richtigen Bestückung vorausgesetzt ist es kein Problem, Gegner aus großer Entfernung zu eliminieren oder zu täuschen. Man will einen Wachmann töten, ohne bemerkt zu werden? Einfach eine Kirschköderbombe in einen Heuhaufen werfen, hinterher tauchen und wenn das Zielobjekt näher kommt, aktiv werden. Auf die Dauer mindert das stark den Spielspaß, so dass man bald freiwillig dazu übergeht, auf diese Gimmicks zu verzichten.

Das ist schade, denn im Gegenzug sorgte Ubisoft dafür, dass die obligatorischen Wachen gefährlicher agieren. Schon früh begegnet man Wächtern, die euren Angriffen ausweichen, oder aus der Entfernung attackieren. Gleichzeitig sind sie jetzt viel aufmerksamer als in den vorherigen Spielen. Wenn man einen Schützen auf einem Dach trifft, sollte man zusehen, aus seiner Sichtweite zu kommen, da er ansonsten schießt.

Assassin_s_Creed_Revelations_2Auch das Prinzip mit den aus Brotherhood bekannten Türmen veränderte Ubisoft. Noch immer muss man, um im einen Bezirk Läden oder Sehenswürdigkeiten renovieren zu können, ihn zunächst befreien. Nur, dass das nicht so bleibt. Denn sobald man ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit überschreitet, ist es den Templern möglich, ein von euch übernommenes Viertel anzugreifen. Leider befindet sich jenes häufig am anderen Ende der Stadt, so dass man die Beine in die Hand nehmen muss, um dorthin zu gelangen. Auf die Dauer nervt es etwas, weshalb man eine solche Situation vermeiden sollte. Dies ist jedoch nicht so einfach, dazu gleich mehr.

Kommt man endlich am umstrittenen Unterschlupf wechselt man in ein Minispiel. Ubisoft folgte hierbei auf den aktuellen Tower-Defense-Trend. Ezio steht auf einem Dach und muss seine Assassinen so verteilen, dass sie die Angriffe der Templer vereiteln. Gelingt es denen nämlich, das Quartier zu vernichten, darf man es erneut befreien. Um das zu verhindern, stehen einem Einheiten wie Luftattentäter, Bogenschützen oder spezielle Barrieren zur Verfügung. Doch die Angreifer können sich ebenso wehren und besitzen außerdem schweres Gerät.

Assassin_s_Creed_Revelations_3Leider geriet die Steuerung in dieser Sequenz fummelig. Punktgenaues Platzieren lässt sich in der Hektik kaum durchführen, und schon bald fängt man an, mehr oder weniger sinnlos Männer und Sperren zu stationieren. Hauptsache, man übersteht den Angriff. Wie kann einem am Ende eh egal sein.

Wie bekannt gibts es mehrere Möglichkeiten, Aufmerksamkeit zu erregen und zu verhindern. Ubisoft hat hierbei ebenfalls einige Dinge geändert, allerdings nicht zum Guten.

Was gewöhnungsbedürftig geriet, ist die Tatsache, dass der Fandungsgrad selbst in dem Moment steigt, wenn man einen Laden renoviert. Das war vorher nicht  der Fall und ist in Revelations eine eindeutige Verschlimmbesserung. Denn die Motivation, dafür zu sorgen, dass Konstantinopel einen Aufschwung erhält, sinkt dadurch. Dazu trägt auch bei, dass aus unerklärlichen Gründen Ubisoft die Möglichkeiten, den Grad zu senken, reduzierte.

Assassin_s_Creed_Revelations_4Man kann Herolde bestechen oder die zufällig auftauchenden Funktionäre aus der Distanz töten. Es ist allerdings nicht mehr möglich, Fahndungsplakate zu entfernen. Diese existieren in Revelations nicht. Es wird leider keine Begründung dafür geliefert, wieso dieses Element nicht eingebaut wurde. Da die verbliebenen Optionen mit ziemlichem Aufwand verbunden sind, ist man schon recht bald geneigt, die Renovierung einfach sein zu lassen.

Wer die vorherigen Teile spielte, erinnert sich noch an die überall verstreuten Objekte, wie Fahnen oder Federn. In Revelations übernehmen sogenannte Animus-Fragmente diese Rolle. Sammelt man die ein, kann man auf der Animus-Insel, dem Eiland auf dem sich Desmond befindet, Portale aktivieren. Mit diesen taucht man tief in das Programm hinein, um die persönlichen Erinnerungen des Gefangenen zu defragmentieren. Dabei unterscheiden sich diese Passagen radikal von den üblichen. Man blickt direkt durch seine Augen und muss so seine Bewegungen steuern. Gewöhnungsbedürftig, doch nach einer Zeit macht es sogar mehr Spaß, als die Abenteuer von Ezio.

Das mag daran liegen, dass man im Hauptspiel gefühlsweise öfters an die Hand genommen wird, als das in den vorherigen Teilen der Fall war. So begrüßenswert es auch ist, dass man versucht ein Spiel für Neueinsteiger offen zu halten, so nervig ist es, wenn man ständig hingewiesen wird, dass man zu einem bestimmten Ort gehen soll. Dieser ist nicht nur auf der Minikarte verzeichnet, sondern blinkt ebenso deutlich auf. Das ist geradewegs ein Informationsoverload, auf den der Entwickler gut und gerne hätte verzichten können.

Assassin_s_Creed_Revelations_5Während in Brotherhood der Multiplayer-Modus wie aufgesetzt wirkte, ist das in Revelations anders. Ubisoft hat sich jede erdenkliche Mühe gegeben, um diese Spielmöglichkeit den skeptischen Gamern schmackhaft zu machen. Man kann nun seine eigene Gilde mit einem persönlichen Wappen gründen. Es gibt mehr Figuren und Modi zur Auswahl. Zusätzlich wurde auch noch ein Story-Anreiz fürs Zocken mit integriert. Je höher man in der Leiter steigt, desto mehr Infos erhält man über Abstergo, dem Konzern, hinter dem die Templer stecken. Ergo eine Menge an Argumenten, sich mit anderen zusammenzutun, um eine Runde zu wagen. Und selbst als notorischer Single-Player hat man seinen Spaß dabei.

Vergleicht man die Darstellungen von Reveleations mit Brotherhood, fällt einem auf, dass die Entwickler wesentlich mehr aus der Engine herausholen. Die Figuren wirken detaillierter und besser dargestellt. Das macht sich besonders bemerkbar, während man durch die Straßen der Stadt läuft. Genauso wie Rom oder Florenz "lebt" diese Metropole. Menschen laufen umher, unterhalten sich, zanken sich oder lauschen den Herolden. Doch gibt es immer noch die bekannten Bugs, wie Personen, die durch Dächer verschwinden oder die Luft schlagen. So etwas kennt man bereits aus dem Vorgänger und es ist ein Zeichen dafür, wie wenig Zeit den Entwicklern blieb, um das Spiel zu entwickeln. Schade ist, dass in der hiesigen Version,das Blut entfernt wurde. Anders als in den Trailern spritzt es nicht, wenn man jemanden tötet. Die deutschen Synchro-Stimmen arbeiten erneut hervorragend, was auch für die Musik gilt. Hier gibt es nix zu meckern.
 



Götz meint:

Götz

Als mir Assassin’s Creed: Revelations zugeteilt wurde, war ich völlig hibbelig. Ich konnte es kaum erwarten, das Spiel in den Händen zu halten und loszudaddeln. Doch schon recht bald wich die Euphorie der Ernüchterung. Das Game ist super, da Ubisoft das eigentliche Spielprinzip unangetastet ließ. Nur die Änderungen, die der Entwickler einbaute, gerieten enttäuschend. Zuallererst ist mir die müde Geschichte aufgefallen, die mich bis auf das Ende und die Sofia-Erinnerungen so überhaupt nicht mitriss. Man wird zu sehr an die Hand genommen, die Verteidigung der Assassinen-Quartiere fiel fummelig aus und wieso man auf die Fahndungsplakate verzichtete, ist mir unverständlich. Da helfen auch die Desmond-Sequenzen sowie die verbesserte Gegner-KI nicht weiter. Die Grafik - obwohl schon überarbeitet - sollte von den Entwicklern nochmals ausgebessert werden. Clipping-Fehler, die man bereits vom Vorgänger kannte, dürfen nicht noch einmal auftauchen. Ich kann nur hoffen, dass Assassin’s Creed III nächstes Jahr besser wird.

Positiv

  • Spielprinzip blieb unangetastet
  • geniale Hakenklinge

Negativ

  • Story ist größtenteils schwach
  • Man wird zu sehr an der Hand genommen
  • Verteidigung der Assassinen-Quartiere hat schlechte Steuerung
Userwertung
9.15 2 Stimmen
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Forum
  • von Slainte:

    Den einzigen Unterschied den ich jetzt weis ist das in der PS3 Version noch Assassins Creed 1 dabei ist.

  • von Darkshine:

    Hat die PS3 Version eine Mission mehr als die 360 Version oder ist das nur bei Teil 3 so?

  • von Philos:

    Bei Assassin's Creed Revelations für PS3 war ja bekanntlich Assassin's Creed 1 als Download-Content dabei. Wie ist es jetzt bei der Assassin's Creed Revelations Ottoman Edition für PS3? Ich habe bisher weder das Original Assassins Creed noch Revelations und würde ungern zwei Käufe tätigen....

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Assassins Creed: Revelations Daten
Genre Action-Adventure
Spieleranzahl 1-8
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 2011-11-15
Vermarkter Ubisoft
Wertung 8.3
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neXGam YouTube Channel
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