Medal of Honor im Test

PlayStation3Xbox 360

Nach über drei Jahren Pause dachte man sich im Hause EA, dass es erneut Zeit für ein neues Medal of Honor wird. Schließlich sind es EA, die normalerweise Spieleserien im jährlichen Rhythmus veröffentlichen und das bei Medal of Honor scheinbar etwas vernachlässigten. In diesem Punkt hat der direkte Konkurrent Call of Duty von Activision dank abwechselndem Output durch Infinity Ward bzw. Treyarch die Nase vorn. Warum man beide Titel einem direkten Vergleich unterziehen kann und sie doch so verschieden sind, lest ihr am besten gleich hier nach ...

Medal_of_Honor_11Medal of Honor hat mit dem Erstlingswerk von 1999 nur noch den Namen gemeinsam. Denn der 2010er Titel spielt sich erstmals seit Bestehen der Serie in aktuellen Geschehnissen ab, verlässt das Szenario des Zweiten Weltkriegs und reiht sich damit direkt hinter Call of Duty: Modern Warfare 1 und Modern Warfare 2 ein. Entwickelt wurde Medal of Honor von zwei verschiedenen Teams. Während sich Danger Close um den Singleplayer Modus gekümmert hat, ließ man an den Multiplayer Modus die Experten von DICE ran, welche sich bereits für die guten Online-Ballereien in Battlefield: Bad Company / Bad Company 2 oder aber auch in Battlefield 1943 verantwortlich zeigen dürfen.

Im Einzelspieler schlüpft man hauptsächlich in die Rolle sogenannter Tier 1 Operators, Elitesoldaten für besonders heikle Angelegenheiten halt, welche dem National Command Authority unterstehen. Der Feind ist genau so aktuell wie das Spiel selbst: Es gilt, die bösen Taliban auszuschalten und in Afghanistan für Ruhe und Ordnung zu sorgen.

Medal_of_Honor_12Grafisch bekommt man leider nur absoluten Durchschnitt geliefert. Clippingfehler, die Rauch und Nebel einfach verschwinden lassen, sobald man sich diesem nähert oder drinsteht und Gegner, die für einen kurzen Moment nicht mehr vorhanden sein, sofern sie sich selbst hinter einer Kiste o.ä. befinden. Das kann auf einem höheren Schwierigkeitsgrad unfair werden.

Kaputt geht auch recht wenig in der unmittelbaren Umgebung. Ob Lampen oder sogar einige Fenster - schießt man drauf oder vergeht sich mit dem Messer dran, ertönen zwar entsprechende Sounds, optisch verändert sich allerdings nichts. Und wenn anschließend doch mal ein großes Tor dank Luftunterstützung beseitigt wird und es auf Grund der großen Explosion Erde regnet, kann man sich ein leichtes Lachen leider nicht verkneifen, so schlecht wie das aussieht. Die Explosionen selbst hat es auch schon besser in vielen anderen Titeln gegeben...

Generell gibt es in Medal of Honor relativ wenig Freiheiten, alles läuft nach Plan, um nicht Skript zu schreiben. Sicherlich nichts neues in dem Genre, aber leider sind einige der Aktionen so was von vorhersehbar, dass man regelrecht darauf wartet, dass gleich etwas vorfällt, sobald man eine bestimmte virtuelle Markierung passiert. Bei einer so schlechten Inszenierung kommt leider keine wirkliche Begeisterung auf. Auch wenn es jetzt möglich ist aus dem Sprint heraus in die Hocke bzw. auf den Bauch zu gleiten, hinterlässt das Game einen leicht hölzernen Eindruck. Die Messer-Attacke war optisch sicherlich lässiger angedacht, als sie es am Ende ist. Es sieht einfach komisch aus und spiegelt im Grunde den gesamten Verlauf des Titels wieder: Nichts Halbes und nichts Ganzes, miese Inszenierung und weit davon entfernt sich so flüssig wie ein Modern Warfare zu spielen. Die KI der eigenen Leute ist leider auch nicht immer perfekt. Gut, das ist sie bei keinem der derzeitigen Shooter auf dem Markt. Und trotzdem: Noch nie habe ich so oft meine eigenen Leute angeschossen! Tür auf, alle rennen rein, mitten in die Schussbahn. Leider sind das keine vereinzelten Aussetzer, das passiert bei jeder(!) Tür.

Medal_of_Honor_19Spaß machen dafür die ganzen kleinen und großen Gimmicks, mit denen man den Taliban auf den Leib rücken darf. Hightech Snipergewehre, Luftunterstützung in allen nur vorstellbaren Formen, Bordgeschütze an Fahrzeugen und in Helikoptern uvm. lassen das Herz eines jeden Hobbyschützen höher schlagen. Erstmals ist es in der Serie möglich gleich drei Waffen mit sich zu führen. Zwei Großkaliber und eine klassische 9mm Pistole. Letztere wird durch schnelles, zweimaliges Drücken der Taste zum Waffen wechseln ausgewählt. Alternativfeuer und Granatwerfer Add-Ons lassen sich über das Digikreuz auswählen, ebenso wie Nachtsichtgeräte.

Wenn einem die Munition ausgeht, kann man bei seinen Mitstreitern schnorren, vorausgesetzt man hat die richtige Waffe in der Hand. Deckt man sich mit feindlichen Schießeisen ein, gibt es nichts von den Kollegen und hat man noch genug Magazine übrig, bekommt man ebenfalls Korb.

Medal_of_Honor_2Nach fünf bis sechs Stunden ist das maue Spektakel auch schon vorbei und man sieht das Ende. Für Shooter der heutigen Generation nicht weiter verwunderlich, aber es gibt ja noch den Multiplayer, welcher gleich einmal vorgestellt wird.

Dem Multiplayer merkt man sofort an, dass er von DICE kommt und mit der Kampagne im Einzelspieler im Prinzip nichts gemein hat. Bad Company Spielern fällt sofort die Ähnlichkeit zu »ihrem« Titel auf. Im Grunde ist er von der Engine her identisch. Das Kriechen auf dem Boden, welches im Singleplayer noch möglich war, ist hier online nicht mehr machbar - genau wie in Battlefield eben.

Nüchtern betrachtet erhält man im Onlinemodus von Medal of Honor ein Battlefield: Bad Company 2 mit Modern Warfare 2 Setting. Das mag zu Beginn sicherlich interessant klingen und auch ich als regelmäßiger Battlefield Spieler fand den Gedanken interessant, jedoch geht die Rechnung nicht so ganz auf. Es will einfach nicht gelingen die Dynamik von Modern Warfare in die Frostbite Engine von Battlefield zu drücken und damit bei Medal of Honor zu überzeugen.

Medal_of_Honor_33Freunde des Genres sind sich einig wenn es heißt, dass man Call of Duty und Battlefield im Onlinemodus nicht vergleichen kann, da es einfach ein komplett anderes Gameplay ist. Was soll also dabei rauskommen, wenn man beides mischt? Richtig, das aktuelle Medal of Honor. Kleinere Maps und die üblichen Onlineshooter Modi, einem Waffen- und Ranglistensystem, sowie diverser netter Kleinigkeiten, was die Kommunikation angeht: Man kann mit nur einer Einstellung alle Leute bis auf die eigenen Freunde stumm schalten.

Das Ranglistensystem motiviert hier natürlich, auch andere Klassen zu spielen und so mehr Medaillen und Kniften freizuspielen. Trotz der Kritik darf also jeder gerne einen Blick riskieren, der mit Battlefield nicht warm geworden ist und dem Call of Duty zu hektisch erscheint. Irgendwie findet man hier eine Mixtur aus beidem.

PlayStation 3 Besitzer dürfen sich übrigens über eine aufpolierte Version des 2002er Medal of Honor: Frontline freuen, welches mit auf die Blu-ray Disc gepackt wurde.




Harry meint:

Harry

Zu Beginn als Abklatsch von Modern Warfare 2 verrissen, sorgte es in den Medien für reichlich Aufsehen dank der Taliban. Ich ließ mich davon nicht beeindrucken, schließlich sind Egoshooter u.a. mein Lieblingsgenre und EA brachte in Verbindung mit DICE für mich in der Vergangenheit zwei persönliche Lieblingstitel zum Vorschein: Mirror‘s Edge und Bad Company! Leider funktionierte diese Kombination bei Medal of Honor nicht. Langweilige und wenig mitreißende Inszenierung, selbstmordgefährdete Kameraden, maue Grafik und hölzernde Fortbewegung sind nicht förderlich beim Spielspaß. Immerhin macht es Spaß die vom Militär gestellten Gimmicks und Fahrzeuge entsprechend und mit großem Bumms zu nutzen!

Der Multiplayer kränkelt zwar auch an diversen Kleinigkeiten, ist jedoch einzig und allein der Grund, weshalb man sich das Spiel zulegen sollte! Die Aufstiegschancen in den drei vorhandenen Klassen sind motivierend und lassen einen das Gamepad nicht mehr so schnell aus der Hand legen. Ein gesunder Mix aus Battlefield und Call of Duty. Hier sollte jeder für sich entscheiden, ob er damit etwas anfangen kann. Der große erhoffte Wurf ist es jedenfalls nicht geworden, dafür ist das Gesamtpaket nicht gut genug, das muss man leider so klar schreiben.

Positiv

  • Viele nette Spielzeuge zur Missionserfüllung
  • Solider Multiplayer dank DICE

Negativ

  • Singleplayer zu geradlinig und langweilig
  • Grafisch nur Durchschnitt
  • KI eine Frechheit
Userwertung
6.83333 3 Stimmen
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Forum
  • von Civilisation:

    Alexis hat sich mit Medal of Honor beschäftigt, jenem Ego-Shooter, der weiland für Aufsehen sorgte. Medal of Honor Nach über drei Jahren Pause dachte man sich im Hause EA, dass es erneut Zeit für ein neues Medal of Honorwird. Schließlich sind es EA, die normalerweise...

  • von Symer:

    sonen mist. hab vor kurzem mit nem kumpel das game gedaddelt. in der XMB erschien dann neben dem titel, der auf disc im laufwerk war, das logo von frontline. BÄM! kurz angeklickt und schon runtergeladen. toll, ungewollt den titel gekauft. dabei hab ich extra soviel geld auf dem konto gelassen, das...

  • von Darkshine:

    Ist es überhaupt zur AT Fassung kompatibel?

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Medal of Honor Daten
Genre Ego-Shooter
Spieleranzahl 1 - 24
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 2010-10-14
Vermarkter Electronic Arts
Wertung 5.8
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