Kinect Joy Ride im Test

Xbox 360
Erinnert ihr euch noch an die E3 im Jahre 2008? Auf der Videospiel Messe in LA wurde von Microsoft seinerzeit Joy Ride vorgestellt, ein kostenfreier Fun Racer, der über Xbox Live angeboten und Mario die Stirn bieten sollte. Doch dann wurde es still um den Racer. Bis, ja bis Microsoft ebenfalls auf den Motion Control Zug aufgesprungen ist und Joy Ride plötzlich ein Launchtitel wurde. Schnell hat man noch Kinect in den Titel eingebaut und das Spiel als Retail-Version an die Zockergemeinde gebracht. Gute Idee oder doch eher ein Schuss in den Ofen?

Kinect Joy Ride ist ein Funracer, wie er im Buche steht: Bunte Präsentation, viele Spielmodi, abwechslungsreiche Pisten und coole Items, die den Gegnern den Gar aus machen sollen. Und was steht bei einem guten Funracer im Vordergrund? Ja, wie der Name schon sagt: Fun! Leider kommt der Spaß bei Joy Ride viel zu kurz, was an der wirklich schlecht umgesetzten Bewegungssteuerung liegt.

Doch alles der Reihe nach. Wollen wir doch mal gucken, was alles auf den Rohling gepresst wurde. So findet ihr ganze fünf Spielmodi, sobald ihr im Hauptmenü angekommen seid. Dort seht ihr euren Avatar neben einem schicken roten Flitzer stehen und könnt nun per Handbewegung den jeweiligen Modus auswählen. Hier geht Joy Ride einen recht traditionellen Weg und garniert ihn leicht mit kleinen Erweiterungen. So könnt ihr in normalen Rennen um die Wette rasen oder euch in einem seperaten Modus a la Mario Kart mit Items beschießen. Daneben bietet das Spiel einen Stunt Modus, wo ihr in einer Halfpipe umher flitzt und Items sammelt um euren Highscore in die Höhe zu treiben, oder aber ihr fahrt Statuen in einer Arena zu Brei. Im letzten Modus, dem Sprint, geht es darum, am schnellsten ins Ziel zu kommen und die Bestzeit zu schlagen.



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Leider funktioniert das Ganze nicht so, wie es sollte. Zunächst einmal lässt sich das Spiel nur im Stehen spielen. Wenn ihr dachtet, dass ihr schön bequem vom Sofa aus spielen könnt, habt ihr euch geschnitten. Das Spiel erlaubt es euch nicht, aus welchen Gründen auch immer. Steht ihr also vor dem Fernseher, müsst ihr eure Arme geradewegs vor euch ausstrecken und so halten, als würdet ihr ein Lenkrad umfassen. Gesteuert wird nun, indem ihr so tut, als würdet ihr mit einem Lenkrad das Fahrzeug lenken. Nehmt ihr die Arme zurück an den Körper, lädt sich der Boost auf. Einmal aufgeladen, könnt ihr die Arme wieder nach vorne halten und einen kurzzeitigen Geschwindigkeitsschub gewinnen. Spielt ihr mit Items, müsst ihr die Hand nach links bewegen, um das Item zu benutzen. Aber lasst euch gesagt sein: die Steuerung ist miserabel! Die Lenkbewegungen werden schlecht oder aber gar nicht erkannt und ein Platz auf dem Siegertreppchen wird dadurch zum Glücksspiel. Euer Charakter will einfach nicht so fahren, wie ihr es vor habt. So kommt schnell Frust auf und spätestens nach zwei Rennen habt ihr einfach keine Lust mehr auf Kinect Joy Ride. Auch, weil euch die Arme vom ewigen nach vorne halten weh tun.

Was nützt mir also eine große Modi-Vielfalt, wenn das Gameplay einfach schlecht umgesetzt wurde und keinen Spaß macht. Es kommt wirklich die Frage auf, was sich die Entwickler dabei gedacht haben. Joy Ride hätte so gut werden können, wenn man es bequem im sitzen und mit aufgestützen Armen hätte spielen können. Ah, und wenn ihr euch fragt, wie man Gas gibt und bremst, so sei gesagt, dass das Spiel all das für euch übernimmt. Quasi ein Spiel, dass sich selbst spielt. Und da ist es besonders bitter, dass die Lenkung, das einzige Element, über das der Spieler Kontroller übernimmt, einfach nicht richtig funktionieren will. Gleiches Schicksal hat übrigens auch schon Sonic Free Rider ereilt, dass ebenfalls aufgrund einer schlechten Steuerung im Wertungstief gelandet ist.
Dabei hätte das Spiel wirklich gut werden können. Generell machen die Rennen nämlich einen Heidenspaß, die Items sind witzig und vor allem der Stunt Modus mit der Halfpipe bringt frischen Wind ins Genre. Wer also die Zähne zusammenbeist und sich mit den Fehlern in der Steuerung anfreunden kann, wird coole Strecken finden, die auch bei wiederholtem Spielen die ein oder andere Abkürzung offenbaren. Schade nur, dass es lediglich sieben normale Rennstrecken gibt, wenn wir die Arenen im Stunt- und Zerstörungs-Modus außen vor nehmen. Aber dafür überzeugen die Strecken in Design und Setting.

Wollt ihr das Spiel mit mehreren menschlichen Mitspielern spielen, habt ihr verschiedene Möglichkeiten. Zunächst einmal bietet Kinect Joy Ride einen lokalen Multiplayer Modus bis zu vier Spieler. Doch auch hier schwindet der Spielspaß recht schnell und eure Freunde werden euch fragen, wieso ihr sie mit so einer miserablen Steuerung quälen wollt. Online sieht das Ganze etwas anders aus. Hier könnt ihr gegen sieben weitere Mitspieler antreten und zeigen, was ihr auf dem Kasten habt. Leider könnt ihr online nur zwei der fünf Modi spielen: normale Wettrennen oder Wettkampf-Rennen, wo ihr Items benutzen könnt. Schade, da vor allem die Stunt und Zerstörungsorgien mit mehreren Gegnern bestimmt lustig geworden wären.
 

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Technisch gibt es eigentlich nicht viel auszusetzen. Das Spiel läuft flüßig und ist schön bunt, kann aber nicht mit Sonic and SEGA All-Stars Racing mithalten. Tortzdem besticht es durch einen eigenen Charme. Besonders cool sind die Fahrzeugmodelle geworden. Hätte man etwas an der Texturqualität geschraubt und einige weitere Settings eingebaut, wäre das Spiel optisch noch besser ausgefallen. Aber was nützt das Äußere, wenn das Innere verkorkst wurde?

Gleiche Frage kann man sich beim Sound stellen. Auch hier kriegt man das geboten, was man von einem soliden Funracer erwartet. Nette Melodien, die zu den Strecken passen und coole Effekte, wenn ihr die Items einsetzt und eine Rakete eurem Gegner hinterher jagd. Wer jedoch Sprachausgabe oder einen Bombast-Soundtrack sucht, ist bei Kinect Joy Ride fehl am Platz.

Andrej meint:

Andrej

Wieder ein Kinect Titel, der sehr viel Spaß machen KÖNNTE, wäre da nicht die Bewegungssteuerung. Diese ist nämlich eher schlecht als recht umgesetzt worden. Die Bewegungen werden ungenau ins Spiel übertragen oder sogar komplett falsch gedeutet, was in einem Chaos resultiert, das sich schnell in Frust verwandelt. Kinect Joy Ride wäre ein super Arcade Titel geworden, wenn Microsoft am früheren Plan fest gehalten hätte. Es wäre auch ein gutes Spiel geworden, wenn die Entwickler die Möglichkeit eingebaut hätten, den Funracer mit einem normalen Controller spielen zu können. So bleibt Kinect Joy Ride leider im unteren Kinect Mittelfeld auf halber Strecke liegen.

Positiv

  • Schön bunte Präsentation
  • fünf Spielmodi ...
  • Online Rennen mit 8 Fahrern

Negativ

  • grauenhafte Steuerung!!
  • ... die aber nur für kurzweiligen Spielspaß sorgen
  • Viel Potenzial verschenkt
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Kinect Joy Ride Daten
Genre Funracer
Spieleranzahl 1 - 4
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 10. November 2010
Vermarkter Microsoft
Wertung 6.2
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