Time Stalkers im Test

Dreamcast

Wenn ein Spielprinzip viel Potenzial besitzt, fehlt also nur noch ein fähiger Entwickler, der das ganze Potenzial ausnutzt. Wenn dann der Name Climax, die Hits wie Landstalker oder Shining Force schufen, fällt, kann eigentlich nichts mehr schief gehen. Oder doch???

Time-Stalkers-2Landstalker war super und zeigte einerseits, wie ein Zelda auf einer SEGA-Konsole auszusehen hat. Und andrerseits stellte Entwickler Climax damit auch seine eigenen Fähigkeiten unter Beweis. Mit Time Stalkers brachte SEGA Anno 2000 den langerwarteten Nachfolger von Landstalker. Also – Entwickler super, Vorgänger super, Potenzial riesig. Die perfekten Voraussetzungen für ein grandioses Spielerlebnis!?

Angepriesen als das erste ‘‘richtige‘‘ Rollenspiel auf Dreamcast, sollte Time Stalkers ein Meilenstein werden. Übriggeblieben von den ganzen Versprechungen ist aber lediglich eine der verwirrendsten und fehlerhaftesten Rollenspiel-Erfahrungen aller Zeiten. Der Anfang in der Welt von Time Stalkers ist durchaus stimmig. Ihr wurdet in der Rolle des Sword von einem mysteriösen Mädchen geschickt, um einen Glockenturm zu untersuchen. Während Sword von einem Angreifer verfolgt wird, stößt er auf ein mysteriöses Buch. Als er das Buch öffnet, werden der Turm und die nahe Umgebung aus der Welt gezerrt und in einen magischen Kontinent transportiert. Und er teilt dieses Schicksal mit anderen Ausgestoßenen. Der Herr dieser seltsamen fremden Welt sieht in Sword einen Helden und schickt ihn auf eine Mission, in der er die anderen Helden vereinen, einen bösen Teufel vernichten und jeden in seine jeweilige Welt zurückbringen soll. Die Story ist traditionelle Rollenspielkost – aber trotzdem in Ordnung und der einzige überdurchschnittliche Aspekt des Spiels. Alle anderen Bereiche kommen an diesen Punkt bei weitem nicht ran.

Time Stalkers besteht im Grunde einerseits aus der Stadterkundung und andrerseits aus den Besuchen von Dungeons. Leider gibt es in den Städten nicht wirklich viel zu tun. Ihr lauft durch größtenteils lieblos gestaltete Locations und ärgert euch über die kantige Optik. Die Leute haben meistens keine allzu interessanten Dinge zu erzählen, allerdings gibt es im Spielverlauf einige tolle Cameos – mehr sei an dieser Stelle nicht verraten. Einen Laden gibt es natürlich auch in jeder Stadt sowie ein eigenes Zuhause.

Time-Stalkers-3Von der Stadt aus geht es in den nächsten Dungeon. Dort kommen die schlimmeren Designpatzer zum Tragen. Da wäre das unvorstellbar miese Kampfsystem: Dieses bedient sich der schlechtesten Elemente des letzten Rollenspiel-Jahrzehnts. Das Schlimme ist, dass die Entwickler die alten Fehler nicht ausbesserten, sondern noch schlechter machten. So kann immer nur ein Charakter in der aktiven Party sein, was im Klartext heißt, dass ihr immer nur einen nützlichen Charakter im Kampf habt. Um die anderen zwei Plätze zu nutzen, könnt ihr Gegner einfangen, ähnlich wie ein Pokémon. Wenn ihr auf herumziehende Feinde stoßt, stellen sich eure Leute zum Kampf auf. Im Kampf gibt es vier Felder zum Aufstellen eurer Kämpfer – eines davon ist zum Ausweichen da. Die Angriffe haben alle unterschiedliche Reichweiten. So kann es sein, das ein Ziel nicht immer nahe genug für einen Angriff ist. Aber nicht alle Monster können sich bewegen. Was zur Folge hat, dass sie eventuell auf einer Position gefangen sind, von der aus sie nicht angreifen können. Außerdem greift ihr nicht die Gegner selbst, sondern ihre Position an – und der Feind kann bis zum Angriff schon wieder auf einem anderen Feld sein. Das wäre zu verschmerzen, wenn sich die Kämpfe in einem kleinen Rahmen halten würden - nur ist das definitiv nicht der Fall.

In den Dungeons gibt es weitere ernsthafte Probleme: Zum einen seid ihr jedes Mal unter Zeitdruck. Nach einer Weile erscheint die Einblendung ‘‘hungrig‘‘ auf dem Bildschirm. Der Hunger zehrt massiv an eurer Ausdauer und so müsst ihr jedes Mal durch den Kerker hetzen. Was gegen Hungerattacken hilft, sind spezielle Zaubersprüche und Items. Von diesen habt ihr vor dem Dungeonbesuch jeweils eine Handvoll dabei – gut einteilen! Der spielerische Mehrwert der ganzen Geschichte bleibt mir aber ein Rätsel. Hätten die Entwickler das nicht einfach streichen können?

Das größte Problem von Time Stalkers ist allerdings, dass ihr zwar Erfahrungspunkte erhaltet, diese die Charakter-Stufe aber nur für den aktuellen Dungeon erhöhen. Nach dem Verlassen eines Dungeons seid ihr wieder auf Stufe 1! Das Aufleveln ist also nur dazu da, um die aktuelle Stage zu überstehen. Ein Gefühl des „Ich werde stärker“ gibt es hier nicht, obwohl dies ja einer der größten Reize in einem Rollenspiel ist. Dazu kommt, dass die Gegner trotzdem immer stärker werden – da nützt auch neu erworbene Ausrüstung (die ihr netterweise behalten dürft) nichts. Das Spiel wird zunehmend schwerer und am Ende sogar frustrierend.

Time-Stalkers-6Außerdem sei erwähnt, dass ihr nach eurem Ableben immer wieder am Anfang des Dungeons beginnen müsst. Das Einzige, bei was die Kerker punkten, ist der dynamische Aufbau. Bei jedem Besuch sind sie anders aufgebaut. So wie man das z. B. aus Phantasy Star Online kennt. Auf der andren Seite ist es fraglich, ob es überhaupt je zu einem zweiten Besuch kommen wird…

Wer sich auf eine rollenspieltypische Oberwelterkundung freut, sei gewarnt: Auf der einen Seite ist die Oberwelt klein und rasch umrundet, auf der anderen Seite werden neue Dungeons immer erst nach Beendigung des Aktuellen freigeschaltet. Es gibt nicht viel zu sehen. Außerdem ist Time Stalkers auf Dauer eine lineare Angelegenheit. An sich ist das nicht schlimm, aber etwas mehr Abwechslung und Wahlfreiheit hätte dem Spiel gut getan. Gleiches gilt für Grafik und Sound: Müder Durchschnitt, auf Dreamcast durfte man schon mehr erwarten.




Team neXGam meint:

Team neXGam

Climax, was bitte soll das? Von solch einem Entwickler hätte ich alter SEGA Fan deutlich mehr erwartet. Timestalkers wird seinem indirekten Vorgänger Landstalker in keinster Weise gerecht. Was in den Köpfen der Verantwortlichen beim Design des Level-Systems vorging, würde mich brennend interessieren. Um es auf den Punkt zu bringen: Timestalkers macht keinen Spaß. Ich kann es nicht mal den größten Fans empfehlen. Hoffen wir lieber auf ein richtiges Landstalker 2. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.

Positiv

  • Dynamisch generierte Dungeons
  • Tolle Cameo-Auftritte
  • Akzeptable Story

Negativ

  • Aufleveln nicht möglich
  • Schlechtes Kampfsystem
  • Grafik & Sound dürftig
Userwertung
6.7 14 Stimmen
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Forum
  • von Civilisation:

    Climax ist ein Name für ein Studio, das bereits mit Landstalker und Shining Force gute Spiele abgeliefert hat. Wie jetzt Landstalker wurde, hat Dominik herausgefunden. Time Stalkers Wenn ein Spielprinzip viel Potenzial besitzt, fehlt also nur noch ein fähiger Entwickler, der das...

  • von Black Sun:

    rundenbasiert

  • von Diamant:

    Schon mal danke für alle Antworten. Ist Evolution eigentlich ein rundenbasiertes RPG,oder sind die Kämpfe in Echtzeit?...

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Time Stalkers Daten
Genre Action-Adventure
Spieleranzahl 1
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 Hz
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 2000-11-10
Vermarkter SEGA
Wertung 4.5
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