Tempest 2000 im Test

Jaguar

Ein Mann… Ein Spiel… Eine Legende... Niemand geringeres als "Lamafreund" Jeff Minter erhielt den Auftrag eine Neuauflage von Dave Theurer's Klassiker für Ataris Raubkatze zu entwickeln. Und dieses Remake hatte es in sich. Selbst absolute Jaguar-Hasser gestehen die Klasse des Titels, oder zumindest den Kultfaktor ein. Seit diesem Zeitpunkt sind die Namen Minter und Tempest auf ewig verbunden und der Jaguar bekam einen kurzen Aufschwung nach der Launch Pleite.

Fairerweise muss man aber sagen, dass Tempest 2000 primär für seine einzigartige Präsentation bekannt ist und weniger für sein ausgereiftes Gameplay, doch dazu später. Das Modul beherbergt neben dem Blickfang Tempest 2000 auch das Ur-Tempest, eine Plus-Variante - welche eine Kombination aus dem Original und Minters Neuauflage darstellt - und die Splitscreen Schlacht Tempest Duel. Im namensgebenden »Duell« treten 2 Spieler gegeneinander an, jeder befindet sich an einem Ende der »Tube«.

Tempest-2000-7Bei Traditional Tempest wurde abgesehen vom Sound und Bildformat nichts geändert. Man schlägt sich noch immer am Rande simpler einfarbiger Vektor-Arenen nur mit dem Standard-Schuss und einer einmaligen Smartbombe bewaffnet und feuert pausenlos auf die aus der Tiefe anstürmenden Gegnerformationen. Diese nähern sich dem Rand über die einzelnen Sektoren des Spielfeldes. Einmal dort angekommen gibt es für den Spieler dann keine Möglichkeit zur Flucht und als Resultat verabschiedet sich eines der vielen kostbaren Leben. Sind alle Feinde erledigt, geht es per Warpsprung zum nächsten Vektornetz. Diese sind in ihrem Aufbau recht unterschiedlich: von verwinkelten Tunneln bis Halfpipes ist alles dabei. Anfangs noch leicht steigert sich der Schwierigkeitsgrad bis zu einem »Fast-schon-unfair«. Für die meisten Spieler ist die traditionelle Variante der wahrscheinlich uninteressanteste Teil auf dem Modul, aber nicht weniger fordernd als die anderen.

Tempest Plus macht da schon einen viel besseren Eindruck. Ist es doch eine gelungene Symbiose aus dem Klassiker und der 2000er-Inkarnation. Arenen und Gameplay stammen vom Erstling, während man das ganze mit einigen FX des Remakes abgeschmeckt hat. Das Highlight dieser Variante ist zweifelsfrei der 2-Spieler-Simultan-Modus, in welchem man entweder mit einem menschlichen Mitspieler oder einem von der CPU gesteuerten Droiden die feindliche Menge aufmischt.

Wer seinen Mitspieler lieber rösten will, darf sich in Tempest Duel beweisen. Per Splitscreen stehen sich beide Spieler gegenüber und haben das Vergnügen den anderen unter Beschuss zu nehmen, während aus der Mitte der Arena pausenlos Gegner auftauchen. Die Grafik entspricht der von Plus, das Gameplay wurde aber um einen Spiegel erweitert, der die Geschosse des Gegners zurückwirft. Eine taktische Möglichkeit die man niemals unterschätzen sollte. Doch kommen wir zum eigentlichen Highlight und Namensgeber: Tempest 2000.

Tempest-2000-5Das Erste, was dem Spieler ins Auge fällt, sind die endlich farbig schattierten Arenen. Vorbei also die Zeiten, als man Gegner nicht von Sektorbegrenzung unterscheiden konnte. Vernichtete Feinde hinterlassen nun schöne Partikel-Explosionen und die so genannte »Melt-O-Vision« Grafik sorgt dafür, dass Punkte und Statuseinblendungen nach kurzer Zeit in viele hundert kleine Pixel zerfallen. In Kombination mit den Explosionen der Gegner ein wahres Feuerwerk, was nicht selten zu Lasten der Übersichtlichkeit geht. Leider kann kein Bild dieser Welt das annähernd rüberbringen. Aber auch beim Gameplay hat sich einiges getan. So ist es nun möglich seine Standardwaffe auszubauen, welches ab einer bestimmten Stufe dazu führt, dass man sich per Knopfdruck kurzzeitig von der Kante des »Netzes« abstoßen kann. Ein Feature, welches in späteren Levels absolut lebenswichtig ist. Der aus »Plus« bekannte CPU-Droide ist ebenfalls durch Sammeln von Upgrades verfügbar. Die feindlichen Invasoren sind zahlreicher und hinterlistiger geworden. Einige können sich am Rande des Netzes frei bewegen und den Spieler von hinten attackieren. Als ob das noch nicht genug wäre, sind nun auch Bonuslevel hinzugekommen, wie z.B. das Durchfliegen von Ringen oder Gleiten auf einer Pixelwelle. Im Gegensatz zu den sehr hektischen Kämpfen sind diese Levels fast meditativ und ein gelungener Gegenpol.

Tempest-2000-8In allen Tempest-Varianten identisch und ein kleines Highlight ist die Hintergrundmusik in Kombination mit den verzerrten aber sehr stimmigen Voicesamples. Ein glasklarer, mal stampfend mal ruhiger, Techno Sound mit gelegentlichen Samples unterlegt, schallt mit einer Wucht aus den TV-Lautsprechern, die so manche Live-Band alt aussehen lässt. Musik und Grafik ergänzen sich in einem Maße wie nur wenige Titel sonst. Für reichlich Spielzeit ist ebenfalls bestens gesorgt. Wer die 100 Level beendet hat, darf das Spiel unter erschwerten Bedingungen wiederholen. Glücklicherweise hat Tempest 2000 ein automatisches Speichersystem integriert, welches das zuletzt beendete ungerade Level als Rücksetzpunkt speichert. Und wo wir gerade beim Speichern sind: Jaguar-typisch werden natürlich alle Highscores und Soundeinstellungen auf dem Modul verewigt.

 




Nils meint:

Nils

Alles in allem ist Tempest 2000 ein eigensinniger, zeitloser Shooter mit einigen kleinen Macken was Schwierigkeitsgrad und Übersicht angeht, auf der Gegenseite aber mit einem einzigartigen Grafikstil und tollem Sound punkten kann. An der Steuerung gibt es ebenfalls nichts zu meckern, die ursprüngliche Trackball optimierte Steuerung wurde perfekt an das Pad angepasst und ist mit etwas Übung leicht zu beherrschen. Tempest ist kein Spiel was den Jaguar ausreizt und die eigentliche Grafik ist doch recht simpel gehalten. Dennoch gibt es viele Stellen die eindrucksvoll die Möglichkeiten des 64-Bitters anhand von Verzerrungen, Rotation, Zoom, dynamischen Farbverläufen oder Partikel FX demonstrieren.

Der Jaguar hat viele Spiele die eine ungemein polarisierende Wirkung ausstrahlen und auch Tempest gehört dazu. Man liebt es oder man hasst es, dazwischen gibt es nichts. Es ist frustrierend und motivierend zugleich. Die Kämpfe hektisch, oft unfair und unübersichtlich. Zudem hält sich die spielerische Abwechslung der einzelnen Levels doch stark zurück. Aber trotz alldem fesselt das Spiel von der ersten bis zur letzten Minute. Wer sich Atari-Fan schimpft kommt kaum an diesem Titel vorbei. 

Positiv

  • fesselnd bis zur letzten Sekunde
  • treibender Soundtrack

Negativ

  • Schwierikgkeitsgrad steigt schnell an
  • oftmals Übersichtsprobleme
Userwertung
9.73846 26 Stimmen
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Forum
  • von masematte:

    Rotary lässt sich mit der Anleitung einfach deaktivieren , brauchst nur 2 Pads .

  • von Seegson:

    Ja, habe ich. Aber als ich es Ende letzten Jahres gezockt habe, funktionierte es noch einwandfrei. Rotary lässt sich ja nicht so ohne weiteres aktivieren, ich werde trotzdem nochmal im Menu nachsehen. Danke schonmal...

  • von masematte:

    Hast Du das Spiel gebraucht gekauft ? Wahrscheinlich ist es auf Rotary gestellt . Kannste wieder deaktivieren siehe Link mdgames.de/Tempest2000RotarySupport.htm...

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Tempest 2000 Daten
Genre Shoot’em’up
Spieleranzahl 1 - 2
Regionalcode codefree
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 1994
Vermarkter Atari
Wertung 8.8
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