The Conduit im Test

Nintendo Wii

Microsoft hat Halo, Sony Killzone und Nintendo? Tja, die haben ihren Mario, aber einen wirklich (traditionellen) Ego-Shooter, der perfekt auf die Konsole zugeschnitten ist, gibt es leider nicht. Doch mit The Conduit hat sich das Blatt jetzt endlich gewendet.

The_Conduit_9The Conduit ist ein Spiel, das sich bei der Masse an Software für Nintendo Wii eindeutig als Outsider hervor tut. Das Game wurde von Grund auf für die Nintendo Heimkonsole konstruiert, um sowohl Steuerung und Hardwareperformance auf eine neue Ebene zu puschen.

Das amerikanische Entwicklerteam von High Voltage Software hatte also ein ambitioniertes Projekt in der Tasche. Ein großer Augenblick war die erste Präsentation der hauseigenen Grafikengine Quantum3, die zu 100% auf die Nintendo Hardware abgestimmt wurde. Die gezeigte Livedemo war bemerkenswert, weil dort Grafikeffekte vorgeführt wurden, von denen viele Spieler sowie Pressemitglieder nicht wussten, dass die Wii Konsole überhaupt für diese Performance geeignet war. High Voltage Software bewies eindrucksvoll, das Nintendo Wii mehr kann, als gemeinhin vermutet.

Vollmundige Versprechungen zu revolutionärer Grafik, authentischer Steuerung sowie ein starker Mehrspielerpart ließ Wii-Besitzer wie mich hoffen, endlich das volle Actionpaket zu bekommen. Doch der Releasetermin wurde immer weiter nach hinten verschoben und ich wurde so langsam ein bisschen kribbelig, ob The Conduit tatsächlich halten kann, was es versprach. Nach fast einer Woche Testphase mit dem Titel kann ich sagen ’’Ja, aber…’’.

Helden haben eine traurige Rolle: Zum Ersten werden sie für aufreibende Dinge verpulvert und zum Zweiten wird ihnen nie die ganze Wahrheit erzählt. Das gilt auch für den Titelhelden Michael Ford, der sich beim Secret Service einen guten Ruf erarbeitete. Durch einen Videochat kommt Herr Ford mit einem mysteriösen Syndikat in Kontakt, das sich ’’The Trust’’ nennt. Ihr Anführer, John Adams, ein geheimnisvoller Mensch, schmiert dem lieben Michael bei der ersten Unterhaltung viel Honig um den Bart.

The_Conduit_8Als der Satz ’’Wir arbeiten eng mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten zusammen’’ fiel, wurde Michaels Patriotismus komplett geweckt. Laut John Adams hat eine Terrororganisation unter der Leitung eines Mannes namens Prometheus ein wichtiges technologisches Artefakt gestohlen. Mit Hilfe eines Virus hat er zudem Soldaten und Menschen zu gehirnlosen Marionetten verwandelt. Somit ist euer Auftrag klar: Findet Prometheus, das Artefakt und bringt es zu Mister Adams zurück!

Michaels Actioneinstieg beginnt im Washingtoner Metrotunnel, wo ihr mit der Steuerung vertraut gemacht werdet. Solltet ihr bis hier noch keinen Blick ins Optionsmenü geworfen haben, empfehle ich euch das jetzt, denn die Steuerungsoptionen von The Conduit kommen einem PC-Shooter gleich. Jeder Parameter von Knopfbelegung, Controller-Empfindlichkeit, Kameraverhalten sowie automatisches Umdrehen ist hier einstellbar. Das ist auch während des laufenden Spiels veränderbar und machte für mich deutlich, wie viel Liebe die Entwickler in ihr Baby gesteckt haben.

Ist die Steuerung nach euren Wünschen, kann es auch schon losgehen. Gefeuert wird traditionell mit dem B-Knopf, während ihr mit dem Pointer auf den Fernseher zeigt. Nachladen oder Waffenwechsel sind standardmäßig mit Buttons belegt. Die Bewegungssteuerung kommt neben dem Zielen der Waffen auch zum Einsatz, wenn es darum geht, Granaten zu werfen oder Schläge mittels Faust zu verteilen. Das funktioniert genau wie die restliche Steuerung tadellos!

Der Waffenschrank ist durch den Beitritt in das Syndikat doppelt gefüllt. Neben den bekannten Wummen wie MP5 oder Spas12, gesellen sich auch experimentelle Munitionsverschwender, wie ein TPC-Werfer oder andere Laserwummen mit großer Schlagkraft. Tragen könnt ihr leider immer nur zwei Waffen, womit ihr oft mit der Wahl konfrontiert werdet, welche Wumme am besten zu welchem Levelabschnitt passt.

The_Conduit_4Der größte Teil der Krachmacher ist mit einem alternativen Feuermodus ausgestattet, womit ihr z.B. durch Aufladen der Schusssalven mehr Performance bringt oder andere nette Spielereien. Solltet ihr einmal in das Dilemma kommen, dass eure Munition zu Neige geht, müsst ihr keine Angst haben, nackt in den neun Levels zu stehen. Denn gekillte Gegner hinterlassen genug Magazine oder Munitionslager an Hotspots werden das Maximum eurer Tragkraft herausfordern. Auf der Jagd nach Prometheus durch die ersten Levels wird auch schnell klar, dass ihr für die falsche Seite arbeitet. Doch erst als ihr das begehrte Artefakt ergattert, lässt John Adams seine Hosen runter.

Dann werdet ihr nicht mehr von menschlichen Marionetten aufgehalten, sondern eine Alienrasse, die sich ’’The Drudge’’ nennt, kommt zum Vorschein. Diese möchte euch aus dem Weg räumen, weil ihr erstens zuviel wisst und nebenbei in Besitz des ASA seid. Dazu aber gleich mehr. Ab dann macht das Spiel eine vorhersehbare Kehrtwendung und ihr mutiert zum Kammerjäger aus Not, denn ganz Washington steht unter einer Invasion der ‚Drudge‘. Kurioserweise hilft das Syndikat den feindlichen Aliens und ihr müsst im Alleingang die amerikanische Bevölkerung retten.

Dank der dritten Partei kommen auch wieder neue Waffen hinzu. Doch die Alieninvasion einfach mit bloßer Waffengewalt zu beenden, bringt nicht immer das beste Ergebnis. Hier kommt das ’’Alles sehende Auge’’, kurz ASA zum Einsatz. Mit seiner Hilfe entdeckt ihr Hinweise an Wänden, Datendisks, unsichtbare Schalter zu geheimen Waffenkammern oder Gegner, die Predator-like mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen sind. Hier müsst ihr erst mit dem ASA in der Hand ihr Unsichtbarkeitsschild deaktivieren, bevor ihr sie mit Blei vollpumpt!

The_Conduit_3Abwechslung bieten auch die nicht sichtbaren Minenfelder, die euch daran hindern sollen, das Ende jedes Levels zu erreichen. Hier zückt ihr wieder das ASA und entschärft aus ein paar Metern Entfernung alle Minen. Sehr oft prasselt ein ganzer Schwarm von Milben, Drohnen und Flugaliens auf euch ein und der Fluss an Gegnern scheint nicht zu versiegen.

Das bedeutet dann, dass irgendwo ein Conduit, also ein Portal offen steht, durch das sich die Alienarmee verstärkt. Also ab und den Laden (Portale) schließen. Hier und da trefft ihr auf dickere Gegner, die mehr als nur ein paar Granaten schlucken, aber wirkliche Bossfights sind das nicht. Das ist auch mein Kritikpunkt an The Conduit, es gibt keine richtigen Highlights wie z.B. bei Halo 3 oder Killzone 2.

Ein wirkliches Wechselbad der Gefühle ist die künstliche Intelligenz der Feinde. An manchen Stellen des Spiels, wie im geheimen Bunker des Syndikats, kommen die Gegner im besten Lemmingverhalten vor die Linse und ihr müsst nur noch abdrücken. Dann aber wiederum beeindruckt das schlaue Verhalten der Aliens in anderen Levels, wie sie euch aus sicherer Deckung einkreisen und in einem Granatenregen den Garaus machen wollen.

Ein anderer bedeutender Kritikpunkt ist die kurze Spielzeit, die von den Entwicklern auf acht Stunden ausgelegt wurde. Doch Shooterprofis werden The Conduit unter sechs Stunden durchhaben. Was bei vielen aktuellen Konsolentiteln als selbstverständlich gilt, ist auf Nintendo Wii immer noch kein ’’Standard’’. Nehmen wir mal den Onlinemodus, der bei fast keinem Titel mehr wegzudenken ist. Hier verspielt die Nintendo-Konsole viel Potenzial, denn einen Onlinemodus sucht ihr oft vergebens. The Conduit zeigt hingegen, wie es richtig geht!

The_Conduit_1Mehrspielermodi, 15 Waffen in unterschiedlichen Waffensets, 7 MP-Maps, 12 Spieler, Wii-Speak-Kompatibel sind nur die Eckdaten des Onlineparts von The Conduit! Nachdem ihr euch in den Wi-Fi-Verkehr eingeloggt habt, dürft ihr euch ein Alter Ego aussuchen. Mittels Spielsuche (Freunde, regional, weltweit) sind rasch offene Matches gefunden. Hier ist der Freundescode nur wichtig, wenn ihr mit Kollegen zusammen spielen wollt.

Wählt ihr die Kategorien regional oder weltweit, werdet ihr auf dem erstbesten freien Server geparkt, der nach kurzer Wahl der Spielmodi, Waffen und Map loslegt. An Spielmodi hat The Conduit nicht unbedingt bahnbrechende neue Dinge zu bieten: Aber dank der Steuerung, den gut designten Maps und der ausbalancierten Waffen ist der Spielspaß hoch. Pro Kill oder durch das Erfüllen von Teamzielen bekommt ihr Punkte auf euer virtuelles Konto gestellt, die euch in bester Call of Duty-Manier aufleveln lassen. Das hat den Vorteil, dass ihr an Hand des Ranges seht, mit wem ihr gerade spielt und wie gut derjenige ist. Freischaltbare Waffen oder andere Goodies gibt es leider nicht. Meine Testphase im Mehrspielerbereich kann ich jedoch als äußerst positiv bezeichnen.

Die verschiedenen Karten sind schnell erlernt, Hot Spots leicht gesichtet und Verbindungsprobleme in Form von Lags waren kaum bemerkbar. Genau wie bei anderen Online-Ego-Shootern ist das Beherrschen der Steuerung ein Plus, um zu siegen. The Conduit ist hier nicht anders. Es geht sogar noch soweit, dass ich sage, wer öfters einen Headshot mittels Wii-Remote landet, ist ein besserer Ballerkönig, als einer mit Maus und Keyboard. PC-Liebhaber werden mich jetzt sofort schlagen, aber wenn sie selbst mal die Steuerungseinheit der Nintendo Wii in die Hand genommen haben und ein paar Maps spielen, werden sie mir beipflichten!

The_Conduit_10Grafisch bin ich ein bisschen enttäuscht. Die damals gezeigte Demoversion der Quantum3-Grafikengine bewies eindrucksvoll, was alles auf der kleinen weißen Konsole möglich ist. Aber würde ich The Conduit grafisch mit einem Wort beschreiben, wäre ’’Grau’’ der passende Begriff! In eurem sechsstündigen Ausflug durch Washington und Umgebung gibt es genug grafische Abwechslung, aber der typische Grauton der Grafik verfolgt euch in jedem Level.

Dabei werdet ihr, wenn ihr einmal genauer hinschaut, anhand von Schriftzügen, Gegnern, Waffen und Gemälden erkennen, dass die Texturen für Wii-Verhältnisse hochauflösend sind. Außerdem kommen viele Grafikspielereien zum Einsatz, die Wii-Besitzer in der Vergangenheit zu wenig zu Gesicht bekamen: Beim Nachladen der Waffe verschleiert zum Beispiel ein dezenter Unschärfeeffekt die ganze Umgebung und nur eure Waffe ist gut zu erkennen. Erfreulich ist sowohl offline- als auch online, dass die Framerate nie unter die bekannten 25 Frames pro Sekunde geht. Der Soundtrack mit seiner englischen Sprachausgabe ist stimmig und die Schieß- und Nachladegeräusche lassen die Illusion aufkommen, dass ihr wirklich einen dicken Ballermann in der Hand haltet.




Dominic meint:

Dominic

‚‚Knapp vorbei ist auch daneben‘‘ sagt der Volksmund. The Conduit muss aufgrund einiger Fehler im Einzelspielerbereich federn lassen. In diesem Fall ist es die kurze Spielzeit und die wenigen spielerischen Höhepunkte. Auch die Grafik hat von ihrem Glanz verloren. Aber in Dingen wie Steuerung, Konfiguration, Spielbarkeit und Mehrspielermodus müssen sich andere Wii Shooter ab sofort an The Conduit messen. Um es kurz zu machen: Nintendo Wii hat endlich einen Halo / Killzone-Konkurrenten, der ihnen auf seine eigene Weise das Wasser reicht!

Positiv

  • Frei konfigurierbare Steuerung
  • Guter Einzelspielermodus...
  • Wii Speak-Funktion

Negativ

  • Kurze Spielzeit
  • ...mit kleinen Designmängeln
Userwertung
7.73333 3 Stimmen
Wertung abgeben:
senden
Forum
  • von Shi.nobi:

    Hab das Spiel zu den Hochzeiten der Wii gespielt. Grafisch war es für Wii Verhältnisse ganz weit oben. Was mir leider nicht so gut gefallen hat ist die wenige Abwechslung im Spiel selber. Teilweise ist es einfach stupides auf die Gegner schießen. Der Online-Modus war allerdings sehr unterhaltsam,...

  • von Civilisation:

    Kult oder Müll? Das ist hier die Frage. Und Dominic hat sie beantwortet. The Conduit Microsoft hat Halo, Sony Killzone und Nintendo? Tja, die haben ihren Mario, aber einen wirklich (traditionellen) Ego-Shooter, der perfekt auf die Konsole zugeschnitten ist, gibt es leider nicht....

  • von zico:

    Ich finds jetzt eigentlich nich schlimm, dass das Spiel Multiplattform wird. Ich hoff jedoch, dass noch zumidnest eine FOrtsetzung erscheint und die dann auch noch auf WiiU/3DS kommen wird.

Insgesamt 205 Beiträge, diskutiere mit
Follow us
The Conduit Daten
Genre Ego-Shooter
Spieleranzahl 1 - 12
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 2009-06-26
Vermarkter SEGA
Wertung 8.1
Anzeigen
neXGam YouTube Channel
Anzeigen