Lufia 2 - Rise of the Sinistrals im Test

Man entschied sich, Lufia 2 doch noch in Europa zu veröffentlichen. Schließlich verfügte man in Deutschland & Co. über eine große installierte Hardware-Basis und frühere RPGs und Adventures wie Secret of Mana oder Secret of Evermore fanden stets reißenden Absatz. Um Irritationen zu vermeiden, benannte man »Lufia 2« dabei einfach in »Lufia« um, ähnlich verfuhr man ja bereits mit Final Fantasy III alias Final Fantasy VI in den Staaten. Dadurch ergaben sich jedoch ein paar inhaltliche Probleme ...

Das zweite Lufia wurde als Prequel konzipiert, um es vollständig verstehen zu können, empfiehlt sich der Konsum des Erstlings. Der finale Kampf von Rise of the Sinistrals muss bei Lufia and The Fortress of Doom anfangs erneut bestritten werden, zudem taucht das namensgebende Mädchen nur im ersten Teil auf, nicht jedoch in Lufia 2.

Um das RPG trotzdem prägnant und g‘schmackig in »Lufia« umtaufen zu können, schrieb man die Geschichte einfach teilweise um und benannte das »Dual Blade« kurzerhand in »Lufia Schwert« um. Lange Rede kurzer Sinn: In diesem hochqualitativen Test behandeln wir das deutsche »Lufia«, entschieden uns jedoch für die ursprüngliche, korrekte Bezeichnung, um eine Verwechslung ausschließen zu können. ;)

Die Geschichte dreht sich um den Dämonenjäger Maxim, der von der mysteriösen Prophetin Iris beauftragt wird, gegen die Höllenfürsten (wörtlich: vier verrückte Götter) Gades, Amon, Erim und Daos zu kämpfen. Nach ein paar kleineren Gemetzeln schart der Held Gleichgesinnte um sich, die der teuflischen Brut ebenfalls den Garaus machen wollen. Schließlich beginnt das Quest der Suche des Lufia-Schwerts, denn nur dessen heiliger Stahl vermag es die dunkle Bedrohung niederzustrecken.

Oberflächlich betrachtet bietet Lufia nur gewöhnliche Rollenspiel-Kost: Ihr stapft mit eurer maximal vier Recken umfassenden Party durch Dörfer, Dungeons und Oberwelt, haltet Smalltalk auf dem Marktplatz und deckt euch mit Waffen, Rüstungen und sonstigen Gadgets ein; altbekannte Zutaten also. Dennoch sorgt Neverland für die nötige Würze!

Nervige Random Encounters drohen nur auf der Oberwelt, in den verwinkelten Kerkern ist das Feindvolk von Anfang an sichtbar. Berührt Ihr einen Gegner kommt es zum Fight. Ähnlich wie bei Zelda deckt Ihr euch mit Items ein, die für Rätsel in den interaktiven Dungeons benötigt werden, ala Bomben, Spitzhacken und Pfeile.

Umgebung und Feindgetier reagiert hierbei nicht auf eine interne Uhr, sondern nur auf die Schritte eurer Party. Geht Maxim einen beherzten Schritt nach vorne, verfahren Zombie, Fledermaus & Co. ebenso. Bomben explodieren stets nach vier, Gras wächst nach drei Schritten nach. Auf diese Weise habt ihr stets genug Zeit sprichwörtlich eure nächsten »Schritte« akribisch zu planen, was bei den teils verzwickten Rätseln auch bitter nötig ist. Viele Knobeleien sind zudem »Schritt-sensitiv« und lassen sich nur per genauem Timing lösen. Ungewöhnlich anspruchsvoll also, und wesentlich herausfordernder als das leidliche »Bringe Schlüssel A zu Tür B«-Prinzip.

Die rundenbasierten Kämpfe laufen nach gewohntem Schema ab, Angriff, Magie und Items kennt der Rollenspiel-Veteran zu Genüge. Doch auch hier finden sich Innovationen: IP Skills sind von angelegten Waffen und Rüstungen abhängig und können erst ausgeführt werden, wenn der Protagonist ordentlich die Hucke voll bekommt - vergleichbar mit dem »Limit«-System aus Final Fantasy VII also.

Doch auch die ein Jahr später veröffentlichten Pokemon wurden durch Lufia inspiriert. Hin und wieder stolpern Ihr über Kapselmonster, die Euch künftig computergesteuert als fünfte Kraft unterstützen. Mit verschiedenen Waffen und Rüstungen gefüttert, können die Viecher in fünf Stufen evolvieren.

Schelte muss sich Big N für die - mit Verlaub - verhunzten deutschen Texte gefallen lassen. Erneut wurden ganze Passagen umgedichtet, kindgerecht pädagogisch wertvoll ausformuliert und verniedlicht. Dadurch geht die ursprünglich düstere Atmosphäre vollständig flöten und die ehemals ernsthafte Storyline verliert jegliche Glaubwürdigkeit. Nichts auszusetzen gibt es hingegen bei der Präsentation. Als ein SNES-Titel der letzten Generation punktet Lufia mit wunderschönen Bitmap-Grafiken, gelungen Kampf-Effekten und einem wunderschönen Score.