Ryse: Son of Rome - inkl. Legendary Edition im Test

Xbox One

Ryse: Son of Rome gehört zu den imposantesten Launch Games der Xbox One. Doch an dem Spiel von Crytek scheiden sich die Geister. Die einen beschimpfen es als puren Grafikblender, die anderen loben sowohl Präsentation als auch Gameplay. Mir ist aber ein ganz anderer Aspekt beim Spielen auf die Nerven gegangen ...

»Begonnen der Klon Krieg hat«, würde Yoda jetzt sagen. Und hier könnt ihr das wortwörtlich nehmen. In dem sechs bis sieben Stunden langen Abenteuer nervte mich nichts so dermaßen, wie die anstürmenden Feinde. Von diesen programmierten die Jungs bei Crytek nämlich nur eine Handvoll Charakermodelle, die sie dann in den acht Kapiteln auf euch loslassen. Es langweilt einfach, Stunde um Stunde auf ein und dieselben Gegner zu schlagen. Zwar variieren diese im Spielverlauf ein wenig (Barbaren, mit Pelz bekleidete Krieger und Pretorianer), doch habe ich tatsächlich nicht mehr als zehn verschiedene Gegnervariationen ausmachen können.

Und das ist für mich der einzige große Kritikpunkt an Ryse! Dass das Kampfsystem nicht sonderlich abwechslungsreich ist, fällt zwar nach nur einer Stunde auf, doch nicht weiter ins Gewicht. Dafür sorgt der Umstand, dass man konstant gezwungen wird, zu blocken und erfolgreich zu kontern, wenn man bestehen möchte. Manche Gegner lassen sich zwar leicht niedermetzeln, andere erfordern jedoch mehr Feingefühl. Bei diesen müsst ihr beispielsweise zuerst die Deckung mit eurem Schild durchbrechen oder aber Angriffe abwehren, um dann mit einem Kontern anzugreifen.


Dieser Wechsel zwischen Schlägen, Blockaden und Kontern sorgt durchweg für Spannung, obwohl es dem Spiel an variantenreichen Moves mangelt. Gegen Kratos aus God of War oder Dante aus DMC kommt Protagonist Marius nicht an. Selbst mit erhaltenen EP lassen sich keine weiteren Manöver freispielen. Die wertvollen Punkte investiert ihr dagegen in größere Energie- oder Fokusbalken sowie zahlreiche neue Hinrichtungen.

Diese sind nämlich vielfältig und nett anzuschauen, da ihr eure Gegner auf verschiedenste Art und Weise und dazu noch in Zeitlupe umbringt. Mal findet euer Gladius seinen Weg durch den Hals eines Barbaren, mal fegt ihr euren Feind mit dem Schild von den Beinen, nur um mit dem Schwert die Wirbelsäule zu durchtrennen. Das alles passiert im Zeitraffer, was leidvolle Gesichtsausdrücke eurer Feinde offenbart. Die geneigten Antike-Fans werden wahrlich mit Emotionen wie Schmerz und Leid überströmt, wenn feindliche Gegner fallen. Großes Lob an Crytek für die vielen kleinen aber feinen Details!

Im Zusammenhang mit dem Kampfsystem möchte ich auf die im Vorfeld kritisierten Quick-Time Events eingehen. Es ist nämlich immer noch so, dass die genannten Hinrichtungen mit gezieltem Knöpfedrücken ausgeführt werden. Wenn es so weit ist, erscheint ein Totenkopfsymbol über dem Kopf eines Barbaren. Drückt ihr nun die RT-Schultertaste, verlangsamt das Spiel die Zeit und der Gegner blinkt entweder in Blau oder Gelb auf. Das ist das Signal für euch, den richtigen Knopf zu drücken. Blau steht dabei für X und Gelb für Y. Verwechselt ihr diese, ist es aber nicht weiter schlimm, da Marius die Hinrichtung trotzdem erfolgreich ausführt. Nur eure Bewertung der Exekution und die damit verbundenen erspielten EP-Punkte ändern sich. Heißt im Klartext: Wer auf die Farben achtet und die richtigen Knöpfe drückt, bekommt schneller neue Verbesserungen. Die Gegner sterben aber so oder so quallvoll vor euren Augen.
 

Ich war dementsprechend in der gesamten Spielzeit bemüht, alles richtig zu machen, da ich meinen Soldaten natürlich bestmöglich entwickeln wollte. Mit den EP-Punkten lässt sich beispielsweise die Energieanzeige erweitern oder aber die Fokusleiste ausbauen. Sammelt ihr in den Kämpfen genug davon, könnt ihr Marius in eine Art Barbaren-Modus versetzten und eure Gegner für kurze Zeit als unbesiegbarer Legionär abmetzeln.

Letztendlich fand ich das Kampfsystem unterhaltsam, wenn auch nicht bahnbrechend. Dafür sorgten auch die wenigen Abschnitte, in denen ich meine Soldaten einen vorgegebenen Pfad entlangführte. Hier schossen Feinde Pfeile auf mich, die ich mit dem Hochreißen des Schildes abwehren konnte. Vereinzelt musste ich Stellungen verteidigen und meine Bogenschützen (entweder mit RB oder durch einen Kinect Sprachbefehl) befehligen. Gut gemacht, wenn auch nicht überraschend neu.

Was mich aber in jeder Sekunde vom Hocker riss, war die unfassbar gute Präsentation des Action-Adventures. Ich habe in meiner Laufbahn schon sehr viele Konsolespiele gespielt, aber keins beeindruckte mich so sehr wie Ryse: Son of Rome. Crytek zündet ein Grafikfeuerwerk, das seinesgleichen sucht und wahrlich für eine neue Generation steht. Charaktermodelle, Texturen, Bewegungen, alles, aber auch wirklich alles in diesem Spiel sieht fantastisch aus. Die acht Abschnitte des Spiels führen euch nach Rom, ins barbarenbesetzte Britannien und wieder zurück, glänzen dabei mit tollen Effekten und abwechslungsreichen Settings.


Stadtabschnitte, wunderschöne Waldlevel, Seeschlachten, nächtliche Sumpflandschaften, das römische Kolosseum, jedes Story-Kapitel sticht durch ein eigenständiges Setting heraus und motiviert so zum Weiterspielen. So solide das Kampfsystem auch ist, die Grafik war es, die mich das Spiel beenden ließ. Ich wollte unbedingt sehen, was als Nächstes auf mich lauert. Nachkommende Xbox One Titel werden sich allesamt mit Ryse: Son of Rome messen müssen. Crytek zeigt einmal mehr, dass sie famose Grafik-Künstler sind.

Auch der Soundtrack ist orchestralisch und kommt mit stimmigen Melodien daher, die zu jeder Situation passen. Etwas zwiegespalten bin ich aber im Hinblick auf die Sprachausgabe. Diese ist zwar lippensynchron und in Deutsch gehalten, doch haben mich einige Sprecher nicht überzeugt. So hören sich Kaiser Neros Söhne Basilius und Commodus zweitklassig an und kommen nicht an die sonst gut gewählten Sprecher heran.
 

Habt ihr euren Rachefeldzug in der Kampagne beendet und euch an der Grafik immer noch nicht sattgesehen, so wartet ein Mehrspieler Modus auf euch. Hier erstellt ihr euch einen Gladiator und nehmt an verschiedenen Kämpfen im berühmten Kolosseum teil. Zwar stehen euch verschiedene Modi zur Auswahl, die an Team-Deathmatch, Capture The Flag und Co. erinnern, doch ist das Kampfsystem nicht abwechslungsreich genug, als dass der Online Part von Ryse lange überzeugen könnte. Zudem findet das Geschehen nur im Kolosseum statt. Bei mir war nach einer Weile bereits die Luft raus.

Die Kampagne hätte meiner Meinung nach ruhig ein wenig länger sein können, da die Geschichte gut präsentiert und erzählt wurde und ich mich an der Grafik gar nicht sattsehen konnte. Ein reiner Grafikblender ist Ryse: Son of Rome aber nicht. Das Kampfsystem ist durchdacht, wenn auch nicht wirklich variantenreich. Ich wurde durchweg gut unterhalten und kann mich nur über die schiere Anzahl an Klongegnern beschweren. Wer also ein Launch Game für seine Xbox One sucht, das tatsächlich nach Next Gen aussieht, greift zu Ryse: Son of Rome.

 

Update zur "Legendary Edition" vom 11. Oktober 2014 (sh)

rayse-son-of-rome-neXGam-14Mit Ryse: Son of Rome spendierte man der Xbox One zum Launch einen Titel, welcher heute noch als Referenz in Sachen Grafik gelten dürfte. Fast genau ein Jahr nach dem Start schickt man das Spiel nun noch einmal in die Regale, diesmal als „Legendary Edition“. Diese enthält neben den vier bisher erschienenen DLC´s des „Season Pass“, drei weitere Maps für den „Solo Part des Gladiatoren Modus“. Abgerundet wird das Paket durch einen zusätzlichen Legionär Skins, den man im normalen Spiel aber auch so freischalten kann. Im Inneren der Hülle befindet sich allerdings auch „nur“ die bisherige Diskversion des Spiels. Alle Extras müsst ihr euch über den Xbox Live Markplatz per Codeeingabe separat herunterladen.

Wer Ryse: Son of Rome bisher verpasst oder erst kürzlich auf die Xbox One umgestiegen ist, sollte bei Interesse auf jeden Fall zur „Legendary Edition“ greifen, da sie aktuell für knapp unter 50 Euro ein deutliches Plus an Inhalt bedeutet. Wer rein auf die Story aus ist und sich die solo oder Multiplayer Gladiatorenkämpfe sparen möchte, kann weiterhin auch die bisherige Version kaufen. Hier auch noch der Hinweis, dass Microsoft zum Jahrestag weitere Titel in einer Special Edition neu auflegen wird, u.a. auch für Forza 5.




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Forum
  • von bbstevieb:

    Gibt mal wieder neue Gerüchte über ein Sequel: wccftech.com/ryse-2-development-multiplatform/...

  • von Mistercinema:

    Naja vielleicht lockt man nochmal mit einer Scorpio Neuauflage oder Fortsetzung M.C....

  • von Azazel:

    Spiele es seit gestern und finde es saustark. Spielerisch limitiert, aber sehr gut inszeniert. Sieht auch heute extrem gut aus, vor allem wenn man gerade von Mass Effect Andromeda kommt Schade das es wohl nicht erfolgreich genug war um darauf aufzubauen....

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