The Last of Us (Remastered) - das Beste kommt zum Schluss im Test

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Zugegeben, Survival Horror Spiele haben wir in dieser Konsolen Generation mehr als genug gesehen. Von Silent Hill über Resident Evil und Dead Space bis The Walking Dead war für jeden Fan etwas dabei. Leider verloren all diese Marken mit dem aktuellsten Ableger an Qualität. Resident Evil 6 und Dead Space 3 glichen eher belanglosen Third Person Action Shootern, wobei Activisions The Walking Dead einen wahren Totalausfall darstellte. Doch plötzlich kommen die Uncharted-Macher von Naughty Dog um die Ecke und liefern The Last of Us ab. (Update zu The Last of Us: Remastered auf PlayStation 4  am Ende des Artikels!)

Ich bin an dieser Stelle ehrlich und sage, dass ich, nach den oben genannten Spielen, die Nase voll hatte von Survival Horror Games. Vor allem aber von post-apokalyptischen Szenarien und verseuchten Zombie Horden. Daher interessierte mich The Last of Us nicht im Geringsten. Doch dann kam das Testmuster und ich riskierte einen Blick.

Gute 15 Stunden später lauschte ich dem Song, der während der Credits lief, und dachte über das Vorangegangene nach. The Last of Us entpuppte sich für mich als ein Spiel, das mich tief berührte, von der ersten Spielminute mitzog und mir zudem noch lange nach dem ersten Durchspielen im Gedächtnis bleiben wird. In diesem Artikel will ich nichts spoilern, da jeder für sich dieses umwerfende Abenteuer erleben soll und muss. Eher möchte ich euch erklären, warum Naughty Dogs Meisterwerk für mich ein Spiel der Emotionen und großen Gefühle ist.


Spielerisch und auf die Rahmenhandlung bezogen revolutionierten die Entwickler an dieser Stelle nichts. Ich bekam es mit einem soliden Third Person Shooter zu tun, der extrem viel Wert auf Stealth legte, aber dazu später mehr. Der rote Faden war zudem vorhersehbar. Ich erahnte schnell, wohin die Reise führte, was es mit dem Mädchen auf sich hatte und wie das Spiel enden würde. Was mich aber komplett vom Hocker warf, waren die vielen Wendungen und zahlreichen Ereignisse, die Joel und Ellie auf ihrer fast ein Jahr dauernden Reise quer durch die verseuchten Staaten von Amerika erlebten.

Naughty Dog gelang es auf ganzer Linie, mit The Last of Us ein visuelles und akustisches Meisterwerk hinzulegen, wie es Hollywood nicht besser machen konnte. Dabei rede ich noch nicht einmal von der fantastischen Grafik, die die Playstation 3 an ihre Grenzen bringt, was man dem hart arbeitenden Lüfter parallel entnimmt. Oder von der angenehmen Musik, die sich gekonnt zurückhält, nur um die dichte Atmosphäre in noch ungeahnte Höhen zu transportieren. Nein! Ich spreche von den Spielfiguren und ihren Beziehungen zueinander. Ich spreche davon, dass mir Joel und Ellie so dermaßen wichtig wurden, dass ich mit ihnen gefühlt, gekämpft und geweint habe.
 

Da hätten wir auf der einen Seite den Mann, der im beinharten Prolog des Spiels zu einem anderen Menschen wird. Zwanzig Jahre später ertränkt er die grausame Realität mit Alkohol, schmuggelt Ware und tötet Personen, um sich selbst das Überleben zu sichern. Nach nur wenigen Minuten fühlte ich mit ihm, empfand dasselbe und wollte alles daran setzen, ihm zu helfen.

Wenig später traf ich auf dieses 14. jährige Mädchen. Sie stellte sich als Ellie vor, war sturköpfig und in der Quarantäne-Zone Bostons geboren. Sie kannte die Welt außerhalb der sicheren Mauern nicht, hatte noch nie den Wald oder ein Pferd gesehen. Und obwohl sie in einer toten und hoffnungslosen Welt aufgewachsen war, strahlte Ellie eine gewisse Hoffnung aus. Eine Hoffnung auf ein neues Zeitalter ohne Infizierte. Fortan galt es, das Mädchen von Boston quer durch die Vereinigten Staaten in ein Lager zu bringen. Ihr Schutz stand an erster Stelle.

Durch eine unfassbar realistische Darstellung des Duos gelang Naughty Dog ein herausragendes Zusammenspiel der Charaktere. Die zwischenmenschliche Beziehung der beiden steht im Vordergrund von The Last of Us. Anfangs betrachtete Joel Ellie als Klotz am Bein, doch mit jedem Tag kamen sie sich näher, wurden Verbündete und schließlich Freunde. Dabei war ich als Spieler zu jeder Sekunde mittendrin und fühlte mit den Figuren mit. Etwa, als Ellie zum ersten Mal im Wald stand und sich freute, Bäume und Flüße zu sehen. Oder als sie das erste Mal ein Pferd streichelte und auch Joel seine Hand nach dem Tier ausstreckte.


Doch gab es auch andere Seiten. So oft ich mit Joel und Ellie schmunzelte, so oft zuckte ich auch bei den vielen harten Szenen zusammen, derer ich Zeuge wurde. Als etwa ein feindlicher Schmuggler Hand an das Mädchen anlegte und ich nur untätig zugucken konnte. Ein Schmerz, den kein anderes Spiel bei mir erzeugte, durchfuhr mich in dem Moment und ich musste mir klarmachen, dass ich nur ein Videospiel spielte. Und genau diese Augenblicke sind es, die The Last of Us so aufregend und einzigartig machen.

Natürlich waren Joel und Ellie nicht die einzigen Menschen in den USA. Auf ihrer Reise begegneten sie vielen anderen Figuren. Viele davon waren ihnen freundlich gesinnt, doch gab es auch weniger nette Personen in ihrer toten Welt. Neben den Infizierten bekam es das Duo oftmals mit feindlichen Milizen oder fremden Gruppen zu tun, die an ihr Hab und Gut wollten. An diesen Stellen entfaltete The Last of Us seine Stärken im Gameplay.

Streng genommen gab es im Spiel zwei verschiedene Lager: die Menschen und die Zombie-ähnlichen Wesen, die einfach "Infizierte" genannt wurden. Während Erstere meist in der Überzahl und gut bewaffnet unterwegs waren und sich auch absprachen, erschwerten Letztere mein Voranschreiten durch die Gefahr selbst gebissen und infiziert zu werden.
 

Glücklichweise konnte ich entscheiden, wie ich fortschreiten wollte. Da aber Munition knapp gesät war, bot sich das Vorbeischleichen an Gegnern an. So ist es möglich, sogar ganzen Gefechten aus dem Weg gehen. Effektiv war auch, Feinde von hinten zu packen und geräuschlos auszuschalten. Doch Vorsicht: hielt ich den Feind zu lange in meinem Griff, befreite er sich und schlug Alarm. Die KI ist nämlich äußerst gut gelungen. Feindlich gesinnte Menschen reagierten auf meine Spielweise. Hielt ich eine Pistole in der Hand, suchten sie Deckung und flankierten mich, nachdem sie sich lauthals abgesprochen hatten. War ich aber unbewaffnet sein, versuchten sie mich im direkten Kontakt mit Schuss-, Hieb- oder Stichwaffen zu überwältigen. Taktisches Vorgehen war also Pflicht.

Auch bei den Infizierten ging es nicht anders zu. An sich gab es nur drei verschiedenen "Zombie"-Arten. Eine davon nannte sich Clicker. Diese Wesen waren blind, besaßen aber ein unfassbar gutes Gehör. War ich zu laut, fielen sie mich an. Hier galt es, den Viechern ein Messer in den Schädel zu jagen. Hatte ich zufälligerweise keins, bissen die Clicker zu und ich war Geschichte. Kluges Vorgehen war also auch hier von Vorteil.


Glücklicherweise bestand das Spiel nicht nur aus Motion gecapturten Zwischensequenzen und Gegnerhorden, die es zu bewältigen galt. Oftmals gönnte mir „The Last of Us“ längere Ruhepausen. Nach nur wenigen Spielstunden kam ich in eine Kleinstadt. Sie schien sicher und verlassen. Leere Häuser luden zum Erkunden ein. So konnte ich die Umgebung untersuchen, auf Randdetails achten, nach Vorräten Ausschau halten oder einfach den Dialogen der beiden Protagonisten lauschen. Ähnlich wie bei Uncharted redeten Joel und Ellie im Spielgeschehen miteinander, was viel zur Stimmung des Spiels beitrug.

So erfuhr ich mehr über das Mädchen und ihren Beschützer während ich wertvolle Scheren, Klebebänder und Alkohol sammelte, mit denen ich meine Waffen aufrüstete. Auch konnte ich Joels Fähigkeiten verbessern, um so mehr Lebensenergie zu bekommen oder die Fertigungszeit zu verringern. Denn: bastelte ich z. B. ein Medikit, lief das Spiel in Echtzeit weiter. Wenn dann noch Ellie angerannt kam und mir mitteilte, dass ich mich beeilen sollte, da ein Clicker in der Nähe war, stieg mein Puls schnell auf 180.
 

Zum Glück war Ellie ein äußerst schlaues Mädchen. Am Anfang unserer Reise war sie zwar bereits großmäulig, doch erschreckte sie, als sie Zeuge eines Mordes wurde. Mit der Zeit wurde sie aber eine große Hilfe, auch wenn Joel ihr vieles zu Beginn der Reise nicht zutraute. Doch wie die Jahreszeiten im Spiel vorübergingen wurde aus der kleinen Ellie eine harte Überlebenskünstlerin, was sich vor allem im letzten Drittel es Spiels zeigte. Die Wendung, die das Spiel an dieser Stelle nahm, warf mich regelrecht vom Stuhl. Mehr wird hier aber nicht verraten. Nicht nur, weil Sony ein strenges Embargo diesbezüglich auferlegte, sondern weil das Spiel jede noch so geringe Aufmerksamkeit verdient.

Ich könnte jetzt noch stundenlang über Joel und Ellie, ihrer atemberaubende Reise, die vielen Gefahren und die verseuchten und doch wunderschönen Areale sprechen. Aber es würde den Artikel sprengen und euch vielleicht sogar die Neugier nehmen, daher lasse ich es an dieser Stelle sein und verliere abschließend ein paar Worte zum Multiplayer.


Schon bei der Uncharted Reihe war ich der Meinung, dass die Spiele keinen Mehrspielermodus brauchten. So wäre ich auch in diesem Fall nicht traurig, wenn The Last of Us eine reine "Single Player Experience" geworden wäre. Doch Multiplayer Freunde unter euch wird es freuen, dass Naughty Dog zwei Modi integrierte, die anfangs ein wenig träge wirken, nach einer gewissen Einspielungszeit aber durchaus Potenzial entfalten. Der Mehrspielerpart trug das Wörtchen "Fraktionen" als Oberbegriff. Hier galt es als Mitglied eines Klans an soviele Vorräte wie nur möglich zu gelangen. Natürlich erschwerte mir ein feindlicher Klan mein Vorhaben, sodass auf den sieben Maps ein Kampf ums Überleben und die wertvolle Beute entbrannte.

Im reinen Spielgeschehen suchte ich Deckung, schlich um meine Feine und nahm diese mit verschiedenen Waffen unter Beschuss. Durch meine Aktionen verdiente ich mir Fertigkeitspunkte und konnte so meine Pistolen, Gewehre und Co. aufrüsten. Vom Grundprinzip ähnelte der Mehrspieler Modus dem bekannten Team Deathmatch, brachte aber durch die Vorräte eine frische Brise mit sich. Wer am Ball bleibt, bekommt mit der Zeit besser Waffen, Ausrüstungsgegenstände und Embleme. Ich persönlich bleibe aber beim Singleplayer.

Denn eins ist für mich klar: Naughty Dog haben mit The Last of Us ein nahezu perfektes Survival Horror Spiel erschaffen. Sie schufen Charaktere, die ich so in keinem anderen Spiel lieben lernte. Selbst das grandiose Heavy Rain löste bei mir seinerzeit nicht so viele verschiedene Gefühle aus. Angst, Trauer, Freude, Enttäuschung, Hass ... The Last of Us ist eine emotionsgeladene Reise, die ihr keineswegs verpassen solltet! Gesehen auf die Laufzeit der PlayStation 3 kommt hier klar das Beste zum Schluss. Obgleich Sony hier nochmals einige Zeit für Naschub sorgen will. 

 

Update zu „The Last of Us: Remastered“ auf Playstation 4

Vor 13 Monaten brachten Sony und Naughty Dog kurz vor dem Konsolengenerationswechsel für die Playstation 3 einen der besten Titel heraus: „The Last of Us“. Was im Anschluss viele erhofften, wird am 28. Juli 2014 in die Tat umgesetzt. Mit „The Last of Us Remasterd“, bringt man die Spieleperle in aufpolierter Form für die Playstation 4, wobei erst der heutige „Day One Patch“ alle Funktionen voll freischaltet.
 
last-of-us-remastered-neXGam-1Überarbeitete Texturen, bessere Kantenglättung, ein wahres Sporen-Partikelfeuerwerk, 1080p bei 60 FPS sind die Grundzutaten für die „neue Rezeptur“. Wer hierdurch das Verlieren einer Kinooptik fürchtet, kann das Spiel in den Optionen selbstständig auf 30 FPS locken. Weiter geht es mit dem direkt zugänglichen „Left Behind-DLC“, wobei man diesen auf jeden Fall erst nach der Hauptstory angehen sollte. Für künstlerisch ambitionierte Spieler gesellt sich der brandneue Foto-Modus hinzu. Hier könnt ihr im laufenden Spiel das Bild einfrieren und mit umfangreichen Funktionen euren speziellen Moment festhalten und anschließend für andere Hochladen. Details hierzu findet ihr im unten verlinkten Video.
 
last-of-us-remastered-neXGam-2Auch Multiplayerfans gehen natürlich nicht leer aus. So bietet man mit „Financial Plaza und Beach“, zwei neue Maps an, wobei diese ebenfalls für die Playstation 3 kommen. Dass die Playstation 4 mit ihrer Power hier nicht geschont wird, zeigt das Arbeitstempo des Lüfters bereits nach kurzer Zeit. Wie seinerzeit auf der PS3 wird das System gut gefordert, so dass man dafür sorgen sollte, dass die PS4 genügend Raum für den Abtransport der Wärme hat.
 
Die häufigste Frage unserer Leser war „lohnt es sich das Spiel, eben weil es erneut zum Vollpreis erscheint, noch einmal zu kaufen“. Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Mich zog die Geschichte um Joel und Ellie sofort wieder in ihren Bann. Man muss aber ebenso erwähnen, dass es sich ansonsten um das gleiche Spiel handelt, was schon auf der PS3 vor einem Jahr erschienen ist. Wer das verpasste, sollte jetzt definitiv auf der PS4 zuschlagen, wobei es auch in einem schicken Bundle zu haben gibt, wodurch das Game nur noch mit 30 Euro zu Buche schlagen würde. Dem Rest kann ich die 55 Euro Launch Entscheidung nicht abnehmen.  




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Forum
  • von Retrorunner:

    Fake. Beide Hauptcharactere sind männlich ...

  • von Darkshine:

    ...

  • von Mistercinema:

    Heute, spätestens Morgen geht es auch nochmal los. Hatte es zwar letztes Jahr auf der play2019 nochmal von Vorne gestartet, aber nicht weit gekommen und seitdem nicht weiter gemacht. Gestern dann total (positiv) überrascht, als man mich plötzlich auf HDR hinwies und ich doch bitte einige...

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