Resident Evil 6 - eine Achterbahnfahrt im Test

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Resident Evil geht in die sechste Runde. Mittlerweile begleitet uns die Serie bereits über drei Konsolengenerationen und hat schon die ein oder andere Verwandlung mitgemacht. Vor allem der Schritt von Teil 3 zu 4 war enorm. Man ging weg von der klassischen »Panzersteuerung« hin zu einer Über-Schulter Perspektive. Deshalb sprechen viele von der ersten und der zweiten Trilogie, da die aktuelleren Fortsetzungen eher actionorientierte Spieler angesprochen haben als die konservativen Survival Horror Fans. Mit Resident Evil 5 hat man sich damit aber mehr Feinde als Freunde gemacht, denn besonders gut kam es bei alteingesessenen Anhängern nicht an, trotz sehr guter Wertungen. Dennoch verkaufte es sich wie warme Semmeln und konnte vor allem durch das gelungene Koop-Spiel punkten. Kehrt man in Teil 6 zu alten Tugenden zurück?

resident-evil-6-03Viele hatten durchaus gehofft, da der Produzent von Teil 5 sagte, dass man beim Nachfolger vielerlei anders machen möchte. Er sollte zwar Recht behalten, was aber nicht heißt, dass man Back to the Roots geht. Dennoch fühlt sich Resident Evil 6 zu Beginn an wie eine Art Best Of-Compilation. In der Rolle von Leon S. Kennedy wacht man in einer von Flammen verzehrten Stadt inmitten eines Tumults von Menschen auf und versucht sich zu orientieren. Man glaubt sich in der Hölle von Raccoon City wiederzufinden, doch Raccoon ist bereits lange Geschichte. 15 Jahre sind mittlerweile seit dem Zwischenfall vergangen und Leon hat eine andere Mission. Tall Oaks heißt das verschlafene Städtchen, das unter einem bioterroristischen Angriff zugrunde geht. Das Tragische an der Sache wird am Anfang in einer Art Rückblende klar. Der Präsident der Vereinigten Staaten war zu Besuch und fiel dem terroristischen Anschlag zum Opfer. So muss Leon die folgenschwere Entscheidung treffen, ihn mit einer Kugel niederzustrecken.

resident-evil-6-11Fortan beginnt die Jagd nach den Drahtziehern des Attentats, die sich über die ganze Welt erstreckt. Eins kann man Capcom nicht absprechen: Sie wissen wie man eine Geschichte bombastisch und actionreich zu inszenieren hat. Teils zwar etwas übertrieben, so dass man sich fühlt wie bei Devil May Cry oder einem John Woo Film, aber dennoch unterhaltsam. In insgesamt vier Akten erfahren wir bröckchenweise die Story hinter Resident Evil 6, die anfangs verworren scheint, sich zum Glück am Ende logisch auflöst. Bis dorthin ist es ein langer und steiniger Weg mit zahlreichen Höhen und Tiefen.

Vor der Veröffentlichung war man besonders stolz darauf, dass die verschiedenen Kampagnen sich komplett unterscheiden sollen. Leon durchstreift eine eher klassische Gruselkulisse mit Zombies, die aus dunklen Ecken hervorkriechen. Mit seiner Partnerin Helena geht man auf die Jagd nach den Drahtzieher des Anschlags und trifft dabei auf alte Bekannte. Beispielsweise Chris Redfield, der zusammen mit Piers Nivens versucht Elitekämpfer der Zombiehorde niederzustrecken. Im Gegensatz zu Leon's Kampagne ist der Akt von Chris deutlich actionreicher geworden und leider auch dementsprechend langweilig. Oft läuft man nur von einem Punkt zum nächsten um spawnende Monster den Garaus zu machen, nur um zum nächsten Punkt zu hetzen. Rätsel sucht ihr vergeblich, dafür gibt's nen Haufen Gegner zu eliminieren.

resident-evil-6-07Der Dritte im Bunde ist Jake Mueller, seines Zeichens mindestens so cool wie sein Vater, Albert Wesker. Doch Jake steht in Resident Evil 6 eine besondere Rolle zu, denn er wird in der Position sein die Welt zu retten - oder auch nicht. Klingt episch, nicht wahr? Spielerisch ist Jake's Kampagne auch die Beste geworden mit abwechslungsreichen Schleich- und Actionpassagen. Er und Partnerin Sherry Birkin, die vielen aus Teil 2 der Serie bekannt sein dürfte, werden während der gesamten Geschichte vom Usthanak verfolgt. Hier fühlt man sich ein paar Jahre zurückversetzt als Jill noch in Raccoon City vor dem schier unverwundbaren Nemesis flüchten musste.

So hat Capcom versucht, den Spirit der bisherigen Spiele wiederaufleben zu lassen. Es sind eben diese kleinen Details, die einen an die goldenen Zeiten der Serie erinnern wollen. Das soll beileibe nicht heißen, dass Resident Evil 6 schlecht ist, gewiss nicht, jedoch macht man sich anhand vieler Quick Time Events, die zudem oft nahezu unfair platziert sind, einiges kaputt. Der Wegfall des Dokumente Sammelns lässt das Spiel noch straighter, aber auch oberflächlicher erscheinen. Man hat es dennoch geschafft den Spieler trotz der Widrigkeiten an die Konsole zu fesseln, weil die Geschichte spannend erzählt ist und stets Fragen offen lässt, bis sie am Ende aufgeklärt wird.

resident-evil-6-06Gefallen haben auch die neuen Spielelemente. Vor allem das Sliden und Kriechen lässt einige neue Taktiken zu und wer diese beherrscht, wird wenig Probleme mit den zum Teil starken Gegnern haben. Toll finde ich die Weiterentwicklung in Sachen Koop Gaming. Nicht nur, dass man zu zweit die Kampagne bestreitet, es gibt auch zahlreiche Punkte in den Episoden in denen zwei Teams aufeinandertreffen und so kurzzeitig zu viert versuchen das aktuelle Ziel zu erreichen. Außerdem gibt es Stellen im Spiel in denen die Gegner unendlich lange Spawnen. Hier können andere im Spielmodus Agent Hunt mit in das Spiel einsteigen und den übrigen Helden das Leben schwer machen. Leider hat man keinerlei spielerische Vorteile dadurch, da man keine Skillpunkte erhält. Diese sammelt man dafür fleißig im Mercenaries Modus, der natürlich auch mit dabei ist.

Würde jetzt jemand eine Pistole auf mich richten und eine Wertung verlangen, dann müsste ich wohl elendig sterben. Selten war ich bei einem Spiel so einem Gefühlschaos ausgesetzt. Von verblüffter Faszination bis hin zur enttäuschten Frustration war alles dabei. Darum gilt es mehr denn je, sich von Resident Evil 6 selbst ein Bild zu machen. Man sollte sich von der Demo nicht täuschen lassen, denn das Spiel hat weitaus mehr Facetten als dort gezeigt wird, im positiven als auch im negativen Sinne. Wer sich darauf einlässt, wird aber Wochen damit verbringen können. Trophyjäger müssen nahezu 80 Stunden investieren, um ihre ersehnte Platintrophäe zu ergattern. Wer also Lust auf Koop hat, der soll mir Bescheid geben ;)




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  • von Phill XVII:

    Vor einigen Jahren habe ich es auch durchgespielt. Ich habe viele Resis gespielt aber von 6 ist fast nichts hängengeblieben. Ich könnte sogar noch viel mehr Sachen aus Outbreak aufzählen. Wie gerne hätte ich Outbreak Remake / Remaster. Hell, mir würde sogar ein liebloser 0815 Port reichen....

  • von aldi404:

    Jetzt weiß ich auch wieder genau, wo und warum ich damals aufgehört hab: Kapitel 2 von der Chris Kampagne; Panzer, RiesenBOWs, Eisenbahngeschütz, Luftabwehrkanonen, Beschützermission, tausende Feinde und endloses Geballere. Hoffe mal es deeskaliert ein bisschen ab Kapitel 3 -_- Freue mich...

  • von Darkshine:

    Die Ada Kampagne gefiel mir mit Abstand am besten.

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