UFC Undisputed 3 ist, wenn der etwas exotische Personal Trainer mitgzählt wird, tatsächlich schon das vierte Game für Xbox 360 und PS3, in dem sich alles um die harte Sportart aus den USA dreht. Die Masse zeigt, dass unsere geliebten Entertainment-Maschinen bereits erstaunlich lange auf dem Markt sind und fast jede Idee bereits mehrfach umgesetzt wurde. Die Frage lautet also: Muss es wirklich das aktuelle Update zum Vollpreis sein oder bringt der knapp zwei Jahre alte Vorgänger genau so viel Spaß?

Genau wie seine Ahnen versucht auch der neue Klopper aus dem Hause THQ den Fans ein Höchstmaß an Realismus zu bieten. Wer also auf der Suche nach einem kurzweiligen Prügelspiel ist, sollte einen weiten Bogen um dieses Produkt machen. UFC Undisputed 3 kann durchaus als Anti-Tekken bezeichnet werden. Das Kampfsystem ist so komplex, dass sich selbst Genre-Veteranen zu Beginn überwältigt fühlen werden. Schnelle Schläge führen nur selten zum Sieg und übertriebene Special-Moves gibt es überhaupt nicht. Wir haben es mit einer ausgewachsenen Kampfsport-Simulation zu tun und die Macher haben keine Mühen gescheut, um die Konfrontationen so in Szene zu setzen, wie sie auch in der Wirklichkeit ablaufen. Wenn Ringer oder Experten für Ju-Jutsu gegen Kickboxer antreten, ist das Ergebnis oft erstaunlich. Meistens liegt der Mann mit dem härteren Punch nach einigen Minuten auf dem Boden und gibt auf, da eins seiner Körperteile schmerzhaft verdreht wird.

Es ist nicht leicht, eine gute Taktik zu entwickeln und die Steuerung zu verinnerlichen. Wer allerdings mindestens eine Stunde Einarbeitungszeit investiert und über das Mindestmaß an Fingerspitzengefühl verfügt, findet selbst in scheinbar ausweglosen Situationen eine Möglichkeit, sich zu befreien. Besonders bei der Verteidigung sind ein gutes Timing und eine exakte Beherrschung der Analogsticks gefragt. Ein zeitraubendes Studium von Move-Listen ist trotzdem unnötig, da sich auf Wunsch Hinweise einblenden lassen. Obwohl das Kampfsystem schon immer das Aushängeschild der Serie war und als nahezu perfekt galt, wurde erneut nachgebessert. Es ist ebenso mutig wie konsequent, dass die Macher keine große Show abziehen. Statt unnütze neue Modi zu basteln oder dämliche Gimmicks (Tony Hawk, was ist nur aus dir geworden?) einzubauen, hat sich das Team hinter dem Edelklopper auf den Bereich konzentriert, den es am besten beherrscht. Gelegenheitsspieler bemerken die vielen kleinen Maßnahmen zur Steigerung der Realitätsnähe kaum, für echte Controller-Künstler sind die Verbesserungen aber eine kleine Offenbarung. Menschen, die nicht über den notwendigen Ehrgeiz verfügen, dürfen einen Amateur-Modus mit deutlich simplerer Steuerung aktivieren.

Muss ich hier wirklich alle Features aufzählen? Nein, denn UFC Undisputed 3 bietet genau das, was von einem modernen Genrevertreter erwartet werden darf. Vom schnellen 2-Spieler-Duell über diverse Schwierigkeitsgrade bis hin zum umfangreichen Karrieremodus, gibt es jede Menge Herausforderungen, die gemeistert werden wollen. Erwähnenswert sind die Trainingseinheiten, die nicht nur die Attribute von selbst kreierten Spielfiguren steigern, sondern darüber hinaus auch dabei helfen, die Spielmechanik besser zu verstehen. Da inzwischen klar zu sein scheint, dass der Online Pass nur die Vorstufe zur vollständigen Abschaffung des Gebrauchtspielmarktes darstellt, bringt es nicht mehr viel, sich über diese Einschränkung aufzuregen. Wer den beigelegten Code verwendet und damit den Wiederverkaufswert des Games verringert, darf sich über umfangreiche Online-Modi freuen. UFC Undisputed 3 bietet dank verschiedener Gewichtsklassen, abwechslungsreichen Spielvarianten und vielen freispielbaren Extras ohnehin schon eine tolle Langzeitmotivation, aber durch den internationalen Vergleich dauert es eine Ewigkeit, bis die Faszination wirklich nachlässt. Natürlich gibt es wieder die Möglichkeit einem Camp beizutreten und durch gute Leistungen gemeinsam mit verbündeten Zockern am Ruhm des Teams zu arbeiten. Dieses Feature ist für ein Beat-´Em-Up weiterhin ungewöhnlich und sorgt dafür, dass eine Wettkampfatmosphäre aufkommt, in deren Genuss sonst nur Clan-Mitglieder in Ego-Shootern kommen.

UFC Undisputed 3 übertreibt nicht. Das gilt auch für die Optik. Während artverwandte Games jeden Schlag spektakulär mit Lichteffekten in Szene setzen, fliegen im Octagon (so heißt der achteckige Ring) höchstens ein paar Schweißperlen oder Blutstropfen durch die Luft. Da wir uns alle in einem Zustand permanenter Reizüberflutung befinden, wirkt diese Art der Darstellung zunächst etwas trist. Nach einigen Minuten weiß der hohe Grad an Realismus aber durchaus zu gefallen. Die kurze Zeitlupe nach besonders gelungenen Aktionen geht hier nicht im Wirrwarr der Farben unter, sondern hat die Möglichkeit ihre volle dramatische Wirkung zu entfalten. Die Charaktermodelle überzeugen durch Detailreichtum und ein sehr umfangreiches Bewegungsrepertoire. Von Frisuren über Tätowierungen bis hin zu Narben wurden alle Erkennungsmerkmale der UFC-Superstars auf ihre virtuellen Stellvertreter übertragen und dank des umfangreichen Editors bleiben auch bei selbst gebastelten Helden keine Wünsche offen. Das Schadensmodell verdient ein besonders großes Lob. Auch dem Gewinner sind die Strapazen nach einem harten Duell immer deutlich anzusehen.

Wie es sich für ein ernstgemeintes Sportlizenzspiel gehört, gibt es während der Kämpfe keine Musik zu hören. Nur während der Einmärsche und in den Menüs erklingen einige energiegeladene Tracks, die mit mit harten Gitarrenriffs und ausreichend „Beats per Minute“ auf das brachiale Geschehen einstimmen. Sobald der Kampf beginnt, sorgen die Profi-Kommentatoren und das Publikum für Stimmung. Auch die Soundeffekte stimmen und wenn eine rechte Gerade mit voller Wucht ihr Ziel erwischt, macht man sich tatsächlich etwas Sorgen um den Gesundheitszustand der künstlichen Menschen auf dem Bildschirm.