Besuch bei Marchsreiter Communications im Test

neXGam on Tour. Nachdem wir vor einiger Zeit die schicken Büroräume von SEGA Deutschland besuchten, statteten wir dieses Mal Marchsreiter Communications in München einen Besuch ab.

Besuch-bei-Marchsreiter-Communications-3Ein Name, der vielen von euch erstmal nichts sagen wird. Doch die Adresse in der Münchner Innenstadt, unweit des Hauptbahnhofes, ist mittlerweile zu einer wichtigen Größe auf dem deutschen Markt gewachsen. Wird hier doch ein guter Teil der PR-Arbeit für Firmen wie Codemasters, Empire Interactive, Atari oder Namco erledigt.

Dabei sieht man das dem Office im Münchner Westend rein äußerlich kaum an, denn abgesehen vom Briefkasten weist optisch erstmal nichts auf die Company hin - und den Briefkasten samt Büro muß man auch erstmal finden. Gut versteckt vor neugierigen Blicken ist das Office nur mit etwas Entdeckersinn ausfindig zu machen.

Wie erwähnt handelt es sich bei Marchsreiter Communications um keinen herkömmlichen Publisher, sondern vielmehr um eine unabhängige PR-Agentur, die aber eng mit dem Gaming Business verbunden ist. Hier nimmt man sich spezieller Zielgruppen an - neXGam fällt als „Fachpresse“ in diesen Bereich, aber auch spezielle Publikumsmedien (z. B. Der Spiegel) werden von hieraus betreut. Im Prinzip bilden die hier rackernden Jungs und Mädels sowas wie das Bindeglied zwischen dem Hersteller der Spiele sowie den Presseleuten und sind für die Presse erster Ansprechpartner bei Fragen.

Wir freuen uns euch ein kurzes Interview mit Marchsreiter PR Beraterin Janina Wintermayr präsentieren zu können.

neXGam: Hallo Janina, schön dass du Zeit findest. Marchsreiter Communications sagt den meisten Leuten da draußen erstmal nichts. Um die PR Belange welcher Firmen kümmert ihr euch denn genau, kannst du vielleicht mal ein paar Namen aufzählen?

Besuch-bei-Marchsreiter-Communications-1Janina Wintermayr: Nun zum Beispiel Codemasters, Sony Online Entertainment oder zu einem guten Teil auch Atari. Zudem sehr stark auch den MMO Bereich, also Titel wie Herr der Ringe Online, Eve Online oder Empire of Sports.

neXGam: Und wie darf man sich die Zusammenarbeit mit den Spieleherstellern vorstellen? Kommen die mit einem festen Plan oder stellen sie einfach ein Budget und sagen „macht mal!“ ?

Janina Wintermayr: Nein, in der Regel wird gemeinsam ein PR Plan erarbeitet, also eine grobe Übersicht in welche Richtung es gehen soll. Dabei bringt jede Seite ihre Vorstellungen hinsichtlich der Grundlage ein, alles darüber hinaus liegt aber bei uns.

neXGam: Wieviele „Marchsreiter“ sind hier beschäftigt?

Janina Wintermayr: *überlegt* Insgesamt besteht unser Kernteam aus 9 Personen, eingerechnet unsere beiden PR Trainee und die Buchhaltung. Im Falle von speziellen Projekten können es allerdings auch schon mal mehr werden ...

neXGam: Glaubst du, dass in Zukunft der Trend weiter verstärkt hin zu unabhängigen PR Agenturen geht?

Janina Wintermayr: Outsourcen an Agenturen ist ja kein neuer Trend. Spielehersteller holen sich PR-Agenturen zur Unterstützung (entweder bei Einzelprojekten oder langfristigen PR-Maßnahmen) wenn die internen Kapazitäten nicht aussreichen oder ein Produkt/Projekt besondere Kompetenzen verlangt. Gerade bei Casual Games kommen verstärkt PR Agenturen zum Einsatz, da sich diese Titel nicht an die klassischen Gamer richten. Hier müssen vor allem die Publikumsmedien angesprochen werden - also Medien, zu denen PR-Agenturen einen engeren Konktakt pflegen als Spielehersteller.

neXGam: Das leuchtet ein. Die klassische Frage, die sicherlich viele Leser interessiert: Was muß man denn mitbringen, um so einen Job wie deinen machen zu können?

Janina Wintermayr: Generell muß man sich mit der Medienlandschaft auskennen und natürlich auch über Hintergrundwissen zu Video- und Computerspielen verfügen. Bei Lücken kann man sich ja aber immer noch einarbeiten. Wichtig für den PR Bereich ist zudem Kontaktfreudigkeit, denn ein Großteil der Arbeitszeit geht für Gespräche mit Journalisten auf Messen/Events, per Telefon, e-mail usw. drauf. Eine abgeschlossene Ausbildung oder Studium ist gewünscht, prinzipiell haben aber auch Quereinsteiger immer noch Chancen.

neXGam: Einige Leser kennen dich vielleicht noch als Redakteurin der MAN!AC und der Mobile Gamer. Wie bist du damals in die Branche gekommen?

Janina Wintermayr: Eigentlich ganz einfach: In einem Magazin des Computec Verlags gab es eine Stellenausschreibung und auf die habe ich mich einfach mal beworben. Ich hatte nicht mit einer Zusage gerechnet, doch es wurden daraus zwei Jahre Volontariat beim offiziellen Xbox Magazin. Von dort aus ging es dann im Herbst 2004 weiter zum Cybermedia Verlag, bei dem MAN!AC und die Mobile Gamer erscheinen.

neXGam: Hattest du manchmal das Gefühl als Frau in der eher von Männern dominierten Videospielbranche nicht ernst genommen zu werden? Bei einem Videospielredakteur erwarten viele einen jungen Mann in Jeans, mit Game T-Shirt und ungesunder Haut ?

Janina Wintermayr: Es gab tatsächlich Momente in denen ich anfangs das Gefühl hatte, nicht ganz ernst genommen zu werden. Vor ein paar Jahren gab es ja auch noch viel weniger Frauen in der Branche. Zwar ist es immer noch eine sehr männerdominierte Szene, doch mittlerweile hat sich das schon etwas gewandelt. Zudem gab mir dies die Gelegenheit immer wieder wunderbar mit typischen Klischees über weibliche Gamer zu spielen. (vonwegen Reiterhof-Spiele und rosa Nintendo DS ..)

neXGam: Ich stelle mir gerade die Reaktion deiner näheren Umgebung vor. Was haben denn die Eltern gesagt? Mädel, warum denn nicht was „normales“? Warum denn diese anrüchigen Videospiele?

Janina Wintermayr: Ich hatte sehr viel Glück mit meinen Eltern. Zunächst waren sie natürlich geschockt, als ich mein Studium der Wirtschaftsinformatik hinwarf und von meinen Plänen erzählte. („Du willst WAS machen?“). Aber letztlich haben sie mich dann auch unterstützt und fanden es nach einiger Anlaufzeit auch richtig cool.

neXGam: Vermisst du manchmal die Arbeit in der Redaktion?

Janina Wintermayr: Alles hat so seine Highlights, aber ja, ich war sehr gerne Redakteurin. Es ist halt eine andere Art der Arbeit, als Redakteur erhält man einen tieferen Einblick in die Spieleszene und du bist immer tagesaktuell auf dem Laufenden. Jetzt konzentriere ich mich natürlich verstärkt auf die Games unserer Kunden.

neXGam: Wie siehts denn mit deiner „Zockerkarriere“ aus, wann hast du begonnen und auf welchem System?

Janina Wintermayr: Wie vermutlich jedes Kind in meiner Generation ging alles mit dem alten Game Boy los. Dann war aber erstmal eine kleine Lücke, in der höchstens mal ein paar PC Spiele (á la Pinball) eingelegt wurden. Doch das änderte sich schlagartig, als ich zum ersten Mal Resident Evil auf der PlayStation gespielt hatte. Generell war ich immer eher Konsolenspieler (von PSone über PS2 hin zu PS3/Xbox360/Wii)

neXGam: Und was sind so deine absoluten All-Time Favoriten?

Janina Wintermayr: Auf jeden Fall Resident Evil. Außerdem die Halo Reihe und auch Mass Effect würde ich noch dazu zählen.

neXGam: Und was wird derzeit privat gern mal eingelegt bzw. auf welche Titel wartest du derzeit sehnsüchtig?

Janina Wintermayr: Über Xbox Live aktuell gerne mal Bad Company - und auch Race Driver GRID. Auf was ich gegenwärtig besonders warte? Eher die härteren Sachen, also Resident Evil 5 oder auch Dead Space.

neXGam: Wie ist es hier im Office - wird in Ruhezeiten schon mal der Nintendo DS gezückt, um sich selbst von der Qualität der betreuten Produkte zu überzeugen? :-)

Janina Wintermayr: Während der Arbeitszeiten natürlich weniger, dazu fehlt uns einfach meist die Zeit. Hier wird dann viel in der Freizeit nachgeholt, denn die Spiele unserer Kunden sehen wir uns natürlich alle an.

neXGam: Vielen Dank für das Interview! (September 2008)

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