Wenn man Zeno Clash mit einem Wort umschreiben müsste, würde einem der Begriff „Bizarr“ sofort einfallen. Denn damit gibt man perfekt wieder, was diesen Titel so ausmacht. Alles an ihm wirkt anders, als man es von den meisten anderen Spielen her gewohnt ist.
Da ist zum einen die Entscheidung der Entwickler, ein Prügel-Spiel aus der Ego-Perspektive zu erschaffen. Damit haben sie neue Wege betreten, denn so etwas gab es in dieser Form zuvor nicht. Zwar gibt es diese Sichtweise bereits in anderen Genres, wie zum Beispiel die Ego-Shooter, (Halo) oder Jump’n Run Spiele (Mirrors Edge). Doch bei Beat’em Ups ist es noch verwendet worden.
Die Figur deines Vertrauens heißt Ghat, der angeblich seinen, und dies ist kein Schreibfehler, Vater-Mutter umgebracht hat. Daraufhin wird er von seinen Geschwistern gejagt, die ihn dafür lynchen wollen. Nur Deadra, seine Freundin, steht ihm zur Seite und begleitet ihn ins Exil. Und nach und nach erfährt man, was dazu geführt hat, das der Protagonist anscheinend seinen Erzeuger getötet hat.
„Bizarr“ ist auch, was für eine Familie der Held hat. Er selbst ist noch menschlich, doch es gibt welche, die Vogel-Merkmale haben. Andere wirken wie unförmige Fleischklumpen die entfernt eine humanoide Gestalt haben. Und Vater-Mutter selbst ist ein Riese mit einem Schnabel und Krallen statt Füßen. Und gegen alle heißt es, sich durchzusetzen.
Um dich zu Wehr zu setzen stehen dir hauptsächlich deine Fäuste zur Verfügung. Nach und nach erhältst du in „bizarren“ Flashbacks, Tutorials, die dich lehren was für Angriffs- und Verteidigungs-Möglichkeiten du hast. Du hast von Anfang an einen leichten und einen schweren Schlag, die du miteinander kombinieren kannst. Später ist es dir auch möglich dem Angriff eines Gegners auszuweichen und sofort einen Konter durchzuführen. Nach einer gelungenen Kombo fliegt dann schon mal dein Gegner nach hinten, so dass du ihn treten kannst. Im Liegen ist dein Opponent allerdings schwieriger zu treffen, als wenn er steht. Es fällt schwer, die richtige Distanz zu finden um ihm einen kräftigen Tritt zu verpassen, damit er ja nicht aufsteht.
Doch nicht nur dein Körper steht als Waffe zur Verfügung, sondern auch gewisse Gegenstände. So kannst du Schädelbomben aufsammeln, die beim Werfen explodieren. Oder Schusswaffen, mit denen du gut platzierte Schüsse abgeben kannst. Hier ist allerdings das Manko, dass das Fadenkreuz nicht so gut erkennbar ist. Für die großen Brocken sind eh Knüppel empfehlenswert. Doch auch hier fällt es manchmal schwer, die Distanz richtig einzuschätzen. Wenn man zu nahe kommt, meistens ohne es zu wollen, erhält man einen Schlag, der sich gewaschen hat.
Und so muss man sich oft gegen mit der gelungenen Steuerung diverse Gegner durchsetzen. Dabei fällt auf, dass das Spiel stark gescripted ist. In diesem Fall ist dies jedoch kein Manko, sondern eine bloße Feststellung. Und es soll nicht heißen, dass einem der Titel langweilig wird. Das Gegenteil ist eher der Fall, Zeno Clash ist äußerst abwechslungsreich geworden. So prügelst du dich nicht nur mit normalen Gegnern, bis deren Lebensenergie zur Neige geht, sondern musst dich auch gegen allerlei Getier durchsetzen, welches zwar deutlich weniger vertragen kann, als die normalen Gegner, dir aber auch gut zusetzen kann. Ebenso gibt es auch andere Szenen, die das Spiel auflockern. So musst du sogar einmal für dich und deine Freundin auf die Jagd gehen.
Die Action findet immer in einem in sich abgeschlossenem Areal statt. Es sind Schlauchlevel, wie man sie unter anderem aus Final Fantasy XIII her kennt. Doch bieten sie genügend Platz, um deinen Gegner auszuweichen und wieder zuzusetzen. Allerdings kann es vorkommen, dass man sich zu sehr auf einen Gegner konzentriert und man nicht bemerkt, wie sich ein Feind in deinen Rücken bewegt und dort zuschlägt. Dies ist auf Grund der Ego-Perspektive so und man muss damit leben.
Und um wieder das Wort „Bizarr“ zu verwenden: Die gesamte Grafik ist so. Es ist, als ob die Entwickler sich ein Vorbild an diversen Abstrakten Künstlern genommen haben, dazu noch ein paar Albträume und fertig ist die Welt von Zeno Clash. Klar, es gibt Spiele deren Darstellung besser wirkt. Aber diese haben auch deutlich mehr Budget zur Verfügung, als die Entwickler ACE Team.
Gut gelungen sind auch der Soundtrack und die englischen Sprecher. In diesem Fall ist es sogar ganz gut, das auf eine deutsche Synchronisation verzichtet wurde, weil sonst so einiges an Atmosphäre verflogen wäre. Außerdem hat man ja auch die Möglichkeit, sich Untertitel einblenden zu lassen.
Zeno Clash: Ultimate Edition ist ein Spiel, das einfach anders ist. Die Entscheidung, einen Prügler aus der Ego-Perspektive zu entwickeln ist mutig und wurde adäquat umgesetzt. Dabei überzeugt der Titel vor allem dadurch, dass er so bizarr ist. Dies macht einen Großteil des Charmes aus, dem man sich als Spieler kaum entziehen kann. Aber auch der Rest ist sehr gut gelungen. Die Steuerung geht einem sehr locker von der Hand und man prügelt sich einfach gerne. Einziges Manko ist, das es manchmal einem schwer fällt die Distanz richtig einzuschätzen. Dennoch sollte man ruhig einen Blick auf das Spiel werfen. Man wird es nicht bereuen.