Quake 4 (uk.) im Test

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Für echte Hardcore-Gamer gibt es wohl nichts Schlimmeres, als wenn Spiele aufgrund ihres fraglichen Inhaltes hierzulande geschnitten in die Läden kommen. Genau dieser Albtraum ist für deutsche Spieler bei Quake 4 wieder einmal grausame Realität geworden. Da die gesamte Reihe schon immer gerne innerhalb kürzester Zeit nach Release indiziert wurde, haben die Entwickler von Raven Software bei der deutschen Umsetzung bei so mancher Szene den Zensurstift angesetzt, so um ein weiteres Quake vor dem Index zu retten. Da so etwas kein Mensch eigentlich möchte, haben wir natürlich keine Kosten und Mühen gescheut um für euch an das ungeschnittene Original zu kommen. Wie sich das neuste Machwerk aus der Quake Reihe schlägt, erfahrt ihr im folgenden Review!
Quake 4 knüpft nahtlos an die Story von Quake 2 an. Ihr übernehmt die Rolle von Matthew Kane, der zusammen mit seinem Squad auf den Mars geschickt wird, um gegen die Strogg zu kämpfen. Bei den Strogg handelt es sich um menschliche Cyborgs, die die Erde invasieren wollen. Nachdem jedoch der erste Versuch der Strogg die Erde zu invasieren fehlgeschlagen ist und die Menschen nach ihrem erfolgreichen Befreiungsschlag den Krieg schon gewonnen glaubten, formieren sich die Strogg nun neu. Dies macht es erforderlich, einen weiteren, schnellen Schlag gegen den Heimatplaneten der Strogg auszuführen. Eure Aufgabe ist es nun diesen Schlag gegen die Strogg zu führen und ihnen endgültig den Gar auszumachen.

Storymäßig ist Quake wie gewohnt sehr flach gehalten, aber das soll uns auch gar nicht weiter stören. Vom Spielablauf her hat sich nach wie vor nichts geändert, sofern man den Tournament Titel außen vor lässt. Ihr startet das Spiel von der Absturzstelle aus und kämpft euch langsam von Raum zu Raum immer tiefer ins Innere der Strogg Basis. Während der Invasion geht regelrecht die Post ab. Kampfjets bombardieren feindliche Kanonenstellungen, überall kracht und knallt es, gigantische Mechs stampfen im Hintergrund und schießen auf alles, was nicht menschlich ist. Im Eifer des Gefechts verfolgt ihr das Geschehen Genre-typisch aus der 'Ich-Perspektive', lediglich ein kleiner Ausschnitt eurer Wumme ist noch zu sehen. Apropos Wummen. In Quake gibt es ein umfangreiches und zugleich mächtiges Waffenarsenal, mit dem sogar die riesigen Stroggs vor euch zittern werden. Neben der normalen Schusswaffe und dem Maschinengewehr kommen euch relativ schnell weitaus stärkere Waffen zu Gute. Neben Granatenwerfer, Schrotflinte, Railgun, und dem unverzichtbaren Rocketlauncher finden noch einige weitere Waffen in eurem Inventar Platz.

Auf einen sekundären Schussmodus, der eigentlich in jedem guten Shooter vorhanden ist, wurde leider verzichtet. Allerdings werden im späteren Verlauf der Story eure Schießeisen nach und nach ordentlich aufgemotzt. So verbessert sich die Nailgun nicht nur um eine höhere Schussfrequenz, sondern verfügt nun auch noch über eine automatische Zielerfassung, mit der ihr gleich mehrere Stroggs auf einmal aufs Korn nehmen könnt. Eure Kontrahenten stellen sich in Quake 4 leider nicht all zu intelligent an, selbst im späteren Spielverlauf sind die Kerle alles andere als geschickt. Trotzdem solltet ihr die schnelle Spielgeschwindigkeit von Quake 4 zu euren Gunsten nutzen, denn die Schwächen, die die K.I. aufweist, betreffen nicht das präzise Zielvermögen. Nur wer geschickt ausweicht und die Deckung zu seinem Vorteil nutzt, kommt in Quake weiter. Der Rest ist auf die oft versteckten Medi Packs angewiesen oder muss häufig Gebrauch von der Savefunktion machen.

Während das technisch verwandte Doom mehr auf Schockmomente setzt und euch durchgehend durch die Dunkelheit scheucht, ist es bei Quake die meiste Spielzeit über recht 'angenehm' (zumindest im Vergleich zu Doom) beleuchtet. Ab und an wird es aber doch notwendig die Taschenlampe zu zücken. Diese wurde aber erfreulicherweise in die Pistole, sowie ins Maschinengewehr integriert, so dass das lästige Hin- und Herschalten nun nicht mehr weiter eure Nerven strapazieren wird. Alle anderen Waffen müssen allerdings weiterhin ohne Lampe auskommen.

Der Hauptteil des Spiels führt euch von einem Raum zum Nächsten. Mit viel Abwechslung im Leveldesign kann Quake nicht unbedingt protzen. Zwar gibt es nun auch endlich kurze Levelabschnitte, in denen ihr Außenareale betreten könnt, allerdings bringt das auch nicht wirklich die nötige Abwechslung ins Spiel. Richtige Aufgaben oder gar Rätsel sucht man vergeblich, schließlich hat man es hier mit einem Quake Titel zu tun. Hauptsächlich verbringt ihr die ungefähr elf Spielstunden damit versperrte Türen zu öffnen, bestimmte Teammitglieder zu eskortieren oder Schalter zu drücken. Dabei verhält sich das Leveldesign äußert linear. Unterschiedliche Wege oder verstecke Passagen gibt es so gut wie keine. Sollte das Spiel euch vor die Wahl zwischen zwei Türen stellen, dann könnt ihr euch zu 100% sicher sein, dass eine der beiden Durchgänge versperrt oder Sackgassen sind. Zwar fällt so lästiges Suchen nach dem nächsten Weg flach, aber das Ganze wird schon nach relativ kurzer Zeit zur Gewohnheit, so dass es insgesamt zu anspruchslos rüberkommt.

Zwischen den Levels dürft ihr mit einigen Vehikeln durch öde Marslandschaften brausen. Statt Stroggs stellen sich euch nun Geschütztürme, Flugeinheiten oder Mechs in den Weg. Diesen könnt ihr dann entweder mit einem Mech, einem Panzer oder einem stationären Geschütz auf einer Tram ordentlich einheizen. Bis auf den Mech habe ich die kurzen Fahreinlagen eher als unnötige Pausenfüller empfunden, denn sie machten vielmehr den gezwungenen Eindruck, dem Spieler mehr bieten zu müssen, als einen Raum nach dem anderen zu säubern. Zwar macht es die ersten paar Minuten spaß, aber so cool wie z.B. den Warthog in Halo zu steuern ist es allemal nicht. Dazu steuert sich der Panzer wie ein Luftkissenboot und der Mech nicht schwerfällig genug.

Großartig viele Zwischensequenzen gibt es leider kaum und von Zeit zu Zeit dürft ihr dann auch mal einem mächtigen Endboss die Stirn bieten. Eine extrem wichtige Storywendung wurde von ID leider schon im Voraus preisgegeben. In der deutschen Fassung wurde die Veränderung eures Charakters allerdings komplett aus dem Spiel herausgeschnitten, lediglich der Blick in den Spiegel und eine lieblose Zwischensequenz zeigt euch was die Stroggs mit euch angestellt haben. Generell gesehen wurde in der deutschen Fassung alles geschnitten, was man wegschneiden kann.

Blutverschmierte Wände sind im Gegensatz zum Original komplett unversehrt, Splattereffekte gibt es grundsätzlich nicht und brutalere Sequenzen wurden unkenntlich gemacht oder, wie bereits oben beschrieben, komplett herausgeschnitten. Zwar sind die Bemühungen vom Hersteller zu honorieren, aber durch die extreme Zensierung leidet das Spiel an der hervorragenden Atmosphäre und muss so ordentlich Punkte in der Spielspaßwertung abgeben. Deswegen solltet ihr, wenn ihr an Quake 4 interessiert seid, unbedingt zur UK Pal greifen. Ihr müsst zwar knapp 70 Euro auf den Tisch legen, aber dafür genießt ihr auch das ungeschnittene Original und könnt mal sehen, wie finster es in den Seelen der Mitarbeiter von ID aussieht.

Geht das Spiel anfangs noch relativ harmlos vonstatten, wird es gegen Ende jedoch äußerst brutal. Dies geschieht nicht durch massenweise Splatterorgien, sondern durch die teilweise ziemlich kranken Stellen im Spiel. So wird zum Beispiel ein menschlicher Körper von zwei Stroggwesen seziert und anschließend sieht man den kompletten Körperinhalt. Auch zum Teil an die Wand genagelte Stroggs tragen ihren Beitrag dazu bei, dass das Spiel nicht für Kinderaugen bestimmt ist. Von der Steuerung ist Quake 4 super umgesetzt worden: strafen, zielen, Waffen wechseln und nachladen klappen selbst mit dem Controller super und geht prima von der Hand. Die feinfühlige Steuerung kommt euch im besten Part des Spiels, dem Multiplayer, zu Gute. Denn im Vergleich zu einem Perfect Dark Zero ist Quake schnell, unglaublich schnell. Hier müsst ihr fix reagieren, oder ihr seid nicht mehr als Kanonenfutter für die Pros. Beim Multiplayer wurde erfreulicherweise kaum bzw. so gut wie gar nicht herumexperimentiert. Es bleibt alles beim Alten und macht sehr viel Spaß. Neben den üblichen Verdächtigen a là Deathmatch, Teamdeathmacht und CTF ist auch der Tournament-Modus wieder mit von der Partie. Letzterer eignet sich am Besten für 1on1 Turniere. Ihr werdet dann wie bei richtigen Wettbewerben gegeneinander ausgelost und kämpft euch dann im K.O. System zum Finale vor.

Lediglich die etwas umständliche Spielervermittlung macht leider nicht immer einen so guten Eindruck. Lasst ihr euch einem Match zuteilen, dann kann es neben der manchmal etwas längeren Wartezeit auch zu Verbindungsproblemen kommen. Das kann zum Beispiel dadurch geschehen, dass es sich der Host kurz vor Spielbeginn doch noch einmal anders überlegt und einfach abspringt, dann könnt ihr höchstens noch darauf hoffen, dass die Leitung des Spiels an euch oder einen anderen geduldigen Spieler übergeben wird. Andernfalls verendet ihr in der Lobby und müsst so lange ausharren, bis das Spiel erkennt, dass keine Verbindung möglich war. Die deutsche Pal lässt euch übrigens nur mit Gleichgesinnten spielen, was somit noch ein Grund für den Kauf der UK Fassung ist. Die obercoole Mutliplayer-Ansage Stimme aus den vorigen Quake Teilen ist selbstverständlich auch wieder mit dabei und rockt das Haus.

Grafisch ist Quake nicht, wie man es vielleicht hätte erwarten dürfen, der 'Überhammer'. Der Doom 3 Engine merkt man sehr schnell an, dass sie einfach nicht für Außenareale geschaffen wurde und auch die ständig wiederholenden Gänge wirken auch nicht mehr so cool, wie damals bei Doom. Die Animationen der Maschinen und anderen technischen Anlagen im Spiel sehen aber wirklich cool aus. Die Spielercharaktere sind durch und durch gelungen und sind sauber modelliert, leider wurde aber bei Umsetzung auf die 360 geschlampt. Nicht nur, dass die Texturen minimal schlechter als auf der PC Fassung sind, ihr müßt euch zusätzlich noch mit einem leichten Dauerruckeln abfinden. Wer Doom 3 auf der Xbox durchgespielt hat, für den wird das zwar nicht all zu tragisch sein, aber es handelt sich ja schließlich nicht um eine ältere Konsole, deren Leistung nicht ausreichen würde. Sei es der Launchdruck oder was auch immer, aber das ist für so einen renommierten Spieleentwickler fast schon eine Blamage.

Beim Sound bekommt man die übliche Gruselmusik, wie es schon bei Doom 3, geboten wurde. Die tolle Sprachausgabe und Waffengeräusche tragen ihren Teil zur guten Atmosphäre bei.

Christopher meint:

Christopher

Wer nicht mehr von Quake 4 erwartet als einen guten, atmosphärisch dichten Shooter, wird absolut zufrieden sein. Quake Fans greifen sowieso zu, schon aus dem Grund, weil es Quake 2 als netten Bonus auf der Zusatz DVD gibt und aufgrund des hervorragenden Multiplayers. Leider wird dem Spiel eine Platzierung in der höheren Punkteregion wegen der durchwachsenen Umsetzung auf die 360 verwehrt.

Positiv

  • Dichte Atmosphäre
  • Quake 2 als Bonus!

Negativ

  • Mangelhafte Umsetzung
Userwertung
4.3 1 Stimmen
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Forum
  • von Shinobi MG:

    Ich habe Quake 4 damals auf der 360 zum Release gekauft und auch sofort durchgespielt. Mir hat es sehr viel Spass gemacht, was aber schon damals aufgefallen ist das die FPS sehr niedrig waren und direkt am Anfang im ( kleinen ) Außengebiet geruckelt hat. Ansonsten fand ich gerade die Bosskämpfe...

  • von khaos:

    Nee, nur 360. Kanns also auch nur als 360 Spiel bewerten. Aber dass die Level recht öde sind, die Waffen nicht fetzen und Story-Verlauf und Charaktere nicht fesseln, ändert sich ja dabei nicht.

  • von PatrickF27:

    Jetzt aber doch noch mal nachgefragt : Hast du es schon mal am PC gespielt? Ich denke das macht schon einen großen Unterschied im Gameplay bei diesem Titel, wenn man auf (sub) 30 FPS bei der 360 Fassung limitiert ist....

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Quake 4 (uk.) Daten
Genre Ego-Shooter
Spieleranzahl 1-8
Regionalcode PAL-UK
Auflösung / Hertz 50 / 60 Hz
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 02.12.2005
Vermarkter Activision
Wertung 8.3
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